Kardiologie

Künstliche Herzklappe raubt oft den Schlaf

Fast ein Viertel aller Patienten mit einer mechanischen Herzklappe klagt über Schlafstörungen. Schuld daran sind die sehr häufig zu vernehmenden Klappengeräusche, wie Wissenschaftler aus Norwegen berichten.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Mechanische Herzklappen verursachen beim Zusammenprall der Klappenflügel auf den Klappenring ein metallenes Geräusch.

Mechanische Herzklappen verursachen beim Zusammenprall der Klappenflügel auf den Klappenring ein metallenes Geräusch.

© Greg S. Fulton/BVMed-Bilderpool

BERGEN. Viele Patienten fühlen sich offenbar von den Geräuschen ihrer mechanischen Herzklappen so gestört, dass sie nicht schlafen können. Das zumindest ließen 23 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage verlauten, die zwischen 2000 und 2011 an der norwegischen Haukeland Universität in Bergen vorgenommen wurde. Die Auswertung wurde vor Kurzem von der Studienleiterin Dr. Kjersti Oterhals auf dem EuroHeartCare-Kongress in Jonkoping, Schweden, vorgestellt.

Wie die Pflegewissenschaftlerin berichtet, würde ein Drittel der befragten Patienten ihre implantierte mechanische Aortenklappe sogar gegen eine geräuschlose Prothese austauschen lassen, wenn das möglich wäre.

31%

der Befragten mit mechanischer Herzklappe hatte eine subklinische Insomnie; 17 Prozent litten an einer moderaten bis schweren Form.

Die meisten der insgesamt 245 befragten Patienten – 87 Prozent der Männer und 75 Prozent der Frauen – gaben an, dass sie das Schließen ihrer Klappe hören können.

Generell verursachen alle Typen von mechanischen Herzklappen beim Zusammenprall der Klappenflügel auf den Klappenring ein metallenes Klappgeräusch, den sogenannter Prothesenklick. Diesen kann sowohl der Patient als auch außenstehende Personen vernehmen.

Insomnie-Risiko erhöht

Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) gab an, dass sie diese Geräusche häufig vernehmen und sie manchmal auch von Außenstehenden zu hören seien. Als störend empfanden diese allerdings nur 16 Prozent der Patienten.

Doch immerhin hatten 31 Prozent der Teilnehmer eine subklinischen Insomnie und 17 Prozent hatten an eine moderate bis schwere Form. Hier gab es einen klaren Zusammenhang zwischen dem Wahrnehmen der Klappengeräusche und dem Auftreten einer Schlafstörung; sprich je mehr über solche Geräusche berichtet wurde, desto höher war das InsomnieRisiko.

"Wir könnten die Lebensqualität vieler Patienten verbessern, wenn wir mehr nach solchen Klappengeräuschen fragen würden und ihnen Ratschläge an die Hand geben, wenn sie diese als störend wahrnehmen", wird Oterhals in einer Pressemitteilung der European Society of Cardiology (ESC) zitiert. Bedenklich ist außerdem, dass nicht alle Patienten vor der Operation wussten, dass sie die eingesetzte Klappe womöglich hören werden.

Schlafen auf der rechten Seite

Eine von den Patienten angegebene weit verbreitete Methode, sich der störenden Geräusche im Schlaf zu entledigen, war das Schlafen auf der rechten Seite, wodurch die Geräusche abnehmen sollen, gefolgt von Bettdecke über dem Kopf legen, Musik hören und Entspannungsübungen.

Mehr Infos zu Kardiologie gibt es auf: www.springermedizin.de

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