Präventionskongress

Reha lohnt sich bis zum Tod

Rehabilitation vor und in der Pflege lohnt sich in jedem Alter, betonte der Arzt und Alterswissenschaftler Professor Andreas Kruse beim Präventionskongress in Berlin. Und auch Gesundheitsminister Gröhe mahnte: Es gibt ein Missverhältnis zwischen Pflegebegutachtungen und Reha-Empfehlungen.

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Reha lohnt sich auch selbst noch bei Hochbetagten, mahnen Experten. Ältere dürften deshalb nicht benachteiligt werden.

Reha lohnt sich auch selbst noch bei Hochbetagten, mahnen Experten. Ältere dürften deshalb nicht benachteiligt werden.

© Tyler Olson / fotolia.com

BERLIN. Vor einer Herabsetzung der Würde alter Menschen hat der Heidelberger Gerontologe und Kulturwissenschaftler Professor Andreas Kruse gewarnt.

Das Alter eines Menschen tauge nicht als Argument, ihm rehabilitative oder pflegerische Leistungen vorzuenthalten, schrieb Kruse zur Eröffnung des 7. Präventionskongresses von Bundesgesundheitsministerium und der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (BVPG) Ärzten, der Pflege und Politikern ins Stammbuch.

Zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf ein Missverhältnis zwischen der Zahl der Pflegebegutachtungen und der daraufhin ausgesprochenen Reha-Empfehlungen hingewiesen. Bei einer Million Begutachtungen im Jahr komme es zu lediglich 5300 Überweisungen in die Rehabilitation.

Ressourcen des Alters wahrnehmen

Die Gesellschaft müsse dringend daran arbeiten, die Ressourcen des Alters wahrzunehmen. "Wenn wir über Prävention und Pflege sprechen, geht es darum, unsere eigenen Altersbilder kritisch zu reflektieren", sagte Kruse. Im Moment bestimme die Ablehnung des Alters das Handeln.

Wissenschaftlich belegt sei aber, dass sich Lebensstiländerungen und Rehabilitation auch im hohen Alter, bis in den Sterbeprozess hinein, positiv auf Patienten auswirken könnten. Körperliche und kognitiv-emotionale Mobilisierung sowie die Stimulierung des Kohärenzgefühls lohnten sich.

Nach Schlaganfällen sollten bereits in der Stroke-Unit die Rehapotenziale bestimmt werden. Dabei sollten die Ärzte beachten, dass das Lebensalter keine statistisch bedeutsame Komponente des Rehapotenzials darstelle.

Das scheint auch bei sich allmählich einstellenden Demenzen eine Rolle zu spielen. Ein Teil der neurodegenerativen Demenzen könnte sich zurückdrängen lassen, sagte Kruse.

Voraussetzung sei eine Prävention der vaskulären Komponente durch rechtzeitige Kontrolle der Lebensstile. Dabei dürfe durchaus auch an Sport für Hochbetagte gedacht werden. Die Bewegungsangebote sollten von kognitiven Interventionsprogrammen begleitet sein.

Der Gerontologe plädierte dafür, Komponenten der Rehabilitation regelhafter in die Palliativmedizin zu integrieren. Könne der Sterbende wieder sitzen oder eventuell sogar wieder stehen, versetze ihn das in die Lage, den Sterbeprozess besser zu verstehen.

Dies sei eine gemeinsame Aufgabe von Reha und Pflege. Der Expertenstandard Mobilität, der derzeit aufgestellt werde, lege einen Schwerpunkt unter anderem auf die Verringerung von Schmerzimpulsen. (af)

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