Vertreterversammlung

KBV-Vorstand fordert: Alle staatlichen Corona-Maßnahmen aufheben!

Die KBV sendet eine klare Botschaft an die Politik: Da sich alle Bürger mittlerweile gegen COVID-19 impfen und schützen könnten, gehörten sämtliche Restriktionen aufgehoben, heißt es auf der Vertreterversammlung.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
„Wenn eine Impfpflicht nicht gewollt ist – und ich will sie auch nicht –, dann gibt es politisch nur eine Alternative: Die Aufhebung aller staatlich veranlassten Restriktionen“: KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister.

„Wenn eine Impfpflicht nicht gewollt ist – und ich will sie auch nicht –, dann gibt es politisch nur eine Alternative: Die Aufhebung aller staatlich veranlassten Restriktionen“: KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister.

© Stepanie Pilick / Springer Medizin Verlag

Berlin. Deutschlands Vertragsärzte wollen raus aus der Endlosschleife der Corona-Maßnahmen. „Wenn eine Impfpflicht nicht gewollt ist – und ich will sie auch nicht –, dann gibt es politisch nur eine Alternative: Die Aufhebung aller staatlich veranlassten Restriktionen“, sagte der stellvertretende Vorstandschef des Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Stephan Hofmeister, auf der Vertretersammlung am Freitag in Berlin.

Solange nicht alle Bundesbürger gegen COVID-19 geimpft werden konnten, seien einige „schwere und belastende Einschnitte für alle“ gut zu begründen gewesen, sagte Hofmeister. „Jetzt nicht mehr.“

Jeder, der sich mit einer Impfung schützen wolle, könne das mittlerweile problemlos tun. Daher liege es nicht mehr in der Verantwortung des Staates, sondern „in der individuellen Verantwortung jedes und jeder Einzelnen“, setzte der KBV-Vize hinzu.

„Schluss mit Gruselrhetorik“

Die Impfung sei vor allem eine „Entscheidung für die eigene Gesundheit“, sagte Hofmeister. Das müsse die Politik auch kommunizieren. Umfragen zeigten, dass sich manche Menschen aus Protest gegen politischen Druck nicht impfen ließen. Daher müsse „Schluss sein mit Gruselrhetorik und Panikpolitik“. Beides seien schlechte Ratgeber.

Auch KBV-Chef Dr. Andreas Gassen rief zu „etwas mehr Rationalität“ in der Corona-Debatte auf. „Nach anderthalb Jahren im Krisenmodus brauchen wir endlich eine rationale Diskussion.“ Diese dürfe nicht auf Grundlage von Vermutungen und Befürchtungen geführt werden, sondern müsse sich an Fakten orientieren. Inzwischen wisse man etwa faktengestützt, dass eine „Null-COVID-Strategie“ nirgendwo funktioniere.

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Gassen rief dazu auf, sich im Rahmen der Impfkampagne auf ungeimpfte Erwachsene zu konzentrieren, die grundsätzlich impfwillig seien. Dadurch lasse sich eine möglichst breite Grundimmunisierung erreichen, „bevor ohne wissenschaftliche Grundlage ungezielt ein drittes Mal geimpft werde“, spielte Gassen auf die Diskussion um Booster-Impfungen an.

„Impfen ist kein Freibier“

Das Gremium, das über den Sinn von Auffrischimpfungen zu befinden habe, sei die Ständige Impfkommission (STIKO), betonte Gassen. „Eine Impfung ist kein Freibier, sondern eine medizinische Maßnahme und muss auch als solche behandelt werden.“ Auch KBV-Vize Hofmeister warnte davor, die Mitglieder der STIKO zu gängeln. „Diese Art von Druck ist unlauter und gefährlich.“

Die Vorsitzende der Vertreterversammlung Dr. Petra Reis-Berkowicz forderte die Politik auf, eine „klare“ Impfquote zu benennen, ab der die pauschalen Corona-Maßnahmen beendet werden. Auf diese Weise würde auch ein Anreiz gesetzt, bislang impfunwillige Menschen vom Impfen zu überzeugen.

Bei diesen Menschen handele es sich im Übrigen nicht bloß um „Impfzauderer“, gab die Ärztin zu bedenken. „Manche haben schlichtweg Angst oder sehen keine Notwendigkeit, sich impfen zu lassen.“

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Kommentare
Dr. Bettina Rees 20.09.202114:30 Uhr

Zwei Argumente gegen diese Forderung fallen mir sofort ein.
1. Konnte sich bislang mitnichten jeder, der will, impfen lassen. Für alle Menschen unter 12 Jahren gibt es noch keine Zulassung, geschweige denn eine STIKO-Empfehlung. Und es gibt auch in dieser Altersgruppe chronisch Kranke, die durch hohe Inzidenzen gefährdet werden. Wer so eine Forderung nach dem Ende aller Maßnahmen aufstellt, verlangt von chronisch kranken Kindern bzw. ihren Eltern, dass sie zwischen Unterricht daheim auf der einen Seite und einem hohen Risiko für eine lebensgefährliche Infektion in der Schule wählen.
2. Wenn sämtliche Maßnahmen fallen, wird sich Corona aufgrund der Delta-Variante noch viel schneller ausbreiten. Das kann bei der hohen Zahl noch Ungeimpfter durchaus zu einer Überlastung der Krankenhäuser führen, vor allem, wenn der Blick von den Inzidenzen weg und hin zu Hospitalisierungsinzidenzen und Intensivbelegung geht. Wenn man bei rasanter Virusausbreitung erst wieder auf die Bremse tritt, wenn die Intensivbetten fast alle voll sind, wird man wahrscheinlich zu spät kommen, um Verhältnisse wie in Norditalien letztes Jahr zu verhindern. Dann sterben auch Geimpfte, die nach einem Unfall oder Herzinfarkt ein Intensivbett benötigen, einfach, weil keines mehr frei ist. Einzige Alternative, um das zu verhindern, wäre eine Triage aufgrund des Impfstatus. Und das kann auch keiner wollen.
Nein, ich bin weiterhin der Meinung, dass einige nur wenig einschränkende Maßnahmen (Abstand, Hygiene, Masken) auch weiterhin nötig sind. Bei anderen, stärker einschränkenden Maßnahmen gibt es je nach Infektionsgeschehen 3G- und 2G-Regelungen, so dass diese Einschränkungen nur die treffen, die sich mit größerer Wahrscheinlichkeit infizieren können oder andere infizieren. Damit habe ich kein Problem. Es gibt die Freiheit, über eine Impfung zu entscheiden, steht im Grundgesetz. Aber eine Freiheit, ungeimpft andere zu gefährden, gibt das Grundgesetz meines Erachtens nicht her.

Jörg Dähn 19.09.202116:35 Uhr

Hm, sehr komisch, Herr Hofmeister als Beinahe-Corona-Leugner. „Wenn eine Impfpflicht nicht gewollt ist – und ich will sie auch nicht –, dann gibt es politisch nur eine Alternative: Die Aufhebung aller staatlich veranlassten Restriktionen“ müsste eigentlich lauten: "Wenn eine Impfplficht nicht gewollt ist - und ich will sie auch nicht-, dann gibt es politisch nur eine Alternative: Gewollt Ungeimpfte werden in deutschen Krankenhäusern nicht mehr wegen COVID-19-Infektionen behandelt". So wird ein Schuh draus.

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