ETF oder aktiv gemanagte Fonds?
Auf die langfristige Performance kommt es an
Eine Studie zeigt: 2018 haben die meisten aktiv gemanagten Fonds schlechter abgeschnitten als Indexfonds – im Jahr zuvor war es umgekehrt. Was also sollen Anleger tun, die sich für eine der beiden Anlageformen entscheiden wollen?
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Mit Indexfonds wären Anleger im Durchschnitt besser durch das turbulente Börsenjahr 2018 gekommen als mit aktiv gemanagten Fonds. Das zeigt eine neue Studie der Berliner Ratingagentur Scope.
Danach konnten von 2000 aktiv gemanagten Aktienfonds nur 24 Prozent eine bessere Performance als ihr jeweiliger Vergleichsindex erzielen.
Verbraucherschützer raten Anlegern seit Jahren, nicht in aktiv gemanagte Fonds zu investieren, sondern stattdessen auf börsennotierte Indexfonds, kurz ETF genannt, zu setzen.
„Die meisten aktiv gemanagten Fonds erzielen langfristig keine höhere Rendite als Indexfonds, sondern verursachen durch ihre Gebühren nur zusätzliche Kosten“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Aktiv oder passiv?
ETF bilden passiv einen Index nach. Dadurch fallen nur geringe Verwaltungsgebühren an. Hingegen müssen Anleger bei aktiv gemanagten Fonds zum Teil Managementgebühren von jährlich mehr als 1,5 Prozent ihres investierten Kapitals zahlen.
Da ETF-Anteile ausschließlich an der Börse gehandelt werden, entfällt auch der bei aktiv gemanagten Fonds übliche Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent des Anlagebetrags. „ETF sind eine günstige Investmentvariante für Anleger“, sagt Andreas Görler, Stratege bei der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest – Pruschke & Kalm.
Scope-Analyst Martin Fechtner will seine Studie jedoch nicht als Argument pro ETF verstanden wissen. „Es gibt Fondsmanager, die sehr gute Arbeit leisten.“ Das zeigt die Vorjahresstudie der Ratingagentur. 2017 hatte die Mehrheit der analysierten Aktienfonds ihren jeweiligen Vergleichsindex schlagen können.
„Bei der Vergleichsgruppe ‚Aktien Deutschland‘ gelang dies 2017 sogar 87 Prozent der Fonds“, sagt Fechtner. Untersucht werden in der Studie 2000 aktiv gemanagte Aktienfonds, die auf die Märkte in Asien, Deutschland, Europa, Japan, Nordamerika, der Eurozone, den Emerging Markets oder auf den globalen Markt fokussiert sind.
Investment in turbulenten Zeiten
Dass die Mehrzahl der aktiv gemanagten Fonds zwar 2017, nicht aber 2018 ihren jeweiligen Vergleichsindex schlagen konnte, habe mehrere Ursachen, sagt Fechtner. 2017 zogen die Börsen weltweit an. „In einem Aufschwung profitieren aktiv verwaltete Fonds davon, dass ihre Manager massiv in die besonders stark gefragten Werte investieren können“, sagt Fechtner.
Hingegen befinden sich in jedem Index auch Werte, die in solchen Phasen nicht steigen. Das verschafft den aktiv gemanagten Fonds, die nicht in diesen Titeln investiert sind, einen Performancevorsprung.
Auch in Abschwungphasen sollten aktiv gemanagte Fonds im Vorteil sein. Denn ihre Manager können dann in defensive Werte umschichten, die auch gefragt bleiben, wenn es an den Börsen abwärts geht. Das war 2018 bei deutschen Werten jedoch nur schwer möglich.
„Zu den defensiven Titeln zählen Aktien von Pharmaunternehmen und Energieversorgern“, erläutert Fechtner. „Doch die Aktienkurse führender Werte aus diesen Sektoren sind 2018 durch Sondereffekte ebenfalls stark gefallen.“
Bei den Pharmatiteln brach die Bayer-Aktie wegen millionenschwerer Schadensersatzklagen in den USA gegen den kurz zuvor übernommenen Agrarchemie-Konzern Monsanto ein.
Die Papiere des Medizintechnikkonzerns Fresenius und seiner Dialysetochter Fresenius Medical Care fielen im Dezember um mehr als 20 Prozentpunkte nach einer Gewinnwarnung. Die Aktie des Energieversorgers RWE wiederum erlitt einen Verlust von mehr als 20 Prozent wegen des gerichtlich verfügten Rodungsstopps zur Erweiterung des Braunkohletagebaus Hambach.
Anleger sollten sich jedoch nicht die Frage stellen, ob sie besser auf ETF oder aktiv gemanagten Fonds setzen, weil je nach Jahresverlauf die eine oder andere Investmentgruppe vorne liegen könnte, sagt Fechtner.
„Sie sollten vielmehr Produkte suchen, die zu ihrer persönlichen Anlagestrategie passen – und unter diesen jene auswählen, die langfristig kontinuierlich besser als ihr Vergleichsindex abgeschnitten haben.“ Ablesen lässt sich das auf Internetportalen wie Onvista, die einen Performance-Vergleich verschiedener Anlageprodukte über diverse Zeiträume bieten.