Ärzte als Vermittler

Eine Lanze für dem Impfschutz brechen!

Hohe Impfraten schützen in der Bevölkerung auch Menschen, die nicht geimpft werden können. Dieser Gemeinschaftsschutz muss mehr propagiert werden, sagen Impfexperten.

Von Nicola Siegmund-Schultze Veröffentlicht:
Impfungen verhindern viele Infektion – und schützen sogar die ungeimpfen Mitglieder der Gesellschaft.

Impfungen verhindern viele Infektion – und schützen sogar die ungeimpfen Mitglieder der Gesellschaft.

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KÖLN. Hohe Impfraten bieten auch Ungeimpften in der Bevölkerung einen Schutz, weil Erreger nicht mehr ungehindert zirkulieren können. Dieser Gemeinschaftsschutz muss besser vermittelt werden und "dabei haben Ärzte eine wichtige Funktion als Informationsvermittler", betont der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Professor Gerd Fätkenheuer von der Universitätsklinik Köln. Bei einer Pressekonferenz zum Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) in Köln wurden hierzu Beispiele gegeben.

So können geimpfte Kinder auch ungeimpfte Erwachsene in ihrem Umfeld vor Infektionen bewahren, wie Professor Markus Knuf, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche der Helios Dr. Horst-Schmidt Kliniken Wiesbaden, bei der Veranstaltung am Beispiel Pneumokokken erläutert hat.

Die Impfung wird für Säuglinge und Kleinkinder seit 2006 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Seither seien die 13 von der Impfung abgedeckten Pneumokokken-Serotypen nicht nur bei Kindern, sondern auch bei älteren Erwachsenen deutschlandweit zurückgegangen und damit auch die dadurch verursachen Pneumonien.

Beispiele liefern Argumente

Die Pertussis-Impfung von Kindern und die Auffrischungsimpfung von Jugendlichen und Erwachsenen wiederum bewirkt, dass Keuchhusten auch bei Säuglingen selten wird. Diese sind besonders stark gefährdet, können aber in den ersten Lebensmonaten noch nicht geimpft werden. Die Varizellen-Impfung von Kindern wiederum beuge – zumindest teilweise – auch einer späteren Reaktivierung der Varizellen im Erwachsenenalter vor, so Knuf.

Vermeiden lässt sich so Herpes zoster, die späte "Folgeerkrankung einer Varizellen-Infektion", sagte Knuf. Aber auch Kinder profitieren vom Varizellen-Schutz: Fünf Prozent der Windpocken-Erkrankungen verlaufen nämlich mit Komplikationen, so der Pädiater.

Knuf empfiehlt auch den neuen Totimpfstoff gegen Herpes zoster für Erwachsene ab 50 Jahre. Die Vakzine hat nach Studiendaten eine Wirksamkeit von über 90 Prozent. Bei der bisher verfügbaren attenuierten Lebendvakzine liegen die Schutzraten nur bei etwa 41 Prozent bei den 50 bis 59-Jährigen. Der Lebendimpfstoff war deshalb nicht von der STIKO als Standard empfohlen worden.

Neue Daten von geimpften Allgemeinmedizinern

Erfreulich sind neue Daten zur Impfakzeptanz bei Hausärzten, berichtete Dr. Cornelia Betsch vom Universitätsklinikum Erfurt bei der Veranstaltung. Sie hat Ergebnisse einer Befragung von 700 Hausärzten unter Federführung des RKI aus dem Jahr 2017 vorgestellt. 70,3 Prozent von ihnen waren danach gegen Influenza geimpft, 77,8 Prozent gegen Pertussis und 96,5 Prozent gegen Hepatitis B.

Der Impfschutz ist in Ostdeutschland aber immer noch besser als in den alten Bundesländern. Weitere Unterschiede: Hausärzte beraten nach den Umfrage-Ergebnissen seltener Patienten über Impfungen als Hausärztinnen und (Poster Abstract KIT 057).

In Kliniken lassen die Impfraten zu Wünschen übrig. Nach einer Online-Umfrage des RKI (OKaPII) unter 5822 Klinikmitarbeitern an 54 Krankenhäusern (Ärzte, Laborpersonal, Pflegepersonal) waren insgesamt nur 40,1 Prozent in der Saison 2017/18 gegen Influenza geimpft: Bei den Ärzten waren es 61,4 Prozent, und beim Pflegepersonal 32,5 Prozent (Poster Abstract KIT P059). Hier gebe es Handlungsbedarf. (Mitarbeit: eis)

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