Herzgesunde Mahlzeit

Mittelmeer-Kost bremst Plaque

Neue Studiendaten bestätigen einmal mehr die gesundheitlichen Vorteile der viel gepriesenen "Mittelmeer-Diät".

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Herzgesunde Kost, die vorbeugend wirkt.

Herzgesunde Kost, die vorbeugend wirkt.

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BARCELONA. Eine Forschergruppe um Dr. Ramon Estruch aus Barcelona hat in einer prospektiven Studie (PREDIMED) bei 7447 Personen mit Risikofaktoren wie Diabtes oder Hypertonie den Nutzen der "Mittelmeer-Diät" in der Primärprävention von kardiovaskulären Erkrankungen untersucht.

Im Studienarm der Teilnehmer mit Mittelmeer-Kost sollte viel Obst, Gemüse, Fisch und wenig Fleisch und Wurst auf den Tisch kommen, ergänzt entweder um reichlich Olivenöl oder eine tägliche Portion Nüsse.

Im Februar 2013 wurden die Ergebnisse publiziert. Nach rund fünf Jahren waren insgesamt 288 kardiovaskuläre Ereignisse aufgetreten, davon 96 (3,8 Prozent) in der Olivenöl-Gruppe, 83 (3,4 Prozent) in der Nüsse-Gruppe und 109 (4,4 Prozent) in der Kontrollgruppe mit fettarmer Ernährung.

Nach Adjustierung für Unterschiede zwischen den Gruppen war das relative Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse am Ende bei mediterraner Kost signifikant um 30 Prozent (Olivenöl-Gruppe) respektive 28 Prozent (Nüsse-Gruppe) niedriger als in der Kontrollgruppe.

Signifikante Reduktion von Karotis-Plaque

Bei einer kleinen Zahl der Teilnehmer haben die Forscher mithilfe von Ultraschall-Untersuchungen zudem ermittelt, welchen Einfluss die jeweilige Ernährung auf die Atherosklerose-Entwicklung in der Gefäßwand der Karotis-Arterien hatte.

Gemessen wurden unter anderem das Plaque-Volumen und die Intima-Media-Dicke in der Wand der Arteria Carotis interna. Dr. Aleix Sala-Vila aus Barcelona hat die Ergebnisse bei Kongress der Europäischen Atherosklerose-Gesellschaft (EAS) in Lyon vorgestellt.

Danach ging eine Ernährung nach den Regeln der Mittelmeer-Küche mit einer signifikanten Reduktion von Karotis-Plaques im Vergleich zur Kontrollgruppe einher. Dabei schien sich ein Wandel von lipidreichen hin zu fibrösen, stabileren Plaques zu vollziehen.

Bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass der Unterschied zugunsten der Mittelmeer-Kost für die Gruppe mit Nüsse-Verzehr Signifikanz erlangte, nicht aber bei reichlichem Olivenöl-Konsum. Möglicherweise ist letzteres aber nur eine Folge der niedrigen Probandenzahl. (ob)

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Kommentare
Lutz Hertel 11.06.201309:01 Uhr

Neue Mittelmeerkost-Studie genau so fragwürdig wie der Medizinjournalismus

In der zitierten PREDIMED-Studie wurde Mittelmeerdiät mit angeblich fettarmer Kost verglichen. In der Kontrollgruppe (fettarme Kost) betrug der relative Anteil der täglich durch Fett konsumierten Kalorien 37%. Keine der internationalen medizinischen Fachgesellschaften würde das als eine fettarme Kost bezeichnen. Sie dürfte höchsten bei 30 Kalorienprozent liegen, besser noch darunter, wie z.B. bei der in den USA fachlich am höchsten bewerteten und in Deutschland leider diskreditierten Herzdiät von Ornish (10% Fettkalorien).

Hier wurde also mitnichten eine Mittelmeerkost mit einer fettarmen Kost verglichen. Außerdem sorgten die Studienleiter dafür, dass sich die Probanden der Kontrollgruppe im Vergleich zur Versuchsgruppe in Bezug auf das kardiovaskuläre Risiko nachteilig ernährten (siehe Originalveröffentlichung im NEJM). So dürften Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe eigentlich niemanden verwundern. Betrachtet man die Ergebnisse genauer, so gab es im Vergleich der Versuchs- und Kontrollgruppe aber nicht einmal signifikante Unterschiede in Bezug auf Herzinfarkte, Tod durch kardiovaskuläre Ereignisse oder Gesamtsterblichkeit. Lediglich in Bezug auf den Endpunkt "Tod durch Schlaganfall" konnte ein signifikanter Unterschied festgestellt werden.

Keinesfalls sollten die Ergebnisse der PREDIMED-Studie zu der Empfehlung verleiten, dass "Mittelmeerküche" gesundheitlich einer fettarmen Kost vorzuziehen sei. Schon gar nicht sollte eine solche Empfehlung von Personen gegeben werden, denen der fachliche Laie medizinische oder wissenschaftliche Kompetenz unterstellt.

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