Stumpfes Bauchtrauma

Sieben Befunde schließen innere Verletzungen aus

Haben Kinder ein stumpfes Trauma, landen sie ganz schnell in der CT-Röhre - um intraabdominale Verletzung abzuklären. Doch offenbar ist die Strahlenbelastung oft überflüssig: US-Kollegen liefern jetzt sieben klinische Parameter, mit denen das Risiko abgeschätzt werden kann.

Veröffentlicht:
Abdomen o.B.?

Abdomen o.B.?

© Ryan McVay / thinkstock

SACRAMENTO. Nach einem stumpfen Trauma heißt es, rasch und sicher intraabdominale Verletzungen zu verifizieren oder auszuschließen. Meist geschieht das mithilfe bildgebender Verfahren, oftmals anhand computertomografischer Bilder.

Dabei ließe sich nach Ansicht US-amerikanischer Wissenschaftler das Risiko innerer Verletzungen bereits klinisch anhand sieben Kriterien gut einschätzen und somit eine unnötige Strahlenbelastung vermeiden.

Nach stumpfen abdominalen Traumata liegt das tatsächliche Ausmaß der Schädigung meist im Verborgenen. Um Gewissheit zu bekommen, nutzt man neben der Sonografie zunehmend auch die Computertomografie.

Doch bei aller diagnostischen Aussagekraft ist eine Computertomografie immer mit einer erheblichen Strahlenbelastung verbunden, was vor allem bei Kindern eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfordert.

Hilfestellung kommt jetzt von US-amerikanischen Wissenschaftlern. Sie haben einen Sieben-Punkte-Plan erarbeitet, mit denen sich bereits anhand anamnestischer und klinischer Kriterien diejenigen Kinder herausfiltern lassen, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine inneren Verletzungen davongetragen haben und bei denen auf eine computertomografische Untersuchung verzichtet werden kann (Ann Emerg Med 2013; online 4. Februar).

Nach Ansicht von James F. Holmes von der UC Davis Medicine School in Sacramento und seinen Kollegen ist das Risiko behandlungsbedürftiger innerer Verletzungen äußerst gering, wenn folgende sieben Fragen mit Nein beantwortet werden können:

  1. Bestehen äußere Anzeichen eines Bauchdeckentraumas oder sind Autogurtabdrücke zu erkennen?
  2. Liegen die Werte auf der Glasgow-Koma-Skala bei 13 oder darunter?
  3. Ist die Bauchdeckenspannung erhöht?
  4. Gibt es äußere Anzeichen für ein Trauma des Brustkorbes?
  5. Klagt das Kind über abdominale Schmerzen?
  6. Werden die Atemgeräusche leiser?
  7. Hat das Kind sich übergeben?

Dieser Sieben-Punkte-Plan ist das Ergebnis einer prospektiven Kohortenstudie, für die Holmes und seine Kollegen die Krankengeschichten von 12.044 Kindern überprüften, die zwischen Mai 2007 und Januar 2010 aufgrund eines stumpfen Traumas am Rumpf in einer der zwanzig Notfallambulanzen des Pediatric Emergency Care Applied Research Network (PECARN) eingeliefert worden waren.

Sie werteten zunächst die anamnestischen sowie klinischen Befunde der Probanden aus, stellten sie den computertomografischen Bildern gegenüber und suchten speziell nach Patienten, die behandelt werden mussten.

Dabei berücksichtigen sie nicht nur die nach der Erstversorgung stationär aufgenommenen Kinder, sondern erfragten auch den weiteren Krankheitsverlauf der Patienten, die nach der Notfallversorgung wieder entlassen worden waren.

Schließlich überprüften sie, welche klinischen Variablen für die Beurteilung des Verletzungsrisikos aussagekräftig sein könnten.

Jedes zweite Kind in der CT-Röhre

Glimpflich davongekommen waren insgesamt 11.283 Kinder, 761 Kinder (6,3 Prozent) hatten innere Verletzungen davon getragen. Davon mussten 203 Kindern behandelt werden, einige mehrfach.

114 (56,6 Prozent) wurden laparotomiert, elf (5,4 Prozent) angiografisch embolisiert, 122 (60,1 Prozent) benötigten eine Bluttransfusion und 79 bekamen über mindestens zwei Nächte intravenös Flüssigkeit. Abdominale CT-Scans wurden bei 5514 Kindern angeordnet, also bei fast jedem zweiten Patienten (46 Prozent).

Bei der Überprüfung der klinischen Variablen stellten sich die genannten sieben als aussagekräftige Prädiktoren heraus. Bei lediglich sechs der 5028 Kinder, die anhand des Sieben-Punkte-Plans als nicht gefährdet eingestuft werden konnten, lag der Test falsch.

Das Risiko innerer Verletzungen war bei Ausschluss aller sieben Kriterien demnach mit 0,1 Prozent sehr niedrig. Der negative Vorhersagewert lag bei 5,028 von 5,034 (99,9 Prozent), die Sensitivität bei 197 von 203 (97 Prozent), die Spezifität bei 5,028 von 11,841 (42,5 Prozent) und der negative Wahrscheinlichkeitsquotient bei 0,07.

Die Studienautoren setzen große Hoffnungen in ihren Sieben-Punkte-Plan, auch wenn die Datenlage für eine Implementierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausreicht.

Bestätigt sich jedoch in weiteren Untersuchungen die prognostische Sicherheit, wie Holmes und Kollegen hoffen, so ließe sich künftig bereits klinisch - ganz ohne Labordiagnostik oder Bildgebung - das Risiko innerer Verletzungen beurteilen und somit die Strahlenbelastung minimieren. (dk)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Osteoklastenhemmung bei Frauen mit Brustkrebs

Kiefernekrosen vor allem unter Denosumab

Impingement oder Radikulopathie?

„Schwimmer-Test“ hilft bei der Abklärung von Schulterschmerzen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Fallbericht

Wenn sich der Diabetes-Patient der Therapie entzieht

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Interprofessionelle Teams jetzt stärken!

Lesetipps
Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass vor allem eine hohe Komorbidität (CCI    5) sowie Gebrechlichkeit den fehlenden Nutzen einer ICD-Therapie voraussagen können: Die Wahrscheinlichkeit eines nicht arrhythmiebedingten Todes war darunter ungefähr vervierfacht bzw. verachtfacht.

© Pijitra / stock.adobe.com

Schwierige Abschätzung

Wem der implantierbare Defibrillator eher nicht nützt