Mit Akustikkoppler und M10 auf PKs

Kein WLAN und kein UMTS, keine E-Mail und kein Internet - mobile zeitnahe Berichterstattung für die "Ärzte Zeitung" funktionierte auch vor einem Vierteljahrhundert. Ein Urahn des Notebooks und der Akustikkoppler machten es möglich.

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Die elegante Olivetti M10 und der klobige Akustikkoppler - Rüstzeug für die mobile Redaktion.

Die elegante Olivetti M10 und der klobige Akustikkoppler - Rüstzeug für die mobile Redaktion.

© homecomputermuseum.de

Mitte der 80er Jahre wurde die "Ärzte Zeitung" noch einen Tick schneller.

Denn immer häufiger hatten die Redaktionsmitglieder auf Pressekonferenzen, Ärztetagen und Kongressen die Olivetti M10 im Gepäck. "Die" Olivetti war eigentlich ein "Er", die offizielle Bezeichnung: Portabler PC. In der Redaktion wurde sie hartnäckig "die Olivetti" genannt.

Eine Schreibmaschine im besten Sinne

Schließlich heißt es ja auch "die Schreibmaschine", mit deren Herstellung man den italienischen Konzern mehr identifizierte als mit seinen durchaus respektablen Computern. Und eine Schreibmaschine im besten Sinne war die M10, wenn auch eine digitale.

Man schrieb auf einer fast ausgewachsenen Tastatur und das schräg nach hinten hochgeklappte achtzeilige Display erinnerte an einen eingespannten Papierbogen. In den Abmessungen entsprach sie einem Notebook von heute; sie wog unter zwei Kilogramm.

Zur Stromversorgung begnügte sie sich mit vier 1,5-Volt-Batterien. Die Programme waren fest installiert, ein Kalender- und ein Adressprogramm sowie als Herzstücke die Textverarbeitung und ein Datenübertragungsprogramm.

Auf diesen Geräten entstanden auf unzähligen Terminen viele Hundert Artikel der "Ärzte Zeitung". Platz hatten sie auf je nach Ausstattung acht bis 32 Kilobyte Arbeitsspeicher (RAM) - nichts im Vergleich zu den zwei Gigabyte RAM, über den heute selbst einfache Netbooks verfügen, doch ausreichend für ein, zwei Dutzend Artikel.

Diese wurden ohnehin sofort in die Zentralredaktion nach Neu-Isenburg übertragen. Dazu diente ein an die M10 angeschlossener Akustikkoppler - eine Art Modem ohne Modemkabel. Alles, was man für die Übertragung benötigte, war ein Telefonapparat, dessen Hör- und Sprechmuschel in die Gummimuffen des Kopplers eingesteckt wurden.

Die Verbindung wurde über die Tastatur des Telefons hergestellt, den Rest besorgte das Übertragungsprogramm. Das funktionierte auch in der Telefonzelle - im Prinzip.

Was geht in diesem Auto vor sich?

Doch die Arbeit mit dem Akustikkoppler war nicht ohne Tücken: Längst nicht alle Telefonhörer, deren Gestaltung sich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre stark differenzierte, passten in die Muffen. An jedem externen Veranstaltungsort oder Hotel war deshalb als erster Arbeitsschritt ein Probelauf angesagt, um die Verbindung in die Zentralredaktion zu testen.

Wenige Jahre später, 1989, gab es einen weiteren wichtigen Schritt in die mobile Telekommunikation: Als erster Redakteur bekam Vielfahrer Helmut Laschet ein C-Netz-Autotelefon. Dessen Hörer war mit dem Akustikkoppler kompatibel. Erstmals konnten Daten von jedem Parkplatz in Deutschland übertragen werden.

Das war damals eine exklusive Sache - wer so arbeitete, war nicht selten von staunendem Publikum umringt. (brs/HL)

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