Figur ist unrealistisch

Laute Rufe nach einer dickeren Barbie

Spindeldürr trippelt Barbie durch die Kinderzimmer in aller Welt - doch kaum eine Frau hat die Körpermaße der Puppe. Im Internet wird gefordert: die Barbie soll dicker werden.

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Das Spielzeug und die Puppe mit den Real-Maßen: Die Barbie-Puppe vom Hersteller Mattel (links) und die Interpretation des US-Künstlers Nickolay Lamm (rechts).

Das Spielzeug und die Puppe mit den Real-Maßen: Die Barbie-Puppe vom Hersteller Mattel (links) und die Interpretation des US-Künstlers Nickolay Lamm (rechts).

© Nickolay Lamm / dpa

WASHINGTON. Beinchen so dünn wie Bleistifte, unnatürlich große Brüste und der Body Mass Index (BMI) einer Magersüchtigen: Der Anblick einer Barbie in Lebensgröße würde selbst Liebhaber besonders schlanker Blondinen wahrscheinlich das Gruseln lehren.

Die US-Studentin Galia Slayen vom Hamilton College in New York hatte die berühmte Puppe als 1,80-Meter-Frau nachgebaut.

Das Ergebnis ist alles andere als schön und sexy - wegen ihrer extremen Proportionen müsste Barbie als echte Frau wahrscheinlich auf allen Vieren laufen.

Füllige Barbie mit Doppelkinn

Höchste Zeit also, dem Schlankheitswahn schon im Kinderzimmer etwas entgegenzusetzen, meinen etwa die Macher der Internetseite "Plus Size Modeling" (Models mit Übergröße).

Auf ihrer Facebook-Seite präsentieren sie eine füllige Barbie mit Doppelkinn im pinkfarbenen Kleid und fragen: "Sollten Spielzeughersteller beginnen, Barbies mit Übergröße herzustellen?"

169.000 Menschen bekundeten bereits per Klick auf den "Gefällt mir"-Button ihre Zustimmung, Tausende verbreiteten das Bild im Internet weiter.

"Manche Menschen sind größer als andere", schrieb eine Userin. "Ich wünschte, meine Tochter könnte in den Puppen, mit denen sie spielt, etwas mehr Abwechslung sehen."

Viele sind allerdings der Meinung, das Doppelkinn der am Computer verdickten Barbie sei übertrieben und eine Beleidigung dicker Menschen. Trotzdem seien die Spielzeugfiguren viel zu dünn, schrieb eine andere - und forderte Barbies mit normalen Körpermaßen und ein Ende des Magersucht-Looks.

"So schlank, so lang ist niemand"

Das wünschte sich schon der Künstler Nickolay Lamm aus Pennsylvania, der die Spielzeug-Blondine im Juli ein Stück näher an die Realität brachte.

Er schnappte sich die Behördendaten von US-Amerikanerinnen über 19 und schuf eine "wahre Barbie" nach den offiziellen Statistikdaten. Heraus kam eine irgendwie vertraute, aber dennoch rundere, kürzere und breitere Puppe.

"Natürlich idealisiert Spielzeug immer, das sehe ich ja durchaus ein", sagte der 24-Jährige im Sommer. Aber bei Barbie könne die schöne Utopie ernste Folgen haben: "So sieht einfach keine Frau aus. So schlank, so lang ist niemand."

Er könne ja noch verstehen, dass die Hände etwas unwirklich geformt seien, damit die Puppe etwas greifen könne.

"Aber der Körper ist einfach unrealistisch. Und Millionen Mädchen spielen damit und viele wollen danach etwas werden, was sie schon aus biologischen Gründen gar nicht werden können."

Mattel: Barbie ist ein Spielzeug

"Wir müssen uns daran erinnern, dass Barbie ein Spielzeug ist", stellte der Hersteller Mattel nach Lamms Aktion klar. "Mädchen verstehen, dass Barbie eine Puppe ist. Sie wurde nie nach den Proportionen eines echten Menschen modelliert."

Sie sei zum Spielen perfektioniert und dafür, dass man sie einfach aus- und wieder anziehen oder frisieren könne. Die Botschaft von Barbie bleibe: Du kannst alles sein und alles werden.

Da starkes Übergewicht besonders in den USA ein weit verbreitetes Problem ist, stehen längst nicht alle hinter der Aktion von "Plus Size Models". Denn unnatürlich dicke Puppen würden Kindern vermitteln, dass Fettleibigkeit etwas völlig Normales sei.

In den Vereinigten Staaten leidet mehr als jeder Dritte an Übergewicht, jeder 20. gilt sogar als "besorgniserregend übergewichtig".

Auch Lamm sieht die besonders dicke Barbie kritisch. "Ich bin sehr dafür, dass man sich selbst liebt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Einen gesunden Körper zu fördern, ist das eine. Aber es ist etwas anderes, Fettleibigkeit und Diabetes zu fördern." (dpa)

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