AOK-Arztnavigator

Patienten beim Zahnarzt noch nicht auf Augenhöhe

Die Patienten in Deutschland sind zufrieden mit ihren Zahnärzten. Dennoch sehen sie Verbesserungsmöglichkeiten bei der Aufklärung über Kosten und der Kommunikation. Das zeigt eine Analyse der Bewertungen aus dem AOK-Arztnavigator auf Basis der Weissen Liste.

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Patienten beim Zahnarzt noch nicht auf Augenhöhe

© Quelle: Bertelsmann Stiftung, Grafik: Ärzte Zeitung

BERLIN. Patienten in Deutschland sind überwiegend zufrieden mit ihrem Zahnarzt. Dennoch sehen sie deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Praxen und sind teils unzufrieden mit der Aufklärung über Kosten und der Kommunikation der Zahnmediziner.

Das geht aus einer aktuellen Auswertung von über 10.000 Zahnarztbewertungen im Arztvergleichsportal "Weisse Liste" und den darauf basierenden Portalen von AOK, Barmer GEK, Techniker Krankenkasse und Bertelsmann BKK hervor.

Die Weisse Liste ist ein gemeinsames Projekt von Bertelsmann Stiftung und den Dachverbänden der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen.

38 Prozent wünschen mehr Infos

Die Analyse zeigt: Rund vier von fünf Patienten würden ihren Zahnarzt "bestimmt" weiterempfehlen und sehen keinen Grund für einen Zahnarztwechsel.

Hingegen empfinden nur 62 Prozent der Patienten die Aufklärung über Kosten als komplett verständlich, 63 Prozent sehen die Kostenpläne immer als verlässlich an. Hinzu kommt: Fast jeder zehnte Patient nimmt eindeutig einen Verkaufsdruck wahr, fühlt sich also zu kostenpflichtigen Zusatzleistungen gedrängt.

"Patienten müssen sich darauf verlassen können, dass Zahnärzte frühzeitig und verlässlich über anfallende Kosten informieren. Das stärkt das notwendige Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Mit unserem AOK-Arztnavigator schaffen wir mehr Transparenz bei diesem wichtigen Thema", sagt Jürgen Graalmann, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.

Barmer GEK Vorstandsvorsitzender Dr. Christoph Straub verweist auf einen weiteren Aspekt. "Deutschlands Zahnärzte liefern sehr gute Arbeit. Umso mehr sollte ihnen daran gelegen sein, diese gut und verständlich zu erklären. Da lässt sich einiges verbessern, wenn heute nur sechs von zehn Patienten ihren Zahnarzt komplett verstehen."

Keine Aufklärung auf Augenhöhe?

Lediglich etwas mehr als die Hälfte (58 Prozent) aller Patienten attestiert ihrem Zahnarzt voll und ganz, dass er jeden Behandlungsschritt erklärt und damit mögliche Ängste reduziert.

Dass es Verbesserungsbedarf in Sachen Kommunikation gibt, zeigt auch ein besonderer Aspekt: Weniger als die Hälfte aller Beratungsgespräche (42 Prozent) wird sitzend geführt und damit in einer Weise, die nach heutigem Erkenntnisstand maßgeblich zu einer gleichberechtigten Kommunikation beiträgt. Häufig liegen die Patienten bereits im Behandlungsstuhl.

"Das erschwert die gemeinsame Entscheidungsfindung auf Augenhöhe etwa bei Behandlungsoptionen", sagt Studienautorin Stefanie Hennig von der Bertelsmann Stiftung.

Neben dem Engagement des Zahnarztes für den Erhalt der Zähne sei Kommunikation der wichtigste Aspekt für die Weiterempfehlung durch Patienten und deren Vertrauen.

Deswegen sei es so wichtig, dass Zahnärzte hierauf größeres Augenmerk legten. Die Ergebnisse beruhen nicht auf einer Zufallsstichprobe und erheben daher keinen Anspruch auf Repräsentativität für die Gesamtbevölkerung.

Ein wichtiges Anliegen ist für die Projektpartner eine Ausweitung der Anzahl der Bewertungen. Insgesamt haben die Versicherten seit dem Start der Portale schon fast 300.000 Bewertungen abgegeben.

Etwa 80.000 Ärzte sind bereits beurteilt worden; für knapp 20.000 Ärzte mit über fünf Bewertungen sind die Ergebnisse im AOK-Arztnavigator und in den anderen Portalen abrufbar.

Noch große regionale Unterschiede

Die Zahl der Bewertungen ist allerdings regional sehr unterschiedlich. Während in einigen Regionen erst wenige Patientenrückmeldungen vorliegen, sind zum Beispiel in Thüringen bereits für 68 Prozent der Hausärzte Bewertungen veröffentlicht. Deshalb sind die Versicherten der beteiligten Krankenkassen weiter zur Bewertung aufgerufen.

"Wenn Patienten ihre Erfahrungen beim Arzt mit anderen teilen, schafft das mehr Transparenz und trägt zu einem Wettbewerb um mehr Qualität bei", sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse. (eb)

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