Liebe

Oxytocin fördert Monogamie

Das Hormon Oxytocin stimuliert beim Anblick der Partnerin das Belohnungssystem im Gehirn.

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BONN. Forscher der Uniklinik Bonn haben nun einen biologischen Mechanismus entdeckt, der die Anziehungskraft zwischen Liebespaaren erklären könnte.

Verabreicht man Männern Oxytocin und zeigt ihnen Bilder ihrer Partnerin, stimuliert das Bindungshormon das Belohnungszentrum im Gehirn, erhöht die Attraktivität der Partnerin und stärkt die Monogamie (PNAS 2013;online 25. November), meldet das Uniklinikum.

Monogamie ist bei Säugetieren nicht sehr verbreitet, der Mensch bildet da eine Ausnahme. Vergleichsweise viele Paare des Homo sapiens haben in einer Liebesbeziehung keine weiteren Partner. Seit Langem rätselt deshalb die Wissenschaft, welche unbekannten Kräfte Liebespaare zur Treue veranlassen.

"Eine wichtige Rolle bei der Partnerbindung spielt das Hormon Oxytocin, das im Gehirn ausgeschüttet wird", sagt Prof. Dr. René Hurlemann, Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn.

Ein Wissenschaftlerteam der Uni hat unter seiner Leitung und unter Beteiligung von Forschern der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Chengdu (China) die Wirkung des "Bindungshormons" genauer untersucht.

Die Forscher zeigten dazu 40 heterosexuellen Männern, die in einer festen Beziehung lebten, Bilder von ihren Partnerinnen und zum Vergleich von fremden Frauen, heißt es in der Mitteilung. Die Probanden bekamen zuerst Oxytocin mittels Nasenspray verabreicht und bei einem weiteren Termin ein Placebo.

Außerdem untersuchten die Forscher die Gehirnaktivität der Probanden mithilfe funktioneller Magnetresonanztomografie. "Erhielten die Männer Oxytocin anstatt des Placebos, war ihr Belohnungssystem im Gehirn beim Anblick der Partnerin sehr aktiv und sie empfanden sie auch als attraktiver als die fremden Frauen", wird Erstautor Dirk Scheele zitiert.

In einer weiteren Untersuchungsreihe testeten die Forscher, ob Oxytocin die Aktivierung des Belohnungszentrums nur beim Anblick der Partnerin verstärkt, oder ob es einen ähnlichen Effekt bei Bildern von langjährigen Bekannten und Arbeitskolleginnen gibt.

"Die Aktivierung des Belohnungssystems mithilfe von Oxytocin wirkte sehr selektiv mit den Bildern der Partnerinnen", so Scheele. "Diesen Effekt verzeichneten wir nicht, wenn es sich um Bilder von langjährigen Bekannten handelte."

Nach diesen Ergebnissen reiche also bloße Vertrautheit nicht aus, um den Bindungseffekt zu stimulieren. Es müsse sich schon um Liebespaare handeln, sind die Forscher überzeugt.

Insgesamt zeigten die Daten, dass Oxytocin das Belohnungssystem aktiviert, dadurch die Bindung zwischen den Liebenden aufrecht erhält und die Monogamie fördert. "Dieser biologische Mechanismus der Zweisamkeit ist einer Droge sehr ähnlich", wird Professor René Hurlemann, Uniklinik Bonn, zitiert.

Sowohl in der Liebe als auch beim Konsum von Drogen strebten Menschen nach der Stimulation des Belohnungssystems im Gehirn. "Dies könnte auch erklären, warum Menschen nach einer Trennung von ihrem Partner in eine Depression oder tiefe Trauer verfallen: Das Belohnungssystem ist mangels Oxytocin-Ausschüttung unterstimuliert und quasi auf Entzug", sagt Prof. Hurlemann.

Allerdings wäre eine Therapie mit dem Bindungshormon möglicherweise kontraproduktiv: Oxytocin-Gaben könnten das Leiden eventuell noch verstärken, weil die Sehnsucht nach dem geliebten Partner dadurch nur noch größer würde.Auf den ersten Blick hat Monogamie keinen großen Sinn.

Aus klassischer Sicht der Evolutionsbiologie haben Männer einen Vorteil, wenn sie ihre Gene durch viele verschiedene Partnerinnen möglichst stark verbreiten. Doch spielt auch ein anderer Aspekt eine große Rolle: "Wenn Oxytocin die Paarbindung stärkt, wächst dadurch die Stabilität der Ernährer und damit die Überlebenschance des Nachwuchses", erläutert Prof. Hurlemann.

Und über die Kinder werden wiederum die eigenen Gene weiterverbreitet. (eb)

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