Umgang mit Multimedikation bei Schmerzpatienten
Schmerzmitteltherapie muss Teil eines Gesamtkonzepts sein
Für Hausärzte ist es oft schwierig, ihren Schmerzpatienten die passenden Medikamente zu verordnen. Das schon alleine deshalb, weil multimorbide Kranke meist eine ganze Reihe von Arzneimitteln einnehmen, die der Hausarzt nicht kennt. Auf dem Arzneimittelkongress der AOK Nordost tauschen sich Ärzte und Apotheker zur Vorgehensweise aus.
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Oft wissen multimorbide Patienten nicht, welche Medikamente sie genau einnehmen. Christin Klose / picture alliance
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Die medikamentöse Versorgung multimorbider älterer Patienten ist heikel – vor allem wenn sich diese Patienten nicht nur von einem, sondern von mehreren Haus- und Fachärzten behandeln lassen. „Für die Haus- und Fachärzte ist die Liste der Verordnungen dann ein blinder Fleck“, sagt Susanne Dolfen, Leiterin des Bereichs Ambulante Versorgung bei der AOK Nordost. Immer wieder berichteten Hausärzte von der Schwierigkeit, die passende medikamentöse Schmerztherapie für ihre Patienten zu finden. Unterstützung und Antworten bei solchen Fragen finden sie bei der Pharmakotherapieberatung sowie beim Arzneimittelkongress der AOK Nordost, der in diesem Jahr pandemiebedingt erstmals online zum Thema „medikamentöse Schmerztherapie – sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken“ stattfand.
Ein Patient, zwölf Medikamente
Anhand anonymisierter Daten erörterten die Teilnehmenden in einem Workshop verschiedene Fallbeispiele. „Unter anderem ging es um einen Patienten, der mehr als zwölf verschiedene Medikamente verschrieben bekommen hat. Diskutiert wurde dann darüber, welche Medikamente dringend benötigt werden und welche weggelassen werden können“, erläutert Antje Knobloch. Sie ist Beratungsapothekerin bei der AOK Nordost und war an der Vorbereitung der Fallbesprechungen auf der Basis von sogenannten Routinedaten beteiligt. „Die Verordnungen und die Patientendaten waren echt, die Namen dazu erfunden.“
„Eine der größten Herausforderungen bei der Therapie ist es, ein Schmerzmittel zu finden, das die wenigsten Nebenwirkungen verursacht“, so Knobloch weiter. Der Hausarzt etwa behandele häufig kardiovaskuläre Erkrankungen, habe aber oft nur wenig Informationen über die Behandlung von Begleiterkrankungen . Hier biete sich elektronische Unterstützung an. Dafür stellt die AOK Nordost den spezifischen, flächendeckenden und sektorübergreifenden Prozess zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit, eLiSa, zur Verfügung. eLiSa (die Abkürzung steht für „electronic Life Saver“) basiert auf einem qualitätsgesicherten softwaregestützten Medikationsmanagement mit integriertem Medikationscheck.
Darüber erhalten Ärzte auf elektronischem Weg alle wichtigen Informationen zur Behandlung eines Patienten der vergangenen 36 Monate, etwa zu Medikamenten und Diagnosen und werden auf ungeeignete Arzneimittel und Dosierungen oder auf gefährliche Folgewirkungen hingewiesen. Die Arzneimitteltherapie wird damit wesentlich sicherer. Voraussetzung ist die durch den Arzt vorab eingeholte Einwilligung des Patienten.
Auch Bewegung und Entspannung
Die Schmerztherapie sollte immer Teil eines Gesamtkonzeptes sein, betont Knobloch. Dazu zählten neben medikamentösen auch nichtmedikamentöse Therapien, etwa Bewegung oder Entspannung. Knobloch: „Wichtig ist dabei ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient. Beide sollten zu Beginn der Behandlung ein klares Therapieziel zur Schmerzreduktion festlegen, da eine völlige Schmerzfreiheit nicht immer erreicht werden kann.“
Medikation managen
- Virtueller Arzneimittelkongress: Termine für den virtuellen Arzneimittelkongress sind der 27. Oktober 2021 und der 17. November 2021. Für die Teilnahme werden vier Fortbildungspunkte vergeben (drei Punkte der Kategorie C plus ein Punkt für die Lernerfolgskontrolle)
- eLiSa finden Sie unter: https://www.aok.de/pk/nordost/inhalt/elisa-electronic-life-saver/