Ärzte ohne Grenzen
Tausende auf der Flucht in Nigeria
Nach neuen Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und der islamistischen Terrormiliz Boko Haram sind im Nordosten Nigerias Tausende Menschen auf der Flucht, berichten Helfer von Ärzte ohne Grenzen.
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In Nigeria sind Tausende Menschen auf der Flucht vor dem Terror von Boko Haram, der bereits seit zehn Jahren das Land verunsichert.
© Ärzte ohne Grenzen
ABUJA. Die Bewohner des teils zerstörten Ortes Rann im Bundesstaat Borno seien über die nahe Grenze nach Kamerun geflohen, erklärte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Mittwoch. Allein am Dienstag seien im Ort Bodo rund 8000 Menschen angekommen.
„Wir bereiten uns darauf vor, in den nächsten Tagen 15.000 Menschen mit Nahrung, Wasser und medizinischer Hilfe zu unterstützen“, so der MSF-Direktor für Nigeria, Hugues Robert. „Viele waren im Schockzustand und gezeichnet von dem, was sie gesehen hatten. Sie haben alles verloren und brauchen alles Lebensnotwendige.“
In Rann seien viele Häuser, provisorische Unterkünfte sowie der Markt niedergebrannt worden. Das Lager, das Büro und die Apotheke von Ärzte ohne Grenzen seien ebenfalls geplündert und niedergebrannt worden, erklärte die Hilfsorganisation.
Boko Haram terrorisiert seit 10 Jahren
„Auch die Gebäude anderer humanitärer Organisationen wurden geplündert und niedergebrannt. Glücklicherweise sind alle unsere Mitarbeiter aus Rann in Sicherheit“, berichtet der Krankenpfleger Isa Sadiq Bwala, der gerade aus Rann im Nordosten Nigerias zurückgekehrt ist. Mehrere Mitarbeiter von MSF seien zusammen mit der Mehrheit der Bevölkerung von Rann nach Kamerun geflohen. „Ich habe gestern in Rann fast geweint, als ich die Menschen und unsere Mitarbeiter gesehen habe. Ich bin am Boden zerstört.“
Erst vor einer Woche hatten die Vereinten Nationen gemeldet, dass nach Kämpfen rund um die Stadt Baga im Bundesstaat Borno mindestens 30.000 Menschen auf der Flucht seien.
Boko Haram terrorisiert seit 2009 den verarmten Nordosten Nigerias und angrenzende Gebiete. Das nigerianische Militär konnte seit 2016 große Gebiete in der Region sichern, die Fundamentalisten sind jedoch nicht besiegt. Bei ihren Anschlägen und Angriffen sind Schätzungen zufolge mindestens 20.000 Menschen getötet worden. Rund zwei Millionen Menschen sind in der Region auf der Flucht vor der Gewalt. (run/dpa)