Keuchhusten
Impfung von Schwangeren schützt das Baby
Werden Schwangere gegen Keuchhusten geimpft, lässt sich damit die Wahrscheinlichkeit, dass sich ihre Neugeborenen in den ersten beiden Lebensmonaten mit dem Pertussis-Erreger infizieren, um mehr als 90 Prozent verringern.
Veröffentlicht:OAKLAND. Wie gut die Impfung von Schwangeren einen Keuchhusten bei Kindern innerhalb der ersten beiden Lebensmonate und des ersten Lebensjahres verhindern kann, haben US-amerikanische Wissenschaftler in einer aktuellen Studie überprüft (Pediatrics 2017;139(5):e20164091).
Darüber hinaus wurde in der von dem US-Versicherer Kaiser Permanente unterstützten Studie die Effektivität der Impfung von Schwangeren nach der Dreifachimpfung der Kinder mit einem Kombinationsimpfstoff DTaP, also gleichzeitig gegen Diphtherie und Tetanus und mit einer azellulären Pertussis-Vakzine, bestimmt. Denn es gab Hinweise über negative Wechselwirkungen.
Studie mit 150.000 Neugeborenen
An der Studie nahmen fast 150.000 Neugeborene teil, die zwischen 2010 – dem Jahr, in dem die Schwangerenimpfung erstmals empfohlen wurde – und 2015 in den 21 Kliniken von Kaiser Permanente in Nordkalifornien zur Welt kamen.
Die teilnehmenden Mütter mussten vor 1996 geboren sein, um sicherzustellen, dass sie zur Grundimmunisierung gegen Keuchhusten die Ganzkeim-Vakzine erhalten hatten. Die meisten Schwangeren wurden mindestens acht Tage vor der Geburt geimpft. Der Nachweis einer Pertussis-Infektion bei Kindern erfolgte mithilfe der Polymerasekettenreaktion (PCR).
Wie der Internist Dr. Roger Paul Baxter, Kodirektor des Kaiser Permanente Vaccine Study Center in Oakland, und seine Kollegen berichten, ermittelten sie innerhalb der ersten zwei Lebensmonate eine Wirksamkeit der Impfung von Schwangeren mit der Tdap-Vakzine von 91,4 Prozent (95%-Konfidenzintervall zwischen 19,5 Prozent und 99,1 Prozent). Im Zeitraum zwischen Geburt und Ende des ersten Lebensjahres lag sie bei 69,0 Prozent (95%-Konfidenzintervall zwischen 43,6 Prozent und 82,9 Prozent). Und selbst nach der Impfung der Neugeborenen gab es Hinweise auf einen zusätzlichen Nutzen der Impfung der Schwangeren.
Der Auswertung zufolge lag die Wirksamkeit der Impfung bei noch ungeimpften Neugeborenen bei 87,9 Prozent(95%-Konfidenzintervall zwischen 41,4 Prozent und 97,5 Prozent). Zwischen der ersten und zweiten DTaP-Impfstoffdosis für die Neugeborenen betrug die Wirksamkeit 81,4 Prozent(95%-Konfidenzintervall zwischen 42,5 Prozent und 94,0 Prozent), zwischen der zweiten und dritten Dosis 6,4 Prozent (95%-Konfidenzintervall zwischen –165,1 Prozent und 66,9 Prozent) und nach allen drei Impfungen 65,9 Prozent(95%-Konfidenzintervall zwischen 4,5 Prozent und 87,8 Prozent). Dieses Studienergebnis entspreche denen zweier Studien in Großbritannien und stütze die derzeitige Empfehlung in Kalifornien, Schwangere mit der Tdap-Vakzine zu impfen, so die Wissenschaftler. Die niedrige Impfeffizienz zwischen der zweiten und dritten Dosis(und das große Konfidenzintervall) erklären sie sich durch die wenigen Keuchhustenerkrankungen und den kurzen Zeitraum zwischen der Applikation dieser beiden Impfdosen.
Mögliche Empfehlung der STIKO
Die Erstimpfung gegen Keuchhusten erfolgt in den USA mit einem Kombinationsimpfstoff DTaP. Empfohlen wird die Impfung im Alter von zwei, vier und sechs Monaten.
Ohne die Impfung gegen Keuchhusten nimmt der durch die Antikörper der Mutter dargebotene Schutz im Laufe der ersten sechs Lebenswochen kontinuierlich ab, bis nach vier Monaten keine schützenden Antikörper der Mutter mehr nachweisbar sind.
Darüber hinaus wurde in bisherigen Studien festgestellt, dass Neugeborene von Müttern, die in der Schwangerschaft mit einer Tdap-Vakzine (reduziertes Diphtherie-Toxoid und azelluläres Pertussis-Antigen in niedriger Dosierung) geimpft wurden, einen höheren Antikörpertiter gegen den Keuchhustenerreger haben, bevor sie die erste DTaP-Impfdosis erhalten.
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkomission am Robert Koch-Institut (STIKO) die Impfung Schwangerer nicht explizit. In der aktuellen Empfehlung heißt es für die Grundimmunisierung, sie bei Säuglingen und Kleinkindern "zum frühestmöglichen Zeitpunkt, das heißt unmittelbar nach Vollendung des zweiten Lebensmonats, zu beginnen und sie zeitgerecht fortzuführen".
Für Frauen gilt: "Erfolgte die Impfung nicht vor der Konzeption, sollte die Mutter bevorzugt in den ersten Tagen nach der Geburt des Kindes geimpft werden."
Ein monovalenter Impfstoff gegen Pertussis existiert in Deutschland nicht, deshalb ist ein Kombinationsimpfstoff anzuwenden, und zwar im ersten Lebensjahr mit einem höheren Pertussis-Antigengehalt (aP).
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wird die STIKO "eine mögliche Empfehlung auf Basis der aus England und den USA zu erwartenden Studiendaten und Erfahrungen in naher Zukunft diskutieren."