Pflegekräfte
Proteste gegen immer mehr Zeitarbeit in der Pflege
Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste wenden sich mit Forderungen an Politik.
Veröffentlicht:Hamburg. Verbände der Kliniken und Pflege in Hamburg fordern gesetzliche Schritte zur Eindämmung der Zeitarbeit in der Pflege. Grund sind die hohen Kosten und die Wahrnehmung, Zeitarbeit mache den Pflegeberuf unattraktiv.
Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG) und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) wandten sich am Dienstag mit einer öffentlichen Forderung an den Bundesgesetzgeber, konkrete Schritte zu unternehmen. An Hamburgs Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard (SPD) appellierten sie, die rechtlichen Grundlagen für Poollösungen zu schaffen, mit denen die Einrichtungen in der Lage wären, auf Zeitarbeiter zu verzichten.
15 Milliarden Euro Mehrkosten
Die Verbände sprechen von Mehrkosten in Höhe von 15 Milliarden Euro, die jährlich durch Zeitarbeit in der Pflege entstehen. „Zeitarbeit drängt die Stammbelegschaft oftmals in die unattraktiven Rand-Arbeitszeiten, schwächt die Bezugspflege und lässt immense Beträge aus dem System der Kranken- und Pflegeversicherung abfließen, ohne dass tatsächlich zusätzliches Personal gewonnen wird“, schilderte Hamburgs bpa-Landesvorsitzendre Frank Wagner das Problem. Nach seiner Darstellung werben Zeitarbeitsunternehmen aktiv Pflegekräfte aus Pflegeeinrichtungen und Kliniken ab, um sie dann wieder an die Klinik oder Pflegeeinrichtung zu vermieten.
„Durch den Einsatz der Zeitarbeitskräfte entstehen alleine in den Krankenhäusern der Hansestadt nicht refinanzierbare Mehrkosten von rund neun Millionen Euro pro Jahr“, sagte der erste Vorsitzende der HKG, Joachim Gemmel. Mehr als sechs Millionen Euro pro Jahr kommen nach Berechnungen des bpa in den Einrichtungen der Langzeitpflege hinzu. Diese Summe werde dem Gesundheitssystem „Jahr für Jahr vollständig entzogen“.
Lösung: Kosten an Kassen weiterreichen
Als Lösung schwebt den Verbänden vor, die Kosten für eigene Springerdienste und Personalpools an die Krankenkassen weitergeben zu können. „Die Versorgung wird im Ergebnis langfristig günstiger und die Arbeit in der Pflege für alle Beschäftigten attraktiver“, sagte Gemmel.
Für die Kliniken müsste das Bundesgesundheitsministerium dafür aber eine Anpassung der Pflegefinanzierung vornehmen. In der Pflege müssten die Kostenträger zu Rahmenvertragsverhandlungen zur Einführung von Poollösungen oder ähnlichen Konzepten bereit sein. (di)