Langzeittherapie mit Temozolomid bei Gliom-Kranken macht Hoffnung

MÜNCHEN (wst). An einem malignen Gliom erkrankte Patienten haben bislang eine sehr schlechte Prognose. So liegt speziell bei den besonders bösartigen Glioblastomen trotz der bisher üblichen Therapie die mediane Überlebenszeit ab Diagnosestellung bei zwölf Monaten. Retrospektive Analysen geben nun Anlaß zur Hoffnung, daß eine langfristige orale Erhaltungschemotherapie mit Temozolomid die Überlebenszeit bei guter Verträglichkeit deutlich verlängert.

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Temozolomid (Temodal®) ist bereits zur Behandlung von Patienten mit rezidivierenden Gliomen zugelassen und hat in einer aktuellen Studie auch in der Primärtherapie beim Glioblastom - zusätzlich zu Operation und Strahlentherapie - einen signifikanten Nutzen gehabt. Dies hat Professor Ulrich Bogdahn von der Neurologischen Universitätsklinik Regensburg auf einer Veranstaltung des Unternehmens Essex in München berichtet.

Therapie wird derzeit meist nach sechs Zyklen beendet

Bislang wird jedoch eine Behandlung mit Temozolomid selbst bei Patienten, die darauf ansprechen, meist nach sechs Therapiezyklen beendet. Möglicherweise könnten die Behandlungserfolge gesteigert werden, wenn eine solche Chemotherapie im Sinne einer Erhaltungstherapie fortgeführt werde, sagte Bogdahn. Da Temozolomid oral eingenommen werden könne und die Substanz keine kumulative Toxizität besitze, könne sie sich hervorragend für eine solche Langzeittherapie eignen.

Um erste klinische Daten zur Langzeittherapie mit dem Medikament zu sammeln, wurden deutschlandweit Neuroonkologen angeschrieben mit der Bitte, Gliom-Patienten zu melden, die mindestens zwölf Zyklen Temozolomid erhalten hatten. Von den 90 gemeldeten Patienten hatten 60 Temozolomid in der Rezidivtherapie und 33 in der Ersttherapie erhalten.

Die häufigsten Dosierungen waren täglich 150 bis 200 mg/m2 KO über fünf Tage in vierwöchigen Zyklen. Sowohl in der Primärtherapie als auch in der Rezidivtherapie waren bis zur Meldung im Median 14 Zyklen (maximal 40 Zyklen) absolviert worden, was von den meisten Patienten gut vertragen wurde. Sowohl in der Primär- als auch in der Sekundär-Langzeittherapie wurden bislang progressionsfreie Zeiten von bis zu 160 Wochen beobachtet, sagte Bogdahn. Er hofft auf baldige Daten aus prospektiven Studien.



STICHWORT

Glioblastom

Glioblastome sind die häufigsten primären malignen Tumoren des Gehirns. Sie entwickeln sich aus entarteten Gliazellen. Spezielle Risikofaktoren, die diese überproportional nach dem 60. Lebensjahr auftretende Erkrankung begünstigen, sind nicht gesichert. In Deutschland erkranken jährlich etwa 3000 Menschen an einem Glioblastom. Werden die betroffenen Patienten nicht behandelt, sterben sie im Mittel innerhalb von vier bis fünf Monaten nach der Diagnose. Mit Op und Strahlentherapie konnte die mittlerre Überlebenszeit auf zwölf Monate verlängert werden. Rezidive sind bei Glioblastomen sehr häufig, und die Prognose ist, obwohl keine Metastasierungsneigung besteht, schlecht.

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