Kunstausstellung

Freundschaft ist wichtig für die Psyche

Das Deutsche HygieneMuseum in Dresden widmet dem Thema Freundschaft eine vielseitige Ausstellung.

Von Luise Poschmann Veröffentlicht:
Unter dem Motto "Freundschaft" steht die aktuelle Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.

Unter dem Motto "Freundschaft" steht die aktuelle Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.

© Oliver Killig

DRESDEN. Drei Jahre brauchte die US-amerikanische Fotografin Tanja Hollander, um alle ihre Freunde zu besuchen. Das Projekt "Are you really my friend?" führte sie in Wohnzimmer auf der ganzen Welt.

626 Bilder schoss die Fotografin zwischen 2011 und 2014 von ihren Begegnungen, denn mit exakt so vielen Menschen war Hollander zu Beginn ihrer Reise über das soziale Netzwerk Facebook "befreundet".

Die Bilder geben Einblick in ganz unterschiedliche Lebenswelten oft scheinbar gänzlich verschiedener Menschen und werfen die Frage auf: Kann das alles echte Freundschaft sein?

Die Antwort darauf überlässt das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden dem Besucher. Die Fotos der amerikanischen Künstlerin sind dort Teil einer Sonderausstellung zum Thema Freundschaft, die noch bis zum 1. November zu sehen ist.

Normalerweise dreht sich im Deutschen Hygiene-Museum alles um den Körper, die Sinne und das Bewusstsein. Sich der Freundschaft in der Vielfältigkeit ihrer Ausdrucksformen zu widmen, erweitert die Schau um emotionale Aspekte des Menschseins.

Freunde ersetzen die Familie

Es gibt zahllose soziologische und psychologische Studien, die sich mit der Freundschaft beschäftigen und selbst die Gene von Freunden wurden bereits untersucht.

Das Ölgemälde "Das Meeting" von Marie Bashkirtseff (1884) ist eine Leihgabe des Musée d’Orsay in Paris.

Das Ölgemälde "Das Meeting" von Marie Bashkirtseff (1884) ist eine Leihgabe des Musée d’Orsay in Paris.

© Grand Palais / Jean Schormans

Hinter der fleißigen Forschung steckt die Faszination des Konstrukts: Es ist neben der Liebesbeziehung die engste frei gewählte Bindung im Leben, in der heutigen Zeit nehmen Freunde oft den Stellenwert der Familie ein.

Die Wissenschaft bescheinigt den Freunden einen immensen positiven Einfluss. So kamen beispielsweise kanadische Forscher 2012 zu dem Schluss, dass sich Menschen mit einem funktionierenden Netzwerk gesünder und weniger gestresst fühlen. Selbst vor Depressionen sollen Freunde schützen können.

Wissend, dass eine Ausstellung nicht auf die emotionalen Seiten eines jeden einzelnen Besuchers eingehen kann, nähert sich die Schau dem Thema über das Objekt.

Gegliedert ist sie in fünf Bereiche: befreundete Staaten, Freundschaft im Brief, im Bild, als Erlebniswelt mit stilisierten Denkmälern und Freundschaft als noch offenes Konzept mit einzelnen Phänomenen der Gegenwart.

Hinter jedem Teil stehen große Fragen, die sich in den Exponaten spiegeln: Warum sind wir befreundet? Woran zerbrechen Freundschaften? Wie drücken sich Freundschaften aus? So steht beispielsweise eine Flaschenpost für die Zufälligkeit, die oft am Beginn einer Freundschaft steht.

36 Jahre war die "Buddel" unterwegs. Als sie entdeckt wurde, war der Absender verstorben, doch der Sohn des Schreibenden und der Finder sind heute noch befreundet.

Bänder und Blut

Dass Freundschaft auch zerbrechen kann, wird über Dokumente aus DDR-Zeiten beleuchtet. Es sind die Akten einer oppositionellen Gruppe, die von einem inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi verraten wurde.

Der "Maulwurf" war selbst Teil der Gruppe gewesen. Seine Freunde sahen ihre Akten allerdings erst viele Jahre nach der Wende ein, die Freundschaft hatte bis dahin Bestand.

Zahlreiche Objekte zeigen zudem auf, wie Freundschaft ausgedrückt werden kann, etwa über geknüpfte Armbänder oder die "Blutsbrüderschaft" bei Karl May.

Ein besonderes Schmuckstück der Ausstellung ist auch eine "Landkarte", die Begriffe, Wege und Umwege der Freundschaft ins Bild überträgt.

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