Schlaganfall-Begleitsymptome früh angehen!

Die Chance, dass ein Patient einen Schlaganfall ohne anschließende Behinderungen überlebt, ist deutlich höher, wenn an der betreffenden Klinik bestimmte Behandlungsstandards gelten.

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Schlaganfalltherapie ist mehr als Thrombolyse.

Schlaganfalltherapie ist mehr als Thrombolyse.

© C. Pueschner/ZEITENSPIEGEL Stift

BERLIN (eb). Bei Patienten mit Schlaganfall ist das Risiko für anschließende Behinderungen geringer, wenn Ärzte Begleitsymptome wie hohen Blutzucker, Fieber und Schluckstörungen bereits früh behandeln.

Die konsequente Behandlung dieser drei Symptome ist neben der Thrombolyse von entscheidender Bedeutung für den anschließenden Grad der Behinderung, erklären die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) anlässlich einer neuen Studie aus Australien (Lancet 2011; 378: 1699-706).

Im Zentrum der akuten Schlaganfallbehandlung steht die Thrombolyse.

Je früher diese Therapie erfolge, umso eher könne das Ausmaß der Behinderungen verringert werden, erläutert Professor Matthias Endres, erster Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und Direktor der Klinik für Neurologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin.

Therapie nicht allein auf Thrombolyse beschränken

Die Therapie auf den Stroke Units darf sich aber nicht allein auf die Thrombolyse beschränken. Ebenso wichtig ist die Behandlung von Komplikationen des Schlaganfalls. Dazu gehören nach Angaben von Professor Endres ein Anstieg der Körpertemperatur, hohe Blutzuckerwerte und Schluckstörungen.

Eine Studie von Schlaganfallexperten in Australien belegt jetzt, dass die konsequente Behandlung dieser drei Symptome die Behandlungsergebnisse deutlich verbessert. Die Forscher verglichen zwei Gruppen von Stroke Units. In einer Gruppe erhielt das Behandlungsteam eine spezielle Schulung.

Dabei wurden sie angewiesen, bei allen Schlaganfallpatienten alle vier Stunden die Körpertemperatur zu messen, Fieber konsequent mit Paracetamol zu behandeln und den Blutzucker zu senken. Das Pflegepersonal lernte zudem, Schluckstörungen bei ihren Patienten frühzeitig zu erkennen. Das Behandlungsteam in der Vergleichsgruppe blieb ungeschult.

Weniger Behinderungen mit geschultem Team

Bei 58 Prozent der Schlaganfallpatienten, die von ungeschulten Pflegekräften betreut wurden, kam es zu schweren Behinderungen oder zum Tod. In den Kliniken, in denen die Behandlungsstandards eingehalten worden waren, sank diese Rate auf 42 Prozent.

 Bei den Überlebenden verbesserte sich die Lebensqualität deutlich. "Neben dem Effekt, dass die Sterberate etwas gesenkt werden konnte, zeigt diese Arbeit die große Bedeutung der Symptombehandlung und ihrer Standardisierung", sagt Professor Wolfgang H. Oertel, erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.

In der australischen Studie wurde im Mittel jeder sechste Patient durch das Behandlungsmanagement von Fieber, hohem Blutzucker und Schluckstörungen vor Tod oder schweren Behinderungen bewahrt. Bei der Thrombolyse liegt diese "Number Needed to Treat" bei 8 bis 14 Patienten.

Auch früh begleitende Symptome beachten

"Die Studie verdeutlicht, wie wichtig die Umsetzung aller Standards ist, die auch in Deutschland in den Leitlinien gefordert werden", sagt DSG-Vorstandsmitglied Professor Martin Grond, Chefarzt der Neurologie am Kreisklinikum Siegen.

 "Die Behandlung von Schlaganfall-Patienten darf sich nicht auf eine Thrombolyse beschränken. Ärzte und Pflegepersonal müssen schon sehr früh auch begleitende Symptome der Patienten beachten."

Die Schulung des Personals ist aus Sicht der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie eine sinnvolle Investition, mit der die Kliniken ihre Behandlungsergebnisse verbessern können. Auf den zertifizierten Stroke Units in Deutschland ist dies bereits gängige Praxis.

Mehr Infos bei der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft auf: www.dsg-info.de

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