Akrozyanose verläuft bei jungen Frauen meist gutartig
BAMBERG (ner). Junge Frauen mit blau verfärbten Fingern und Zehen bei Kälteexposition kann man beruhigen: Meist liegt lediglich eine harmlose Blau-Rot-Sucht vor, eine idiopathische Akrozyanose, die sich oft spontan wieder gibt.
Veröffentlicht:Ein 16-jähriges Mädchen und ihre Eltern, die sich im Bamberger Gefäßzentrum vorstellten, waren sehr beunruhigt über die anhaltende Blauverfärbung der Finger und der Fußzehen. Die Symptome waren verbunden mit leicht teigigen Schwellungen und Parästhesien. Es handelte sich um eine idiopathische Akrozyanose, berichtet der Angiologe Dr. Uwe Tautermann von der Sozialstiftung Bamberg (MMW 150 (10), 2008, 5). Typisch sei die blaurote Verfärbung akraler Hautabschnitte, außer an Händen und Füßen manchmal auch von Ohren und Nase.
Betroffen sind nach Angaben von Tautermann fast nur junge Frauen mit niedrigem Blutdruck - bei der Patientin betrug er 100/50 mmHg. Im Unterschied zum klassischen Raynaud-Syndrom treten jedoch keine anfallsartigen Gefäßspasmen auf. Trophische Störungen sind zudem sehr selten.
Typisch ist das Irisblendenphänomen: Die livide Hautverfärbung lässt sich mit dem Finger wegdrücken. Der entstehende zentrale ischämische Herd färbt sich nach dem Loslassen nur langsam wieder vom Rand her zyanotisch ein. Bei einem normalen Gefäßtonus würde sich die Haut sowohl vom Zentrum als auch vom Rand her röten.
Sichern lässt sich die Diagnose per Kapillarmikroskopie. Darin findet man sehr weite und geschlängelte Kapillaren, eine venolo-kapilläre Stase sowie vermehrt und stärker ausgebildete arterio-venöse Anastomosen. Eine weitere diagnostische Maßnahme ist die akrale Lichtreflexionsrheografie. Differenzialdiagnostisch bedeutsam ist die zentralbedingte Zyanose, etwa bei Pulmonalisstenose.
Als Ursache der idiopathischen Akrozyanose werden hormonelle Faktoren, Kontrazeptiva, Nikotinabusus und anderes diskutiert. Die 16-jährige Schülerin nahm jedoch keine Medikamente ein und rauchte auch nicht. Tautermann empfahl warme Handschuhe und Socken sowie Wechselbäder. Meist bilde sich das Phänomen spontan zurück, könne aber nach der Menopause wieder auftreten.