Schwangerschaft
Ultraschall unverzichtbar
BERLIN. Mit Hilfe eines Bluttests können Schwangere in Deutschland analysieren lassen, ob für ihr Ungeborenes ein hohes Risiko für eine angeborene Chromosomenstörung wie Trisomie 21, 18 oder 13 besteht.
In einer Erprobungsstudie will der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) nun prüfen, ob der Nutzen dieses "nicht-invasiven Pränataltests" ausreicht, um ihn in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkasse aufzunehmen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) kritisiert das Studienkonzept: Die Untersuchung müsse qualifizierte Ultraschalluntersuchungen und das sogenannte Ersttrimester-Screening einbeziehen, so die Fachgesellschaft in einer Pressemitteilung. Die Frauen tragen die Kosten für den Bluttest zwischen 600 und 900 Euro bislang selbst.
Risiko mit Ersttrimester-Screening ermittelt
"Das Studienkonzept des GBA ist in Teilen nicht stimmig", wird DEGUM Experte Privatdozent Dr. med. Kai-Sven Heling, Leiter der DEGUM Sektion Gynäkologie und Geburtshilfe in der Mitteilung zitiert.
So soll die Studie schwangere Frauen einbeziehen, deren Risiko erhöht ist, ein Kind mit Trisomie 21 zu bekommen. Das Risiko einer Chromosomenstörung wird heute auf der Basis eines "Ersttrimester-Screenings" ermittelt, das eine Ultraschalluntersuchung und eine Blutuntersuchung umfasst.
Das früher gängige Screening anhand des Alters der Mutter spielt aufgrund der schlechten Testgüte nur noch eine untergeordnete Rolle."Sinnvoll wäre es, in das Studienkonzept das Ersttrimester-Screening von vorne herein einzubeziehen", fordert Heling.
Derzeit ist es keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Frauenärzte bieten es deshalb für 100 bis 300 Euro zwischen der 12. und 14. Schwangerschaftswoche an. Per Ultraschall messen sie die Breite der sogenannten "Nackentransparenz" des Fetus, beurteilen dessen Organe und nehmen eine Blutprobe der Mutter.
Zahlreichen Studien zufolge lassen sich durch das Verfahren etwa 90 Prozent der von Trisomie 21 betroffen Kinder erkennen. "Feten mit einer Trisomie 13 oder 18 weisen meist sonografisch sichtbare Fehlbildungen oder Abweichungen auf", so der Experte. Diese sind in der Mehrzahl der Fälle bereits beim Ersttrimester-Screening festzustellen.
Ultraschalluntersuchung am sichersten
Beim nicht-invasiven Pränataltest liegt die Erkennungsrate der Trisomie 21 bei 99 Prozent - hierfür benötigen die Ärzte lediglich eine Blutprobe der Mutter. "Diese Rate ist beeindruckend hoch. Doch die Gefahr besteht, dass Schwangere sich durch ein negatives Testergebnis in falscher Sicherheit wähnen", meint Heling.
Nur ein kleiner Teil des Spektrums angeborener Fehlbildungen gehe auf die drei untersuchten Chromosomenstörungen zurück. Andere Krankheitsbilder erfasst das Verfahren nicht. Diese erkennt ein qualifizierter Pränatalmediziner durch eine Ultraschalluntersuchung am sichersten. (eb)