Sport und Hitze
Hitzeprobe – DLV-Arzt empfiehlt ein "warmes Bad"
Die Hitze bei der Leichtathletik-EM in Berlin erfordert vor allem von den Ausdauerathleten eines: ein großes Durchhaltevermögen. Dies gilt besonders für Geher, Marathonläufer aber auch für die Mehrkämpfer, die bei bis zu 38 Grad Celsius Höchstleistungen bringen müssen.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin sind auch ein Hitze-Härtetest für die WM 2019 im Wüstenstaat Katar. "Was wir temperaturtechnisch bei der EM erleben, ist eine hervorragende Probe für Katar", sagte Andrew Lichtenthal, der leitende Arzt des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.
Die DLV-Mediziner waren gewappnet, als am Dienstag die Geher bei Temperaturen von bis zu 38 Grad Celsius über 50 Kilometer um den Titel kämpften oder die Zehnkämpfer ihre zweitägige Sporttortur im Innenraum des Olympiastadions begannen. Aber auch die Topathleten sind ihrerseits auf die Hitze vorbereitet.
"Einige Ärzte im DLV-Team kommen aus der Berliner Charité und haben sich intensiv damit beschäftigt, weil sie unter anderem die Geher und Marathonläufer betreuen", sagte der Chirurg Lichtenthal, der bei der WM 2017 in London nach Ausbruch des Norovirus seine "medizinische Reifeprüfung" im DLV machte. "Letztendlich ist es so, dass man sich an die Hitze gewöhnen und sich langsam herantasten muss."
So kann man gegen die Hitze antrainieren
Das Durchhaltevermögen bei Hitze ist auch trainierbar. Dafür müssen die Topathleten bewusste Einheiten von 60 bis 80 Minuten in praller Sonne absolvieren. "Der Körper muss sich an die Hitze gewöhnen. So wie man die Muskeln aufbaut oder die Sauerstoff-Aufnahmekapazität im Training erhöht, muss man auch die Hitzetoleranz erhöhen", erklärte Lichtenthal. "Steigern könnte man dies mit einem warmen Bad."
Vor Wettkämpfen bei Hitze versuche man bei Ausdauersportlern, zudem die Kerntemperatur – sie pendelt zwischen etwa 36,4 und 37,4 Grad Celsius – zu stabilisieren. "Bei maximaler körperlicher Leistung steigt diese an, da das System effektiver arbeiten kann", sagte der Hanauer Sportmediziner. "Das Problem ist, dass der Sprung in die pathologische Temperatur nur ein kurzer ist."
Vor dem Wettkampf nutzt man daher Kühlwesten, im Rennen gekühlte Kappen und helle Kleidung, damit die Sonnenstrahlen nicht zu sehr erwärmen. Wichtig ist zudem ein adäquates Flüssigkeitsmanagement.
"Man muss trainieren, dass der Körper die ausreichende Flüssigkeitsmenge, aber auch kühle Flüssigkeiten akzeptiert", sagte Lichtenthal. 0,7 bis 1,0 Liter pro Stunde müsse man in einem Rennen trinken können, ohne dass der Magen-Darmtrakt zu sehr rebelliere. Für die Zehnkämpfer stehen kühle Getränke, Eisboxen und Schirme im Stadioninnenraum bereit.
Die Überlegung, den Start des Gehens über 50 km am Dienstag um eine Stunde auf 7.35 Uhr vorzuverlegen, musste wegen der fixen TV-Zeiten verworfen werden. "Das ist der Nachteil von Freiluftveranstaltungen", sagte EM-Organisationschef Frank Kowalski.
Bei der WM 2019 in Doha, die extra spät vom 28. September bis 6. Oktober stattfinden, beginnen die Geher-Wettbewerbe gleich um 23.30 Uhr Ortszeit und die Marathon-Titelkämpfe um Mitternacht. Zielankunft wird zwischen 2.10 Uhr (Marathon/Männer) und 3.30 Uhr (50 km Gehen/Frauen) morgens sein.
Obwohl Christina Schwanitz dort zu früheren Zeiten und bei größerer Hitze antreten muss, freut das Kugelstoß-Ass sich auf Katar. "Dort ist es warm und der Ring durch den Sand schön glatt", sagte die zweimalige Europameisterin. (dpa)