Impfen
Ein kleiner Pieks voll Prävention
Ein Pieks – und schon ist eine Krankheit perdu. Mit Impfungen ist dieser Traum wahr geworden. Doch die Erfolge sind bedroht.
Veröffentlicht:Hätte man den Menschen am Ende des Ersten Weltkriegs gesagt, eine Spritze könne eine ganze Seuche aufhalten, sie hätten einen womöglich für verrückt erklärt. 1918/19, Europa lag in Trümmern, hat die Spanische Grippe zig Millionen Tote gefordert – die Schätzungen reichen bis zu 50 Millionen Opfer.
Heute wissen wir es besser: Impfungen können solche Seuchen aufhalten und effektiv Menschenleben retten. Selbst gegen hoch letale Erkrankungen, wie die durch das Ebolavirus, werden mittlerweile Impfstoffe entwickelt. Die erste Ebolavakzine hat gerade eine Zulassungsempfehlung in Europa erhalten.
Waren es im Mittelalter die vermeintlichen „Miasmen“, die Siechtum und Leid verbreiteten, wusste es die Menschheit ab dem neunzehnten Jahrhundert mehr und mehr besser: Bakterien und Viren bringen Pest, Cholera und Co. Gleich fünf der ersten Medizinnobelpreise waren Forschungen zu Infektionen und der Immunologie des Menschen gewidmet – unter den Preisträgern Behring, Koch und Ehrlich.
Mindestens 26 Infektionskrankheiten sind heute impfpräventabel. Etliche Krankheiten galten in den letzten Jahren mindestens hierzulande als ausgerottet, oder das Ziel schien in greifbarer Nähe. Doch die Erfolge sind ins Stocken geraten. Selbst in den reichen Industrienationen treten wieder Infektionskrankheiten auf, die man längst glaubte im Griff zu haben.
Polio ist nur eines dieser Beispiele. Die Masern ein weiteres. Seit den 1970er Jahren sind Vakzinen verfügbar. Doch das Ziel einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent bei den Kindern wird verfehlt. Immer wieder gibt es Ausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen.
Gesundheitsminister Jens Spahn will deswegen eine Quasi-Impfpflicht einführen. Etliche Experten sind skeptisch, ob sich so mehr Menschen für Impfungen begeistern lassen.
Womöglich gibt es bessere Wege, um die Impfraten zu erhöhen. Etwa über Pädagogen in Kitas und Schulen. Oder beim medizinischen Personal, das beim Influenzaschutz keine rühmliche Rolle spielt. Auch eine bessere Vergütung für ärztliche Impfberatung könnte helfen.