Muskeln und Skelett
„Rücken“ – Leiden einer Gesellschaft
Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit gehen immer seltener auf Muskel- und Skelett-Erkrankungen zurück. Dennoch bleiben sie ein großes Problem.
Veröffentlicht:Erkrankungen an Muskeln oder Skelett sind die häufigste Erkrankungsart überhaupt. Zwei Drittel der Deutschen leiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal darunter.
Trotz erheblicher Verbesserungen der Arbeitsbedingungen – etwa durch die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen in Büros und Fabriken – und einer generellen Abnahme schwerer körperlicher Arbeiten, nimmt die Prävalenz dieser Erkrankungen zu.
Die Gesamtkosten, die durch diese Krankheiten verursacht werden, liegen bei über 50 Milliarden Euro. Fast die Hälfte davon entfällt auf direkte medizinische Behandlungskosten, 54 Prozent auf Produktivitätsverluste durch Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung.
Hauptursache für muskuloskelettale Erkrankungen ist der Bewegungsmangel in Verbindung meist mit Übergewicht, die einen Circulus vitiosus bilden. Gerade in Berufen, die körperlich belastend und anspruchsvoll sind, dominieren „Rücken, Schulter, Knie und Co“. Ganz besonders betroffen sind Pflegekräfte. Bei ihnen dürfte sich das Problem in den nächsten Jahren noch verschärfen.
Im Job kann ein betriebliches Gesundheitsmanagement viele Leiden verhindern oder wenigstens minimieren. Doch das kostet Geld und Zeit, was vor allem für kleine Unternehmen eine große Herausforderung ist.
Und selbst in großen Betrieben, die Gesundheitsmanagement betreiben, ist nicht alles Gold, was glänzt. Manche Hilfsmittel oder sogenannte Innovationen entpuppen sich im Arbeitsalltag rasch als untauglich, weil sie die Abläufe stören. Ein solches Beispiel ist die aufhängbare Bleischürze für Radiologen und Operateure.
Und die wenigen Erfolge bei dem betrieblichen Gesundheitsmanagement könnten an ganz anderer Stelle konterkariert werden: in Kitas und Schulen. Denn um Bewegung und regelmäßigen Sport ist es hierzulande nicht allzu gut bestellt.
Immer häufiger kommen die Kinder mit ungenügend entwickelter Feinmotorik in die Schule. Um aber die Defizite auszugleichen, die im Elternhaus entstanden sind, bräuchte es deutlich mehr Sportangebote als heute.