Infektionen
Großer Erfolg mit Typhus-Impfstoff
Ein konjugierter Typhus-Impfstoff für Kinder hat sich in Nepal als gut wirksam erwiesen: Der Schutz wird in Südasien wegen extrem resistenter Erreger dringend gebraucht.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Oxford. Bei über 20.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 Monaten bis 16 Jahren in Nepal hat sich eine Typhus-Konjugat-Vakzine (TCV) gegen Salmonella typhi als gut wirksam erwiesen.
Je etwa die Hälfte der Teilnehmer der Phase-III-Studie hatte nach dem Zufallsprinzip entweder den neuen Impfstoff oder eine Vakzine gegen Meningokokken A erhalten.
Über 80 Prozent Wirksamkeit
Im darauffolgenden Jahr waren sieben aus der TCV-Gruppe und 38 aus der Kontrollgruppe an Typhus erkrankt (durch Blutkultur bestätigt!). Dies bedeutet einen Rückgang der jährlichen Erkrankungsrate durch die Impfung von jährlich 428 auf 79 pro 100 000.
Für den Impfstoff wurde damit eine Effektivität von 81,6 Prozent ermittelt, berichten Forscher des TyVAC Nepal Study Teams um Mila Shakya von der Oxford University Clinical Research Unit (N Engl J Med 2019; 381: 2209).
Die Forscher bewerten die Schutzwirkung als großen Erfolg gegen Typhus. Es gibt zwar schon zwei Typhus- Impfstoffe, und zwar einen injizierbaren mit dem Vi-Polysaccharid und einen oralen Lebendimpfstoff mit abgeschwächten Erregern.
Beide werden vor allem in der Reisemedizin genutzt und haben sich in Ländern mit hohem Infektionsdruck und vor allem auch bei kleinen Kindern nicht bewährt.
Schutz für Endemieländer
Der neue Impfstoff für Menschen aus Regionen mit hoher Typhus-Inzidenz wird dringend gebraucht, betonen die Infektiologen Dr. Florian Marx aus Cambridge und Dr. Jerome H. Kim aus Seoul in Korea in einem „Editorial“ zu der Studie (N Engl J Med 2019; 381: 2262).
Nach Schätzungen erkranken weltweit jedes Jahr 10,9 Millionen Menschen und bei über 116 000 verläuft die Krankheit tödlich. Betroffen sind vor allem Menschen in Ländern mit mangelhafter Hygiene.
Nach den Angaben der beiden Infektiologen breiten sich in Indien, Pakistan und Bangladesch Infektionen mit extrem antibiotika-resistenten (XDR) Salmonella typhi aus. Für Betroffene bedeutet das lange Klinikaufenthalte und nur noch wenige Therapieoptionen. Hinzu kommt, dass Frühsymptome von Typhus unspezifisch sind und es nur wenig-sensitive diagnostische Tests gibt.
Das gilt auch für die Blutkultur, deren Einsatz zudem in Ländern mit schlechter medizinischer Infrastruktur begrenzt ist. In Endemieländern würden Antibiotika daher häufig schon bei Fieber mit Typhus-Verdacht eingesetzt, was die Resistenzbildung weiter beschleunigt.
Inzwischen wird befürchtet, dass sich XDR-Resistenzen auch in Endemieländer in Afrika ausbreiten, wo es kaum Versorgungsmöglichkeiten für Betroffene gibt.
Vakzine wurde in Indien entwickelt
Der neue Impfstoff Typbar-TCV wurde vom Unternehmen Bharat Biotech International in Indien mit Unterstützung der Bill and Melinda Gates-Stiftung entwickelt. Die Vakzine ist bereits von der WHO vorqualifiziert worden. In Indien ist der Impfstoff schon auf dem Markt. Weitere Studien damit laufen, und zwar in Bangladesch sowie in afrikanischen Ländern wie Malawi, Burkina Faso, Ghana und der Demokratischen Republik Kongo.
„Der neue Impfstoff ist ein wichtiger Schritt bei der weltweiten Bekämpfung von Typhus“, betonen die Infektiologen Marx und Kim. Wenn sich die Ergebnisse bestätigen, müssen Strategien damit zur Reduktion der Krankheitslast in Entwicklungsländern gefunden werden.