Dänemark

Telematik ganz ohne Karte

Dänemark geht bei der Vernetzung im Gesundheitswesen einen ganz anderen Weg als Deutschland. Es geht vor allem um Transparenz für die Patienten.

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FREIBURG. Häufig wird gefragt, warum es in Deutschland mit der Entwicklung der Telemedizin so langsam vorangeht. Eine Antwort könnte sein, dass das Gesundheitswesen bei der Digitalisierung bislang noch isoliert gesehen wird. In Dänemark habe es in dem Moment "eine große Veränderung" gegeben, als die Anwendungen für das Online-Banking und für die Gesundheit zusammengeführt worden seien, sagte Dr. Morten Elbaek Petersen, Direktor des Gesundheitsportals "Sundhed.dk", beim E-Health-Forum in Freiburg.

Mittlerweile hätten alle Ärzte, Apotheken und öffentlichen Krankenhäuser Zugang zu dem staatlich geführten und steuerfinanzierten E-Health-Portal. Anders als in der Telematikinfrastruktur in Deutschland vorgesehen, sei auch für Patienten der Zugriff auf die Gesundheitsdaten ohne hohen Aufwand möglich, so Petersen. Mit der Geburt erhalten die Dänen eine Identifikationsnummer, über die der Zugang zu dem Portal erfolgt – über den Desktop-PC ebenso wie über Smartphone oder Tablet-Computer. 1,7 Millionen Besuche verzeichne das Portal monatlich, berichtete Petersen weiter – was eine rege Nutzung durch die 5,8 Millionen Einwohner und die Akteure im Gesundheitswesen zeige. Zugriff auf die Daten hätten alle Ärzte, die einen Patienten behandeln.

Die Daten der Patientenakte werden – wie auch in der deutschen Telematikinfrastruktur vorgesehen – nicht zentral an einem Ort gespeichert, sondern dezentral an 120 unterschiedlichen Stellen. Sie seien durch Verlinkung zugänglich. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei hoch, so Petersen weiter: So hätten Umfragen gezeigt, dass 24 Prozent der Dänen glauben, der Behandlungsverlauf habe sich durch die Nutzung des E-Health-Portals verbessert; 41 Prozent sagten, sie hätten durch den Zugriff auf die Daten ein besseres Verständnis ihrer Krankheit gewonnen.

Auch die Ergebnisse seien positiv, so Petersen. So seien die Klinikausgaben unter Kontrolle, die Todesfallrate sei gesunken. Zudem seien die Daten aus "Sundhed.de" sehr gut für die medizinische Forschung nutzbar. Kritisiert werde, dass problematische Befunde und Diagnosen wie Alkoholismus auch viel später im Portal nicht gelöscht werden könnten. Es gebe aber nur "drei bis fünf Missbrauchsfälle im Jahr" mit nicht autorisierten Zugriffen auf Patientenakten. "Deutschland ist in Fragen der Digitalisierung wirklich hinterher", so Petersen. Das sei aufgrund der Vergangenheit "nachvollziehbar". In Dänemark gebe es dagegen "eine große Kultur des Vertrauens" in die Kompetenz des Staates, so der Direktor des Portals. Dieses Vertrauen gelte es nun, angesichts von Cyber-Attacken, zu erhalten.(ger)

1,7 Mio. Besuche verzeichnet das dänische E-Health-Portal Sundhed.dk pro Monat. Bei 5,8 Millionen Einwohnern zeigt der Wert eine rege Nutzung der Plattform durch Ärzte und Patienten.

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