Nach der Sportkarriere

Studie erforscht langfristige Gesundheitsfolgen ehemaliger Fußballprofis

Wir sich eine Sportkarriere auf die Gesundheit auswirkt, wollen NAKO-Forscher in einer umfangreichen Studie herausfinden. Untersucht wurden dazu 348 Fußballerinnen und Fußballer.

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Viele Studien nehmen häufig nur die Hirngesundheit ehemaliger Fußballprofis in den Blick. NAKO-Forscher wollen die Spieler erstmals ganzheitlich untersuchen.

Viele Studien nehmen häufig nur die Hirngesundheit ehemaliger Fußballprofis in den Blick. NAKO-Forscher wollen die Spieler erstmals ganzheitlich untersuchen.

© Bernd Feil / M.i.S. / picture alliance

Heidelberg. Wie wirken sich die körperlichen Belastungen einer Sportkarriere auf die Gesundheit aus? Dieser Frage möchten NAKO-Forschende auf Basis der Gesundheitsdaten von 348 ehemaligen Profi-Fußballerinnen und -fußballern in Deutschland auf den Grund gehen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Entstehung und Häufigkeit von Krankheiten in dieser speziellen Gruppe sollen für die Bewertung von gesundheitlichen Vor- und Nachteilen durch langfristige berufliche Aktivität als Sportler oder Sportlerin genutzt werden, heißt es in einer Mitteilung von Montag.

Die SoccHealth-Studie ist ein Zusatzprojekt der NAKO Gesundheitsstudie, Deutschlands größter Bevölkerungsstudie zur Erforschung von Volkskrankheiten, und rückt die langfristige Gesundheit von Profifußballerinnen und -fußballern in den Fokus. Ziel ist es, fußballspezifische Auswirkungen auf ein breites Spektrum von Erkrankungen einschließlich kardiovaskulärer, metabolischer, muskuloskelettaler und neurologischer Störungen bei ehemaligen Profifußballern unter die Lupe zu nehmen.

Dieser sogenannte Fußball-Arm der NAKO Gesundheitsstudie wird gefördert durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL), die Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und geleitet von Professor Dr. Klaus Berger (Universität Münster) sowie Professor Dr. Tim Meyer (Universität des Saarlandes).

Untersuchungen sind abgeschlossen

Im Alter von 40 bis 69 Jahren haben die Ex-Profis ab dem Frühjahr 2021 an medizinischen Untersuchungen und Befragungen zu ihrem Gesundheitsverhalten in den 18 NAKO-Studienzentren teilgenommen. Von allen Teilnehmenden wurden verschiedene Bioproben gewonnen. 222 Profi-Fußballerinnen und -Fußballer erhielten zusätzlich eine Ganzkörper-MRT-Untersuchung. Fußball-bezogene Informationen wie beispielsweise die Anzahl der absolvierten Spiele, die Spielpositionen sowie das Spielniveau ermöglichen eine Abschätzung der körperlichen Beanspruchung über die gesamte Sportkarriere.

Seit Herbst 2023 sind die Untersuchungen der 52 Frauen und 296 Männer abgeschlossen. „Die Daten der SoccHealth-Studie sind in ihrer Breite und Detailtiefe einmalig. Durch die Einbettung in die NAKO Gesundheitsstudie können die Werte der Ex-Spitzensportlerinnen und -sportler mit einer großen Datenbasis aus der Allgemeinbevölkerung verglichen werden. Das erhöht wesentlich die Qualität und Aussagekraft der aktuell laufenden wissenschaftlichen Analysen“, berichtet Professor Dr. Henry Völzke, Vorstandsvorsitzender von NAKO e.V.

Analyse des Mannschaftsarztes

Das Durchschnittsalter bei den männlichen Spielern liegt bei 54,5 Jahren und bei den Frauen bei 46,9 Jahren. Die häufigste Spielposition bei den männlichen Ex-Profispielern ist die des Verteidigers, gefolgt von der des Mittelfeldspielers, während es bei den Frauen umgekehrt ist. Beide Geschlechter haben insgesamt 32 Jahre Fußballtraining und -spiele in Amateur- und Profi-Ligen hinter sich. Männer beendeten ihre Profikarriere im Durchschnitt im Alter von 33 Jahren, bei den Frauen waren es 34 Jahre.

„Die Angaben zur Karriere deuten darauf hin, dass die Fußballexposition der SoccHealth-Teilnehmenden hoch war und sich nicht wesentlich zwischen Männern und Frauen der Studie unterscheidet. Auch der Anteil der verletzungsbedingten Pausen von mehr als einem Monat während der Karriere war erwartungsgemäß bei beiden Geschlechtern sehr hoch. Weibliche Ex-Profis hatten im Median eine höhere Anzahl von Spielzeiten in der ersten Bundesliga, aber eine geringere Anzahl in der zweiten Bundesliga, was höchstwahrscheinlich auf die unterschiedlichen Zeitpunkte der Ligeneinführung zurückzuführen ist“, analysiert Prof. Dr. Tim Meyer, Lehrstuhlinhaber für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes und langjähriger Mannschaftsarzt des Männernationalteams.

Nicht nur Gehirn-Gesundheit im Fokus

Neben der Analyse von Bio- und Bildgebungsmarkern werden auch die selbstangegebenen Informationen unter anderem zum Gewichtsverlauf oder Lebensstilfaktoren wie beispielsweise dem Rauchverhalten in den Analysen wichtige Hinweise für die Präventionsforschung geben.

„Diverse Studien der letzten Jahre haben sich mit der Gesundheit von Fußballprofis beschäftigt. Diese beschränken sich zuletzt meist auf die Gesundheit des Gehirns und mögliche Folgen durch das Fußballspiel. Die umfassenden medizinischen Untersuchungen und Befragungen der Teilnehmenden innerhalb der SoccHealth-Studie sind besonders wertvoll für die Forschung und werden Fragen zur Entstehung, Häufigkeit und Ursachen von einem großen Spektrum an Volkskrankheiten wie Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfall oder Zucker- und Fettstoffwechselstörungen bei Fußballprofis beantworten“, sagt Prof. Dr. Klaus Berger, Wissenschaftler der Universität Münster. (kaha)

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