Gesichtstransplantation sprengt alle Grenzen

In den USA haben Ärzte ein ganzes Gesicht, beide Kieferknochen, Zunge und Zähne verpflanzt. Die 36-stündige Op mit 150 Ärzten und Schwestern war die bislang weltweit aufwendigste ihrer Art.

Veröffentlicht:
Richard Lee Norris: Vor dem Unfall, danach und nach der Op.

Richard Lee Norris: Vor dem Unfall, danach und nach der Op.

© University of Maryland / epa / dpa

BALTIMORE (dpa). Bei der weltweit bislang aufwendigsten Gesichtstransplantation wurde der 37 Jahre alte Richard Lee Norris aus Virginia behandelt, berichtet die Universität von Maryland.

Der Mann hatte sich vor 15 Jahren bei einem Unfall das halbe Gesicht weggeschossen. Die schweren Wunden vernarbten, doch ohne Lippen, mit verstümmelter Nase und zerstörter Kieferpartie sah der junge Mann aus wie eine Karikatur.

Er ging nur noch selten auf die Straße, verhüllte sein Gesicht und ging nur nachts einkaufen. Zu den Ärzten in Baltimore kam er das erste Mal vor sieben Jahren.

Seit dem ersten spektakulären Fall im November 2005 hat es schon etwa zwei Dutzend Gesichtstransplantationen gegeben, keine war nach Angaben der Ärzte aber so umfangreich gewesen wie diese.

Unterstützt von der Marine

"Wir haben die modernsten chirurgischen Methoden und Computertechniken genutzt, um Gesicht, Unterkiefer und Oberkiefer inklusive der Zähne und eines Teils der Zunge zu übertragen", sagte Chefarzt Eduardo Rodriguez.

"Zudem haben wir die Weichteile von der Kopfhaut bis zum Hals, inklusive der darunterliegenden Muskeln übertragen, um Gesichtsausdrücke zu ermöglichen."

Auch die Nerven wurden verbunden, um Gefühl und Funktion zu haben. "Unser Ziel ist, die Gesichtsfunktionen wiederherzustellen und ein auch ästhetisch ansprechendes Resultat zu haben."

Den Medizinern gelang es zudem, den Körper des Patienten daran zu hindern, das neue Gewebe wieder abzustoßen - das ist stets eine besonders hohe Hürde bei Transplantationen.

Unterstützt wurde das Projekt von der amerikanischen Marine. Die Navy erhofft sich Erkenntnisse, um die Gesichter von im Kampf verwundeten Soldaten wiederherstellen zu können.

Die Ärzte vergaßen aber auch nicht, denen zu danken, die alles möglich gemacht hatten: "Die Familie des anonymen Spenders hat großzügig die Organe gegeben und mit dieser heroischen Spende noch fünf andere Leben gerettet."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass vor allem eine hohe Komorbidität (CCI    5) sowie Gebrechlichkeit den fehlenden Nutzen einer ICD-Therapie voraussagen können: Die Wahrscheinlichkeit eines nicht arrhythmiebedingten Todes war darunter ungefähr vervierfacht bzw. verachtfacht.

© Pijitra / stock.adobe.com

Schwierige Abschätzung

Wem der implantierbare Defibrillator eher nicht nützt