Stillen: Prophylaxe halbiert HIV-Risiko

Eine medikamentöse Prophylaxe kann Säuglinge, deren Mutter HIV-infiziert ist, vor einer Ansteckung beim Stillen schützen. Eine auf sechs Monate ausgedehnte Therapie verhindert dabei etwa jede zweite Ansteckung.

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An der Brust der Mutter: Ist sie HIV-positiv, zahlt sich die längere Prophylaxe für das Kind aus.

An der Brust der Mutter: Ist sie HIV-positiv, zahlt sich die längere Prophylaxe für das Kind aus.

© spunk74 / fotolia.com

DURBAN (ple/mal). Die von sechs Wochen auf sechs Monate verlängerte Therapie von Säuglingen mit Nevirapin halbiert deren Risiko, sich beim Stillen über die Muttermilch mit dem Aids-Erreger HIV bei der infizierten Mutter anzustecken.

Seit mehreren Jahren ist bekannt, dass die eine einmal tägliche Behandlung Neugeborener mit Nevirapin in den ersten 6, 14 oder gar 28 Lebenswochen im Vergleich zu einer einmaligen Therapie während der Geburt oder neonatal die Wahrscheinlichkeit der HIV-Übertragung von der infizierten Mutter auf das Kind deutlich reduziert.

Das gilt auch für den Fall, dass HIV-infizierte Mütter nach der Geburt ein halbes Jahr lang eine Dreifach-Kombi antiretroviraler Arzneien zur Prophylaxe erhalten. Nevirapin ist ein nicht-nukleosidischer Hemmstoff des HIV-Enzyms Reverse Transkriptase.

Über 1500 Säuglinge nahmen an der Studie teil

Sicherheit und Nutzen dieser Prophylaxe speziell für den Zeitraum zwischen 6 Wochen und 6 Monaten hat jetzt eine Gruppe afrikanischer Ärzte überprüft.

Professor Hoosen M. Coovadia aus Durban in Südafrika in Zusammenarbeit mit US-Wissenschaftlern hat dafür eine Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studie der Phase III initiiert (Lancet 2011; online 23. Dezember). Der Pädiater Coovadia ist HIV-Therapeut und Spezialist für Mutter-Kind-Übertragungen.

An der Studie nahmen über 1500 Säuglinge in Durban, Dar es Salaam in Tanzania, Kampala in Uganda und aus Chitungwiza in Zimbabwe teil.

Sie wurden ausschließlich von ihren HIV-positiven Müttern gestillt, hatten bereits 6 Wochen lang einmal täglich 10 mg/ml Nevirapin als oral verabreichte Suspension erhalten und waren immer noch HIV-negativ.

752 Kinder erhielten Nevirapin, 753 ein Scheinpräparat, und zwar ein halbes Jahr lang oder zumindest so lange, wie sie gestillt wurden.

Kein Unterschied bei den Sterberaten

Ein klares Ergebnis: Durch die verlängerte Nevirapin-Behandlung wurde die HIV-Infektionsrate um 54 Prozent reduziert, wie die Ärzte berichten.

In der Verumgruppe hatten sich 1,1 Prozent der Kinder bis zum Studienende nach sechs Monaten mit HIV-infiziert, in der Placebogruppe dagegen 2,4 Prozent. Der Unterschied ist signifikant.

Die Sterberaten unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. 16 Prozent der Kinder unter Nevirapin und 15 Prozent der Kinder mit Placebo hatten schwere unerwünschte Effekte; der Unterschied bei den Raten von unerwünschten Effekten, schweren unerwünschten Effekte und Todesfällen zwischen den beiden Studiengruppen war nicht signifikant.

Nach Angaben der Ärzte lag der Todeszeitpunkt der meisten gestorbenen Kinder nach Ende der Studie. Bei den meisten Kindern dieser Gruppe wurde das Stillen nach 6 bis 9 Monaten eingestellt.

Prophylaxe ohne Vorteil, wenn Mutter HAART erhält

Aus der Analyse der Studiendaten geht allerdings auch hervor, dass das Risiko, sich mit dem Aids-Erreger zu infizieren, nach Absetzen der Prophylaxe wieder steigt. Die Infektionsrate ist dann so hoch wie bei Kindern ohne die Prophylaxe.

Eine Subgruppenanalyse ergab schließlich, dass jene Kinder von der verlängerten Nevirapin-Prophylaxe profitierten, deren HIV-infizierte Mütter wegen ihres noch guten Immunsystems noch keine hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) erhalten hatten.

Denn bei diesen Kindern lag die HIV-Infektionsrate zu Studienende bei 0,7 Prozent in der Nevirapin-Gruppe, jedoch bei 2,8 Prozent in der Placebogruppe.

Keinen Vorteil bietet allerdings die verlängerte Nevirapin-Prophylaxe der Studie zufolge bei Kindern jener Mütter, die aufgrund des durch das Virus geschwächten Immunsystems zu Studienbeginn bereits eine HAART erhalten.

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