AOK

Ein Qualitäts-Check für Arztnetze

Die optimierte Zusammenarbeit und Kommunikation von Ärzten in Netzen tragen zu einer besseren und effektiveren Versorgung von Patienten bei. Dafür gibt es deutliche Hinweise, bisher aber kaum Belege. Auf der KBV-Messe stellt die AOK ein Projekt vor, das hier mehr Transparenz schaffen soll.

Von Taina Ebert-Rall Veröffentlicht:

BERLIN. "Qualität in Arztnetzen - Transparenz mit Routinedaten" (QuATRo) heißt das Projekt, das transparent machen soll, ob Ärzte ihre Patienten in Netzen besser versorgen. QuATRo ist ein Werkzeug, das Arztnetzen einen Vergleich der Versorgungsqualität mit anderen Netzen und mit dem landesweiten Durchschnitt ermöglicht.

Auf der KBV-Messe, die vom 26. bis 28. März in Berlin stattfindet, stellt die AOK das Projekt vor. Die methodische Grundlage für QuATRo liefert das Qualitätsindikatorensystem für die ambulante Versorgung (QiSA).

Die QiSA-Indikatoren sind in mehrjähriger Zusammenarbeit zwischen dem AOK-Bundesverband und dem Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA) entwickelt worden.

"Sie machen die Qualität in der Arztpraxis auf wissenschaftlich fundierter Basis messbar. Dadurch entsteht ein differenziertes Bild der Qualität in der ambulanten Versorgung", erklärt die Leiterin der Abteilung Vertragsentwicklung im AOK-Bundesverband, Dr. Katrin Krämer.

Über 60 Netze haben einen AOK-Vertrag

So zeigt der Vergleich mit dem landesweiten Durchschnitt unter anderem, wie häufig die Netzärzte notwendige Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen durchführen beziehungsweise veranlassen, oder wie oft sie die angezeigten Medikamente für die jeweilige Erkrankung verschreiben.

Schon seit Ende der 1990er Jahre haben die AOKs Einzelverträge mit Arztnetzen geschlossen. Inzwischen gibt es Verträge mit über 60 Netzen. Das Gros dieser Netze verfolgt einen populationsbezogenen Ansatz, bezieht also die ganze Bevölkerung einer Region ein.

Die Netzärzte koordinieren die gesamte medizinische Versorgung. Die Patienten haben eine starke Bindung an ihren Hausarzt im Netz. Einige Arztnetze sind auf die Versorgung einer bestimmten Erkrankung wie zum Beispiel das Diabetische Fußsyndrom spezialisiert.

Bisher gibt es nur vereinzelt Initiativen, um die Versorgungsqualität transparent zu machen. Von der standardisierten Qualitätsmessung mit QuATRo und dem dadurch möglichen Vergleich mit anderen Netzen und mit der Regelversorgung können Arztnetze und Kostenträger gleichermaßen profitieren. Zum Beispiel können die Netze nach Worten Krämers die Ergebnisse der Auswertung für ihr internes Qualitätsmanagement nutzen.

An QuATRo sind die AOK Bayern, Nordost und Rheinland/Hamburg sowie 14 Arztnetze beteiligt. Die Netze betreuen über 90.000 eingeschriebene AOK-Versicherte, das größte 20.400, das kleinste etwas über 650. In diesen Arztnetzen waren im Jahr 2012 insgesamt knapp 440 Hausärzte und rund 380 Fachärzte zusammengeschlossen.

Netze halten sich stärker an Leitlinien

Erste Analysen zeigen, dass die Mehrheit der Arztnetze, die sich an QuATRo beteiligen, ihre Patienten bereits gut versorgen. Beispielsweise verordneten die Netzärzte bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz häufiger leitliniengerechte Medikamente als ihre Kollegen außerhalb der Netze.

Um die Behandlung aber noch weiter zu verbessern, werten die Netzärzte untereinander sowie gemeinsam mit der AOK die Ergebnisse in Qualitätszirkeln aus und besprechen Handlungsoptionen.

Die QuATRo-Analyse basiert auf Routinedaten von AOK-Versicherten. Dazu gehören Abrechnungsdaten der ambulanten und der stationären Versorgung sowie der Arzneimittelversorgung, erläutert Krämer. Auch fließen Leistungen ein, die außerhalb des Arztnetzes für die eingeschriebenen Versicherten erbracht worden sind.

Vorteil für die Arztnetze: Sie haben keinen zusätzlichen Dokumentationsaufwand. "Die AOK wertet in dem Projekt Daten aus, die Krankenkassen ohnehin erhalten", so Krämer.

Analyse bezieht über 30 Indikatoren ein

Das Indikatoren-Set wird in enger Zusammenarbeit zwischen den AOKs und den Arztnetzen weiterentwickelt. Bisher fließen mehr als 30 QiSA-Indikatoren in die Analyse ein, die verschiedene Aspekte der Qualität abbilden. Das Set beinhaltet indikationsspezifische Werte für Diabetes mellitus Typ 2, Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, COPD, Asthma, Rückenschmerz und Depression sowie indikationsübergreifende zur Pharmakotherapie und zum Thema Prävention.

So wird zum Beispiel bei KHK-Patienten mit einem Herzinfarkt geschaut, wie viele von ihnen Betablocker erhalten haben. Eine höhere Quote spricht für eine bessere Versorgungsqualität, da Betablocker nachweislich die Sterberate und die kardiovaskuläre Morbidität bei Herzinfarkt-Patienten senken.

Auch die Behandlung mit Statinen bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit gibt Auskunft über die Versorgungsqualität. Zudem gibt bei KHK-Patienten mit zu hohem Blutdruck die Behandlung mit Blutdrucksenkern wie ACE-Hemmern oder Calciumantagonisten Aufschluss über die Versorgungsqualität.

Aus diesen drei krankheitsspezifischen Indikatoren lassen sich Rückschlüsse auf die Prozessqualität bei KHK-Patienten ziehen und gegebenenfalls Ansatzpunkte zur Verbesserung ihrer Versorgung finden. Kontraindikationen werden bei der Bewertung berücksichtigt.

Zu den allgemeinen Indikatoren gehören die Zahl der konsultierten Hausärzte, der Krankenhauseinweisungen und der Anteil der Facharztbesuche mit Überweisung. Diese Indikatoren geben Auskunft über den Erfolg der Versorgungssteuerung.

Da die Daten für jedes einzelne Netz Stärken und Schwächen transparent machen, haben die Arztnetze nach Krämers Worten die Chance, sich einerseits immer weiter zu entwickeln und andererseits eine breite Öffentlichkeit über ihre gute Arbeit zu informieren.

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