Diabetes
Auch die Kommunen sind gefragt
Die regionalen Daten zur Diabetesprävalenz sind ein gutes Instrument für gezieltere Prävention, meint der stellvertretende Geschäftsführer des WIdO, Helmut Schröder.
Veröffentlicht:Herr Schröder, was ist das Besondere der WIdO-Untersuchung?
Helmut Schröder: Erstmals stehen Zahlen und Fakten über die Verbreitung von Typ-2-Diabetes in der gesamten Bevölkerung Deutschlands zur Verfügung.

Helmut Schröder, stellv. WIdO-Geschäftsführer
© AOK Bundesverband
Das Besondere ist dabei, dass dadurch bis auf die Ebene der mehr als 400 Landkreise und Städte in Deutschland transparent gemacht wird, wie häufig die Erkrankung vorkommt.
Die Auswertungen mit Kennzahlen auf Kreisebene können Landräten und Bürgermeistern helfen, ihre regionale Situation einzuordnen und Ansätze zu entwickeln, um die gesundheitliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu verbessern. Denn vor Ort in den Kommunen werden die Rahmenbedingungen für ein gesundes Leben geschaffen.
Wodurch lässt sich die Häufung von Diabetes in manchen Regionen erklären?
Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass materiell und sozial benachteilige Menschen häufiger an Typ-2-Diabetes erkranken als Menschen mit einem vergleichsweise hohen ökonomischen und sozialen Status. Dies wird auch im Gesundheitsatlas deutlich: In Regionen, die nach dem Deprivationsindex des Robert Koch-Instituts einen Mangel an materiellen und sozialen Ressourcen unter Berücksichtigung von Faktoren wie Einkommen, Beschäftigung oder Bildung aufweisen, gibt es auch überdurchschnittlich viele Typ-2-Diabetiker.
Bundesweit liegt der Anteil der Typ-2-Diabetiker in diesen ökonomisch und sozial benachteiligten Regionen Deutschlands bei 11,3 Prozent. In Regionen, die im Deutschlandvergleich die beste materielle und soziale Ausgangssituation haben, sind nur 7,0 Prozent Typ-2-Diabetiker zu finden.
Welche weiteren Faktoren gibt es für eine hohe Krankheitshäufigkeit?
Regionen mit vielen alten Menschen sind stärker von Diabetes betroffen als Gebiete mit einer jüngeren Bevölkerung. Zudem sind Menschen auf dem Land häufiger an Typ-2-Diabetes erkrankt als Bürger in städtischen Regionen.
Eine maßgebliche Rolle spielt dabei, dass in den ländlichen Regionen häufig eine ältere Bevölkerung mit einem höheren Erkrankungsrisiko anzutreffen ist. Vermutlich spielen auch weitere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel das regionale Angebot an Sportanlagen und Grünflächen. Hier gibt es weiteren Forschungsbedarf. (Ebert-Rall)