Leichtathletik

Doping dominiert WM in Peking

Der Ruf der olympischen Kernsportart steht auf dem Spiel. Die Leichtathleten selbst wollen, dass nach den ganzen Enthüllungen im Anti-Doping-Kampf etwas passiert. Nur was?

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PEKING. Doping, Doping, Doping. Die Debatte um den Sportbetrug hält die Leichtathletik-WM in Peking weiter in Atem.

"Man unterhält sich drüber. Es bringt nichts, davor die Augen zu verschließen", meinte Kugelstoß-Vizeweltmeister David Storl, der wie viele für ein härteres Vorgehen gegen Doper ist.

So hält der Chemnitzer den Vorschlag von Diskus-Olympiasieger Robert Harting, Doping-Sünder zukünftig mit roten Startnummern zu kennzeichnen, für "eine gute Idee".

"Resozialisierung ist ein hohes Gut"

Allein ist Storl auch nicht mit seiner Meinung, Athleten wie den US-Sprinter Justin Gatlin, der zweimal des Dopings überführt und im 100-Meter-Finale der WM Zweiter wurde, für immer aus dem Verkehr zu ziehen.

Der deutsche IAAF-Vizepräsident Helmut Digel hält das für dummes Zeug. "Das sind keine intelligenten Vorschläge, man kann Menschen so nicht diskriminieren", meinte er. "Man muss auch annehmen, dass jemand aus Fehlern gelernt hat. Resozialisierung ist ein hohes Gut."

Dies gilt ebenso für die Unschuldsvermutung. Doch wer ist von den mehr als 3000 Leichtathleten aus 207 Ländern bei der WM sauber oder nicht?

Nicht nur ein TV-Bericht über eine Liste des Weltverbandes IAAF mit 12.000 Bluttests von rund 5000 Sportlern, von denen Hunderte dopingverdächtige Werte aufgewiesen haben sollen, sorgte für Alarm.

Die IAAF selbst gab vor der WM bekannt, gegen 28 Athleten zu ermitteln, deren Doping-Proben von den WM 2005 und 2007 bei Nachtests auf Sportbetrug hinweisen.

Das Vertrauen ist erschüttert

Untersuchungen wegen möglicherweise systematischen Dopings in Russland und Blutdopings in Kenia erschütterten ebenso das Vertrauen in die Leichtathletik.

"In Russland wird wahrscheinlich sehr viel gedopt", sagte der Potsdamer Geher Christopher Linke. Dennoch sei es nicht legitim, zu verallgemeinern, alle Geher oder Läufer seien gedopt.

"Das ist definitiv nicht der Fall", versicherte er. "Es war ja auch im Radsport eine Zeit lang der Fall, dass alle Leute dachten: Jeder, der bei der Tour de France mitfährt, ist gedopt. Es dauert sehr lange, so etwas wieder aus den Köpfen herauszukriegen."

Richtig sauer reagierte Langstreckenläufer Arne Gabius auf die vermeintlichen Doping-Enthüllungen und -Vorwürfe.

"Hier treffen sich die weltbesten Athleten, mit größtem Talent, die hart trainieren", schimpfte der EM-Zweite von 2012 im ARD-Fernsehen. "Ich finde es eine Frechheit, was mit den Athleten angestellt wird. Alle werden unter Generalverdacht gestellt. Das ist nicht im Sinne des Sports."

"Ihr zerstört unseren Sport"

Viel Resonanz haben Robert Harting und andere deutsche Leichtathleten auf ihr YouTube-Video bekommen, mit dem sie die IAAF mit Aussagen wie "Ihr zerstört unseren Sport" attackierten.

"Vor allem aus dem deutschen Team gab es viele positive Reaktionen", berichtete die Diskuswerferin und Harting-Freundin Julia Fischer.

"Einige sind teilweise Feuer und Flamme und kommen mit den tollsten Ideen um die Ecke. Die Strafen für Doping müssen einfach noch härter werden."

Auch Robin Schembera glaubt, mit diesem Video etwas bewirkt zu haben. "Unter dem Strich war das Feedback sehr positiv. Man darf natürlich keinen unter Generalverdacht stellen, auch nicht bei der IAAF", sagte der 800-Meter-Läufer.

"Aber wir haben mit diesem Video einfach gezeigt: Uns Athleten gibt es auch noch. Wir lassen nicht alles mit uns machen."

Dem früheren Zehnkämpfer und ARD-Experten Frank Busemann imponiert das Engagement Hartings gegen Doping.

"Er ist ein Dampfhammer. Ich bewundere ihn immer wieder dafür, dass er einen ‚Arsch in der Hose‘ hat", meinte Busemann.

"Ich hätte mich so etwas zu meiner aktiven Zeit nicht getraut und finde es hochgradig beeindruckend." (dpa)

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 25.08.201521:48 Uhr

Doping-Tests

Was spricht dagegen, lediglich die drei Erstplazierten eines olympischen Wettkampfes oder eines großen Championats (EM, WM) unmittelbar nach der Sieger-Zeremonie einer Doping-Kontrolle zu unterziehen?
Untersucht werden sollte nur nach wenigen Substanzen, die nach Expertenmeinung von Pharmakologen einer vermeintlichen, "unerlaubten" und akuten Leistungssteigerung in der jeweiligen Disziplin wirklich relevant sein könnten.
Damit würde natürlich die unsägliche Athleten-Diskriminierung während der Trainingsphase und der Wettkampfvorbereitung entfallen, was sicher nicht im Gewinn-Interesse des Kraken WADA, seiner Laborbetriebe und seinem Heer der permanenten Spurenschnüffler wäre.
Jedenfalls dürfte das für die Verbände erhebliche Ressourcen zur Förderung des Nachwuchses und dem Erhalt der Sportstädten feimachen!
Und die Leistungs-Träger werden nicht dem ständigen Vedacht des Phantoms "Doping" ausgesetzt.
Für Aufklärung über den gefährlichen Humbug haben aber vor allem unsere Ärzte und Sportmediziner zu sorgen!
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Peter Heidingsfelder 25.08.201512:28 Uhr

Dopingkontrolle

Da sowieso alle Athleten in bestimmten Abständen kontrolliert werden, könnte man doch bei Beginn der Weltmeisterschaft oder der Olympiade von jedem Sportler einen Dopingtest machen. Effektiv wäre es auch bei der Abreise noch einen Test zu machen. So hätte man das Problem erledigt.

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