Extreme Temperaturen

Darum hängen Klima und Gesundheitsversorgung eng zusammen

Klima und Gesundheit: Ist dieser Zusammenhang noch nicht in seiner ganzen Dimension in Politik und Öffentlichkeit angekommen? Eine Veranstaltung des Hamburg Center für Health Economics machte deutlich, wie wichtig dies wäre.

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Extreme Temperaturen führen zu mehr Notfallaufnahmen.

Extreme Temperaturen führen zu mehr Notfallaufnahmen.

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Hamburg. Klima und Gesundheit: Ist das in Deutschland noch immer ein „randständiges Thema“? Gastgeber Professor Jonas Schreyögg nimmt es so wahr. Der wissenschaftliche Direktor des Hamburg Center for Health Economics (hche) empfindet das öffentliche Interesse für Klima und Gesundheit noch immer als geringer ausgeprägt als für andere Themen im Gesundheitswesen, etwa wenn es um Versorgung geht.

“Dabei hängen Klima und Gesundheitsversorgung eng zusammen", machte Schreyögg zu Beginn der vom hche veranstalteten Tagung über „Klima und Gesundheit“: Chancen und Herausforderungen für Politik und Gesundheit" deutlich. Als Beispiel nannte er die steigende Inanspruchnahme von Leistungen im Gesundheitswesen als Folge des Klimawandels, was aus ökonomischer Sicht zu einer Ressourcenkonkurrenz führt.

Hitze und Kälte führen zu mehr Notfallaufnahmen

Wie Hitze und Kälte die stationäre Notfallversorgung beeinflussen, zeigte Dr. Claudia Konnopka vom hche. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hat die Folgen untersucht, weil der Klimawandel häufiger höhere und lang anhaltende Extremtemperaturen verursacht. Beides, Hitze und Kälte, begünstigen Erkrankungen. Kardiovaskuläre Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und psychische Erkrankungen etwa würden sowohl von Hitze wie auch von Kälte begünstigt. Infektionskrankheiten nur von Hitze, Viruserkrankungen nur von Kälte.

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Konnopka hat Wetterdaten, Fallkosten und regionale Informationen über den Zeitraum von 2010 bis 2019 einer Vollerhebung aller notfallbedingten somatischen Klinikaufnahmen zugeordnet und damit die Gesamteffekte notfallbedingter Aufnahmen berechnet. Eines ihrer Ergebnisse: Bei Extremtemperaturen - bei Hitze und Kälte - steigt das Risiko einer stationären Notfallaufnahme - und damit die Versorgungskosten - deutlich an. Bei Hitze tritt dieser Effekt sofort ein, bei Kälte mit einer Verzögerung von wenigen Tagen. Zugleich steigt die Zahl der Toten. Besonders betroffen: Risikogruppen wie ältere Menschen und Kinder, Pflegebedürftige, Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere und Haushalte mit geringem Einkommen.

Ökosteuer hilft Einkommensschwachen

Was könnte man tun? Eine Maßnahme ist die CO2-Bepreisung, die den Klimawandel reduzieren und zugleich die Luftverschmutzung verringern könnte. Die erste Folge würde sich langfristig, die zweite sofort auf die Gesundheit der Menschen auswirken, wie Professor Moritz Drupp deutlich machte.

Der Volkswirt von der Uni Hamburg hat die Folgen der Ökosteuer untersucht und herausgefunden, dass diese Steuer Emissionen signifikant reduziert hat. „Die Ökosteuer hat mehr als 100 Milliarden Euro an sozialen Klima- und Gesundheitsschäden vermieden“, sagte Drupp.

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Häufig wird als Argument gegen diese Steuer ins Feld geführt, dass einkommensschwache Menschen davon zu stark belastet würden. Nach Drupps Berechnungen, die auch die positive Folge der geringeren Luftverschmutzung einbeziehen, ist das Gegenteil der Fall: Einkommensschwächere Kreise profitieren von den vermiedenen Gesundheitsschäden sogar überproportional. Seine Schlussfolgerung: Die Kommunikation über die positiven Gesundheitseffekte von Klimapolitik könnte auch andere Teile der Bevölkerung als bislang überzeugen.

Hausarztpraxen informieren bereits

Wer aber käme dafür in Frage - die Hausarztpraxen? Dr. Birgit Wulff, Vize-Präsidentin der Ärztekammer Hamburg und eine Vertreterin aus dem Hausärzteverband machten deutlich, dass in den Praxen ohnehin über Folgen von Extremtemperaturen gesprochen werde - zum Beispiel über die Anpassung der Medikation.

Für Dr. Andreas Philippi, Gesundheitsminister in Niedersachsen, wäre noch mehr Information über die Hausarztpraxen zwar wünschenswert, er warnte aber zugleich vor einer weiteren Belastung dieser Gruppe. Genauso wie Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg, sieht er Information und Aufklärung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe an. Philippi wünscht sich eine Möglichkeit, Risikogruppen gezielt ansprechen zu können. Klein setzt auf Prävention und steigende Gesundheitskompetenz der Menschen. (di)

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