AOK-Heilmittelbericht
Heilmittel erleben deutlichen Sprung nach oben
2021 – ein Jahr nach Pandemiebeginn – wurden wieder mehr Heilmitteltherapien in Anspruch genommen. Mit die wichtigsten Verordner waren Hausärztinnen und -ärzte.
Veröffentlicht:Zuwachsrate im zweistelligen Bereich: Fast elf Prozent mehr Heilmittelleistungen je 1.000 AOK-Versicherte wurden 2021 im Vergleich zum Vorjahr abgerechnet. Für die gesamte GKV stiegen die abgerechneten Heilmittelleistungen im Vergleich zu 2020 um 7,4 Prozent – je 1.000 Versicherte wurden 640 Leistungen abgerechnet, nur für AOK-Versicherte waren es 604 Leistungen. Das ist das Ergebnis des aktuellen Heilmittelberichts des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Insgesamt wurden in der GKV demnach 2021 rund 38,4 Millionen Heilmittelrezepte für GKV-Versicherte abgerechnet. Diese Verordnungen umfassten 46,8 Millionen Leistungen mit insgesamt gut 313 Millionen einzelnen Behandlungssitzungen. Davon entfielen 16,7 Millionen Leistungen mit knapp 110 Millionen Behandlungen auf Versicherte der AOK.
308 Leistungen je Verordnendem
Die Ausgaben für Heilmitteltherapien inklusive Zuzahlung der Versicherten beliefen sich in der GKV auf 10,2 Milliarden Euro. Davon entfielen 3,7 Milliarden auf AOK-Versicherte. Der absolute GKV-Heilmittelumsatz erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 9,6 Prozent. Je 1.000 GKV-Versicherte wurden Therapien mit einem Gegenwert von 139.690 Euro in Anspruch genommen (AOK-Versicherte: 133.278 Euro). Der Umsatz je 1.000 GKV-Versicherte stieg gegenüber 2020 um 10,1 Prozent (AOK: 11,8 Prozent).
Rein rechnerisch haben alle 152.028 an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte je 308 Leistungen veranlasst. Rund 34,4 Prozent der 2021 abgerechneten Leistungen für GKV-Versicherte wurden von Fachärztinnen und -ärzten der Orthopädie und Chirurgie verordnet, je Ärztin und Arzt im Durchschnitt 1.087 Leistungen. Weitere 33,1 Prozent der Leistungen wurden von Allgemeinmedizinern und -medizinerinnen verordnet und 15,2 Prozent von Internistinnen und Internisten.
AOK-Heilmittelbericht
Corona störte die sprachliche Entwicklung bei Kindern
Rund 68.699 Praxen von Leistungserbringenden haben 2021 Heilmitteltherapien mit der AOK abgerechnet. Darin enthalten sind 838 Krankenhäuser. Von diesen Praxen leisteten 42.671 Praxen Physiotherapie, 10.310 Sprachtherapie, 9.885 Ergotherapie und 6.035 Podologie.
Frauen nehmen Therapie häufiger in Anspruch
Für rund 4,97 Millionen AOK-Versicherte wurde mindestens eine Heilmittelmaßnahme abgerechnet. Dies entspricht einer Rate von 180 Patienten je 1.000 AOK-Versicherte. Circa 60 Prozent der Patienten sind weiblich. Der Anteil von Kindern bis einschließlich 14 Jahre an den Patienten beträgt 8,4 Prozent. Die absolute Zahl an Patienten ist gegenüber 2020 mit 0,6 Prozent kaum gestiegen, die Patientenrate je 1.000 AOK-Versicherte ebenfalls nur um 0,1 Prozent.
Wichtigste Therapiemaßnahme blieb auch während der Pandemie die Physiotherapie. 37,0 Millionen physiotherapeutische Leistungen mit insgesamt 257 Millionen Behandlungssitzungen wurden 2021 für GKV-Versicherte abgerechnet. Nur bei AOK-Versicherten waren es 12,66 Millionen Leistungen mit zusammen 87,57 Millionen Behandlungen. Die Anzahl der physiotherapeutischen Verordnungen stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozent (AOK: 4,5 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 3.515 Behandlungen abgerechnet, was einer Zunahme von 2,4 Prozent entspricht. Nur bezogen auf die AOK waren es 3.177 Behandlungen je 1.000 Versicherte; das entspricht einer Zunahme von 4,0 Prozent.
Der Umsatz der physiotherapeutischen Leistungen belief sich für alle GKV-Versicherten zusammen auf 7,3 Milliarden Euro, ein Plus von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Rückenschmerz ganz weit vorn
Eine durchschnittliche physiotherapeutische Leistung kostete für AOK-Patienten 180,09 Euro (ohne Zusatzleistungen). Für rund 4,3 Millionen AOK-Versicherte wurden physiotherapeutische Behandlungen abgerechnet. Die häufigste Diagnose war mit einem Anteil von 17,4 Prozent an den Leistungen und 28,5 Prozent an den Patienten die „ICD-M54 Rückenschmerzen“. Die häufigste physiotherapeutische Maßnahme war Krankengymnastik mit einem Anteil von 52,5 Prozent an den Leistungen, die für rund 2,98 Millionen AOK-Versicherte abgerechnet wurde.
Gleich auf beim Leistungsumfang liegen in der GKV Ergotherapie und Podologie mit jeweils gut 3,4 Millionen Leistungen in 2021. Dabei wurden im Bereich Ergotherapie Leistungen mit insgesamt 28,5 Millionen Behandlungssitzungen für GKV-Versicherte abgerechnet. Für AOK-Versicherte waren es 1,2 Millionen Leistungen mit zusammen 10,1 Millionen Behandlungen. Die Anzahl der ergotherapeutischen Leistungen stieg damit gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent (AOK: 5,0 Prozent).
Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 390 Behandlungen abgerechnet, das entspricht einer Zunahme gegenüber 2021 von 8,9 Prozent (AOK: 366 Behandlungen je 1.000 Versicherte; plus 7,5 Prozent). Der Umsatz der ergotherapeutischen Leistungen belief sich für alle GKV-Versicherten zusammen auf gut 1,55 Milliarden Euro (AOK: 570 Millionen Euro) und ist damit um 9,5 Prozent gegenüber 2021 gestiegen (AOK: plus 9,1 Prozent). Dabei wurden je 1.000 GKV-Versicherte 21.279 Euro abgerechnet, nur auf die AOK bezogen waren es 20.684 Euro je 1.000 Versicherten.
Eine durchschnittliche ergotherapeutische Leistung kostete für AOK-Patienten 419,34 Euro (ohne Zusatzleistungen). Für rund 382.800 AOK-Versicherte wurden ergotherapeutische Behandlungen abgerechnet. Die häufigste Diagnose war mit einem Anteil von 7,2 Prozent der Leistungen und 7,1 Prozent der Patienten die „ICD-G81 Hemiparese und Hemiplegie“. Die häufigste ergotherapeutische Maßnahme war die Einzelbehandlung bei sensomotorischen/perzeptiven Störungen mit einem Anteil von 44,1 Prozent an den Leistungen (AOK), die für knapp 200.000 AOK-Versicherte abgerechnet wurde.
Leistungsumfang verdoppelt
Bei den rund 3,4 Millionen podologischen Leistungen wurden 2021 insgesamt 10,9 Millionen Behandlungssitzungen für GKV-Versicherte abgerechnet. Für AOK-Versicherte waren es rund 1,49 Millionen Leistungen mit zusammen 4,77 Millionen Behandlungen.
Die Anzahl der podologischen Leistungen stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 58 Prozent, die Anzahl der podologischen Behandlungen um 53,1 Prozent (Behandlungen AOK: plus 58,4 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 149 Behandlungen abgerechnet, was einem Zuwachs von 53,8 Prozent entspricht. Bezogen auf die AOK waren es 173 Behandlungen je 1.000 Versicherte (plus 57,6 Prozent gegenüber 2020). Die starke Zunahme geht laut WIdO auf die Aufnahme der podologischen Befunderhebung in den Leistungskatalog zurück. Der Umsatz der podologischen Leistungen betrug für alle GKV-Versicherten zusammen übrigens 293 Millionen Euro (AOK: 129 Millionen Euro) – ein Anstieg von 5,7 Prozent gegenüber 2021 (AOK: plus 8,7 Prozent). Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 4.016 Euro abgerechnet, was einer Steigerungsrate von 6,1 Prozent entspricht (AOK: 4.682 Euro je 1.000 AOK-Versicherte; die Steigerung zum Vorjahr beträgt 8,2 Prozent). (eb)
Mehr Infos zum Heilmittelbericht: https://www.wido.de/