Neue Studiendaten

Ist Prostatakrebs sexuell übertragbar?

Über eine Beteiligung von sexuell übertragbaren Infektionen an der Entstehung von Prostatakarzinomen wird schon lange spekuliert. Eine Metaanalyse bekräftigt nun den Verdacht. Insbesondere eine Gonorrhö scheint das Krebsrisiko zu erhöhen.

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Ziehen sich Männer beim Sex eine sexuell übertragbare Infektion zu, erhöht sich bei ihnen offenbar das Prostatakrebs-Risiko.

Ziehen sich Männer beim Sex eine sexuell übertragbare Infektion zu, erhöht sich bei ihnen offenbar das Prostatakrebs-Risiko.

© Stockbyte / Thinkstock.com

FLORENZ. Obwohl das Prostatakarzinom die zweithäufigste Krebsart bei Männern ist, ist es bislang nicht gelungen, modifizierbare Risikofaktoren zu identifizieren.

Zwar werden Alkoholkonsum, Rauchen und Adipositas in einen möglichen Zusammenhang gestellt, Studiendaten sind jedoch widersprüchlich.

Widerlegt ist laut Deutschem Krebsforschungszentrum, dass "keine, geringe oder besonders ausgeprägte sexuelle Aktivität" das Krebsrisiko steigert.

Einer aktuellen Metaanalyse zufolge bleibt der Geschlechtsakt jedoch nicht unbedingt folgenlos: Männer, die sich dabei eine sexuell übertragbare Infektion (STI) zuzogen, hatten eine erhöhte Prostatakrebsrate (Cancer Epidemiology 2014; 38: 329-338). Speziell nach einer Gonorrhö war eine Zunahme um 20 Prozent festzustellen.

Die Metaanalyse berücksichtigte 47 Studien zu STI und Prostata-Ca aus den Jahren 1971 bis 2011, davon 44 Fall-Kontroll- und drei Kohortenstudien.

Männer, die angaben, "schon einmal eine sexuell übertragene Infektion" gehabt zu haben, hatten - basierend auf 18 Studien mit 6313 Prostata-Ca-Patienten - ein um 49 Prozent und damit signifikant erhöhtes Risiko für diesen Krebs.

Bei einzelnen STI wurde eine signifikante Assoziation nur zur Gonorrhö gefunden. Die Auswirkungen waren in 23 Studien bei mehr als 10.000 Patienten untersucht worden.

Wie häufig es allerdings zu Infektionen durch Neisseria gonorrhoeae kam, hatte in den drei damit befassten Studien keinen Einfluss auf die Krebsrate.

Infektionen mit Treponema pallidum, humanen Papillomviren und Herpes-simplex-Viren sind der Analyse zufolge unerheblich für das Auftreten von Prostatakarzinomen.

STI haben karzinogenen Effekt

Für Cytomegalievirus, Trichomonas vaginalis, Ureaplasma urealyticum und Mycoplasma hominis wurden, weil sie jeweils in weniger als fünf Studien untersucht worden waren, keine Risikoabschätzungen vorgenommen.

"Die Assoziation zwischen STI und Prostatakarzinomen kann als Bestätigung gesehen werden für den karzinogenen Effekt wiederholter und/oder längerfristiger entzündlicher Prozesse in der Prostata", schreiben die Studienautoren um Saverio Caini vom Istituto per lo Studio e la Prevenzione Oncologica in Florenz.

Auch wenn von den einzelnen STI nur die Gonorrhö mit der Krebsrate korreliert war, wollen sie einen Einfluss anderer Erreger nicht ausschließen. Das gilt besonders für die Syphilis, wo nach Ausschluss von zwei Studien mit Labornachweis ein grenzwertig signifikanter Zusammenhang zu erkennen war.

Auch eine mögliche Rolle von Trichomonas vaginalis sollte den italienischen Ärzten zufolge weiter erforscht werden. Weil der Keim asymptomatische Entzündungen von Harnröhre und Prostata auslösen kann, wird die Infektion oft nicht erkannt.

Da STI im Allgemeinen und die Gonorrhö im Besonderen weltweit eine hohe Prävalenz aufweisen, gehen Caini und Kollegen davon aus, "dass durch Prävention dieser Infektionen eine beträchtliche Zahl von Prostatakarzinomen vermeidbar wäre".

Möglicherweise seien Männer mit STI in der Anamnese aufgrund ihres erhöhten Risikos auch eine geeignete Zielgruppe für ein Prostata-Ca-Screening. (BS)

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