Kleinkinder
Häufige Mittelohrentzündung oft bei dicken Mandeln
Geschwollene Rachenmandeln fördern offenbar eine häufig wiederkehrende Otitis media bei Kleinkindern. Auch der Schnuller scheint das Risiko zu erhöhen.
Veröffentlicht:KAIRO. Einige Kleinkinder haben mehrere Episoden von Otitis media pro Jahr, etwa jedes zehnte Kind erkrankt sogar viermal pro Jahr oder noch häufiger.
Welche Risikofaktoren ein rasches Wiederaufflammen der Entzündung begünstigen, haben jetzt HNO-Ärzte aus Kairo untersucht (Int J Pediatr Otorhinolaryngol 2013; 77: 1665).
Die Ärzte um Mohamed Salah analysierten dazu Daten von 340 Kindern, die innerhalb eines Jahres in der HNO-Uniklinik aufgrund häufig wiederkehrender Mittelohrentzündungen vorstellig wurden.
Alle waren jünger als zwei Jahre und hatten mindestens drei Infektionsepisoden innerhalb von sechs Monaten erlitten, alle waren mit Antibiotika (Amoxicillin/Clavulanat) zehn Tage lang behandelt worden.
Fünf bis sechs Episoden pro Jahr
Welche Eigenschaften waren mit hohen Rezidivraten verbunden? Im Schnitt wurden bei den Kindern im Untersuchungszeitraum zwischen fünf und sechs Mittelohrentzündungen festgestellt.
Als größter Risikofaktor erwies sich eine obstruktive Rachenmandel: Bei Kindern mit hypertrophen Mandeln kam es im Schnitt zu 6,5 Episoden, bei den übrigen zu 5,0 Entzündungen.
Signifikant öfter traten Rezidive auch bei Kindern im Alter von mehr als sechs Monaten auf (5,6 vs. 4,6 bei jüngeren), bei Kindern mit Atemwegsinfekten (5,8 vs. 5,1), bei Kindern, die weniger als drei Monate gestillt worden waren (5,7 vs. 5,1), und bei Kindern mit Schnuller (5,8 vs. 5,1 Episoden).Versagt bei Polypenschwellung
Obstruktive Polypen zählten auch zu den häufigsten Gründen für das Versagen der Antibiotikatherapie: 88 Prozent der Kinder mit dicken Mandeln sprachen auf die Therapie nicht an, sodass in der Regel eine Adenoidektomie nötig war.
Bei Kindern ohne obstruktive Polypen lag die Rate der Therapieversager bei lediglich 21 Prozent.
Langes Stillen könnte vor Otitis media schützen
Signifikant häufiger scheiterte die Therapie auch bei Kindern im Alter von mehr als sechs Monaten (31 versus 19 Prozent bei jüngeren) sowie bei Kindern, die weniger als drei Monate gestillt worden waren (36 versus 24 Prozent bei längerem Stillen).
Keine signifikanten Zusammenhänge mit der Zahl der Rezidive und dem Therapieversagen gab es für Faktoren wie Frühgeburt, Geschlecht, Passivrauchen, Zahl der Geschwister, Allergien und kraniofaziale Fehlbildungen.
Für einige der Risiko- und Schutzfaktoren nennen die Forscher plausible Erklärungen: So könne eine Obstruktion der Eustachischen Röhre durch geschwollene Rachenmandeln zu einem Sekretstau führen, der das Bakterienwachstum begünstigt.
Langes Stillen könne die Säuglinge hingegen mit maternalen Antikörpern gegen die Erreger versorgen und sie vor einer Otitis media schützen.