Verkehrssmog
Gift für junge Lungen
Ungesunde Luft: Feinstaub und Smog sind alles andere als Balsam für die Atemwege. Doch gerade die Lungen von Säuglingen sind schwer betroffen. Wie schädlich dicke Luft für sie ist, hat jetzt eine schwedische Forschergruppe ermittelt.
Veröffentlicht:STOCKHOLM. Die Lungenentwicklung ist nach der Geburt noch lange nicht abgeschlossen, bis zum achten Lebensjahr differenzieren sich weiterhin Alveolen aus.
Entsprechend sensibel reagiert das Organ in dieser Phase auf Schadstoffe. Ob die Lungenfunktion dauerhaft Schaden nimmt, hängt aber offenbar auch davon ab, in welchem Alter das Kind der Luftverschmutzung ausgesetzt ist.
Kinder reagieren deutlich empfindlicher auf die verkehrsbedingte Luftverschmutzung als Erwachsene. Als besonders vulnerable Phase haben schwedische Wissenschaftler kürzlich das erste Lebensjahr definiert
Eine hohe Schadstoffexposition in dieser Zeit schlägt sich demnach acht Jahre später noch in einer eingeschränkten Lungenfunktion nieder (Am J Respir Crit Care Med 2012; online 26. Oktober).
1900 Kinder untersuchten Göran Pershagen vom Karolinska Institut in Stockholm und seine Kollegen. Von der Geburt bis zum achten Lebensjahr erhoben sie anhand von Fragebögen den Gesundheitszustand und Allergie-Status, führten Lungenfunktionstests durch und bestimmten IgE-Spiegel im Blut.
Die Schadstoffbelastung am Wohnort, in der Tagesbetreuung und Schule berechneten die Forscher anhand der Feinstaubkonzentration mit einer Partikelgröße kleiner 10 Mikrometer (PM10).
Buben sind empfindlicher
Dabei kamen die Forscher zu folgendem Ergebnis: Waren die Kinder bereits im ersten Lebensjahr einer erhöhten verkehrsbedingten Luftverschmutzung ausgesetzt, zeigten sie acht Jahre später deutliche Defizite der Lungenfunktion, vor allem bei der forcierten Einsekundenkapazität (FEV1) sowie der forcierten 0,5- Sekundenkapazität (FEV0,5) (-59,3 ml, 95% CI: -113,0 bis -5,6 ml bzw. -62,4 ml 95% CI: -113,7 bis -11,1 ml).
Ähnliche Effekte waren auch bei der forcierten Vitalkapazität (FVC) zu beobachten, aber ohne statistische Signifikanz. Buben waren häufiger betroffen als Mädchen.
Besonders gravierend fielen die Einbußen bei Kindern aus, die allergisch auf bestimmte Nahrungsmittel reagierten oder an einem allergischen Asthma litten (FEV1 -139 ml; 95% CI: -224,1 bis - 49,7 ml).
Atmeten die Kinder hingegen erst nach dem ersten Geburtstag hohe Schadstoffmengen ein, waren die Folgen für die Lungenfunktion später nicht mehr so gravierend.
Sind Kinder bereits früh einer verkehrsbedingten Luftverschmutzung ausgesetzt, schadet das langfristig der Gesundheit ihrer Lungen, schlussfolgern die Studienautoren. Leiden sie zudem an Allergien, ist es besonders schlecht um ihre Lungenfunktion bestellt.
Allerdings räumen die Studienautoren auch einige Schwächen ihrer Untersuchung ein. So wurde die Luftbelastung nur zu Beginn der Studie im Jahr 2004 tatsächlich gemessen.
Die Werte für die darauffolgenden Jahre wurden lediglich anhand dieser Messwerte extrapoliert.