Lungenembolie

Verschiedene D-Dimer-Schwellenwerte bringen Vorteile

Zur Abklärung einer Lungenembolie empfiehlt ein internationales Ärzteteam den Einsatz eines altersangepassten D-Dimer-Tests als Ergänzung zum Wells-Score.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Schwere Atemnot: Ist eine Lungenembolie die Ursache der Beschwerden?

Schwere Atemnot: Ist eine Lungenembolie die Ursache der Beschwerden?

© Lisa F. Young/fotolia.com

GENF. Die Messung der D-Dimere im Blutplasma gehört neben dem Wells-Score zu den Standardverfahren zur Abklärung einer Lungenembolie (LE).

Für die meisten kommerziell verfügbaren D-Dimer-Tests wird ein Schwellenwert von 500 µg / l angegeben; Werte darunter sprechen im Kontext mit klinischen Parametern mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen eine Lungenembolie.

Mittlerweile gilt jedoch als gesichert, dass die D-Dimer-Werte mit zunehmendem Alter ansteigen. Der Angiologe Dr. Marc Righini und sein Team von der Universität Genf gehen davon aus, dass der klinische Nutzen des Tests aus diesem Grund vor allem bei älteren Patienten reduziert ist.

Die Forscher verwendeten für ihre aktuelle Studie daher einen Schwellenwert, der in Abhängigkeit vom Alter berechnet wird, nach der simplen Formel Alter x 10 (JAMA 2014; 311(11): 1117-1124).

Angewendet wird dieser bei Patienten jenseits des 50. Lebensjahres. Der modifizierte Cut-off konnte bereits in einer retrospektiven Analyse validiert werden; was noch ausstand, war die Bestätigung durch eine prospektive Studie. Diese legten die Schweizer jetzt vor.

Wie Righini und Kollegen berichten, resultierte der Einsatz des modifizierten Schwellenwerts in einem absoluten Anstieg des Anteils der Patienten mit negativem D-Dimer-Test um 11,6 Prozent.

Bei Patienten über 75 machte sich der Nutzen des altersangepassten Cut-offs besonders deutlich bemerkbar: Hier verfünffachte sich die Rate der Patienten, bei denen eine LE ohne weitere Bildgebung ausgeschlossen werden konnte.

Versagerquote von 0,3 Prozent

An der Studie beteiligt waren 19 Zentren in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz; in deren Notaufnahmen hatten sich insgesamt 3346 Patienten mit Verdacht auf Lungenembolie vorgestellt. Bei 19 Prozent hatte sich der Verdacht in weiterführenden Untersuchungen bestätigt.

Bei 2898 Patienten war die Wahrscheinlichkeit einer LE aufgrund der klinischen Parameter (Wells-Score oder Geneva-Score) als gering eingestuft worden, davon hatten knapp 40 Prozent ein negatives Testergebnis, wenn man den neuen Schwellenwert heranzog.

28,2 Prozent lagen unter dem konventionellen Cut-off von 500 µg / l, bei 11,6 Prozent lag der D-Dimer-Wert zwischen 500 µg / l und dem altersadjustierten Schwellenwert.

Von den 331 Patienten, deren D-Dimer-Wert zwischen altem und neuem Schwellenwert lag, erlitt nur einer im Laufe der dreimonatigen Nachbeobachtungszeit ein thromboembolisches Ereignis; dies entspricht einer Versagerquote von 0,3 Prozent. Bei den Patienten, die man nach dem herkömmlichen Schwellenwert beurteilt hatte, betrug das Thromboembolierisiko 0,1 Prozent.

Von 766 Patienten jenseits der 75 wurde 673 per Wells- bzw. Geneva-Score eine geringe Wahrscheinlichkeit für eine Lungenembolie attestiert. In dieser Gruppe erhöhte der altersangepasste Schwellenwert den Anteil der Patienten, bei denen man allein aufgrund des D-Dimer-Werts eine LE ausschließen konnte, von 6,4 auf 29,7 Prozent.

Ältere Patienten mit Verdacht auf eine Lungenembolie profitieren von dem individualisierten Grenzwert am meisten, so die Autoren.

Während die Verdachtsdiagnose LE auf der Basis des herkömmlichen Cut-offs nur bei jedem 16. Patienten jenseits der 75 guten Gewissens ausgeschlossen werden konnte, war dies nach Heranziehen des neuen Schwellenwerts bei jedem dritten bis vierten Senior der Fall.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Bergsteigen auf 5.000 Metern

Das sind Risikofaktoren für die Höhenkrankheit

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Im Vergleich mit VKA

Wie gut wirken NOAKs nach bioprothetischem Herzklappenersatz?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Lesetipps
Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert