COPSY-Studie

Neue Krisen schüren Ängste unter Kindern und Jugendlichen

Insbesondere Kinder aus benachteiligten Familien leiden weiterhin unter psychischen Auffälligkeiten und verminderter Lebensqualität. Neben der Pandemie tragen weitere Krisen zur Belastung bei.

Veröffentlicht:
Die Pandemie wirkt nach: 23 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben psychische Auffälligkeiten, offenbart die neue Befragung im Rahmen der COPSY-Studie. (Symbolbild)

Die Pandemie wirkt nach: 23 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben psychische Auffälligkeiten, offenbart die neue Befragung im Rahmen der COPSY-Studie. (Symbolbild)

© K. Schmitt / Fotostand / picture alliance

Hamburg. Die Belastungen nehmen ab - aber auch im dritten Jahr der Corona-Pandemie ist die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland noch spürbar beeinträchtigt. Die fünfte Befragung im Rahmen der COPSY-Studie des UKE zeigt, dass die Belastungen noch immer über den Werten vor der Pandemie liegen.

„Das gilt für Sorgen und Ängste ebenso wie für psychosomatische Beschwerden", teilte das Hamburger UKE mit. Noch immer leide jedes vierte Kind unter psychischen Auffälligkeiten. Erneut seien insbesondere Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen betroffen. Hinzu kämen psychische Belastungen infolge neuer Krisen.

Die COPSY-Studie ist die erste bevölkerungsbasierte Längsschnittstudie bundesweit. Sie erfasst die seelische Gesundheit, Lebensqualität, psychosomatischen Beschwerden sowie Ressourcen und Risikofaktoren von Kindern und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie.

Handlungsbedarf für belastete Kinder und Jugendliche

COPSY-Studienleiterin Professor Ulrike Ravens-Sieberer forderte als Konsequenz aus den Ergebnissen „niedrigschwellige, nachhaltige und langfristige Konzepte und Strukturen, um Kinder und Jugendliche mit psychischen Belastungen aufzufangen und ihnen Hilfen anzubieten."

Die Forschungsdirektorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE sieht "dringenden Handlungsbedarf, den belasteten Kindern und Jugendlichen zu helfen, damit sie psychisch wieder gesunden und im späteren Erwachsenenleben keine Langzeitschäden entwickeln". Besonderes Augenmerk empfiehlt sie für Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen.

Zu den Ergebnissen zählen zum Beispiel:

  • 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben aktuell eine verminderte Lebensqualität im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie an. Bei den ersten beiden Befragungen der COPSY-Studie während der Lockdowns im Jahr 2020 hatten dies fast 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen angegeben.
  • 23 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben psychische Auffälligkeiten. Dieser Wert lag in der Spitze während des zweiten Lockdowns bei rund 31 Prozent.
  • Symptome wie Ängstlichkeit, psychosomatische Beschwerden, Reizbarkeit, Schlafprobleme, Niedergeschlagenheit und Nervosität sind weiterhin stärker ausgeprägt als vor der Pandemie. Jedes zweite Kind ist mindestens einmal wöchentlich von Kopf- oder Bauchschmerzen betroffen. Allein die Symptome für Depressivität sind wieder auf das Niveau vor der Pandemie gesunken.

Die Kinder und Jugendlichen machen sich mittlerweile zwar weniger Sorgen um Corona – noch zehn Prozent gaben an, dass sie die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen als besorgniserregend und seelisch belastend empfinden. Dafür sind andere Krisen in den Vordergrund gerückt. Zwischen 32 und 44 Prozent der Befragten äußerten Ängste und Zukunftssorgen im Zusammenhang mit aktuellen Krisen wie Ukraine-Krieg, Inflation sowie Energie- und Klimakrise.

Risikofaktoren für geringe Lebensqualität

Als Risikogruppe stufen die Studienautoren Kinder und Jugendliche ein, deren Eltern stark belastet sind, eine geringere Bildung haben, über beengten Wohnraum verfügen und/oder einen Migrationshintergrund aufweisen.

Diese Kinder und Jugendlichen hatten in allen fünf Befragungswellen über die drei Jahre der Pandemie ein höheres Risiko für eine geringe Lebensqualität, für mehr psychische Gesundheitsprobleme, Angstsymptome und Anzeichen von Depressivität.

Gleichaltrige, die über ein gutes Familienklima und gute soziale Unterstützung berichten, haben demgegenüber ein deutlich geringeres Risiko für eine niedrigere Lebensqualität sowie psychische und psychosomatische Auffälligkeiten. (di)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Zwei neue Therapiestandorte

Asklepios übernimmt das RehaCentrum Hamburg

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Primäre Endpunkte LPS und WASO der Zulassungsstudien

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [7]

Chronische Insomnie

Langfristig besser schlafen mit Daridorexant

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH,
Abb. 1: CFTR-Funktion und klinischer Phänotyp: Die klinischen Symptome der Mukoviszidose nehmen mit Zunahme der CFTR-Funktion ab.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [12]

Mukoviszidose

Biomarker der CFTR-Funktion korrelieren mit klinischen Endpunkten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Fünf Studien

Lohnt sich Blutdrucksenkung unter 120 mmHg?

Maternale Risdiplam-Behandlung

Erfolgreiche Therapie bei einem Fetus mit spinaler Muskelatrophie

Lesetipps
Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?

Ein Arzt ist im Gespräch mit seinem Patienten. Der Arzt hält ein Herzmodell in der Hand.

© rocketclips / stock.adobe.com

Zwei Millionen Erwachsene untersucht

Zehn Jahre länger leben ohne fünf kardiovaskuläre Risiken