Von Skeptikern und Wünschelrutengängern
Sie zweifeln hier und zweifeln dort: Die Mitglieder der 1987 gegründeten Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) nehmen auch Wünschelrutengänger kritisch ins Visier .
Veröffentlicht:DARMSTADT. Einmal im Jahr lädt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) Menschen ein, die von sich glauben, mit der Wünschelrute Wasser aufspüren oder ein Blatt Papier telekinetisch bewegen zu können. 10 000 Euro können sie gewinnen, wenn sie den PSI-Test unter kontrollierten Bedingungen bestehen. Bislang hat das noch niemand geschafft.
Die GWUP-Mitglieder nennen sich Skeptiker und behaupten von sich, ungewöhnliche Behauptungen nicht vorschnell abzulehnen, sondern sie mit "wissenschaftlichen Methoden und Instrumenten kritischen Denkens" zu prüfen.
Der 1987 gegründete Verein in Roßdorf bei Darmstadt hat bundesweit inzwischen knapp 1000 Mitglieder. 20 Prozent davon sind Ärzte. Zu den Mitgliedern zählen auch Prominente wie der Physiker und Kabarettist Vince Ebert und Jürgen Windeler, Chef des IQWiG.
Die GWUP und ihre Aufklärungsziele
Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) setzt sich zusammen aus Wissenschaftlern aller Fachrichtungen und wissenschaftlich Interessierten.
Ihre Berufe, Weltanschauungen und politischen Ansichten sind verschieden. Die GWUP-Mitglieder nennen sich Skeptiker. Sie betrachten nach eigenen Angaben ungewöhnliche Behauptungen mit Skepsis, lehnen sie aber nicht vorschnell ab, sondern prüfen sie mit wissenschaftlichen Methoden und den Instrumenten des kritischen Denkens.
Im wissenschaftlichen Beirat sitzen unter anderem der Kriminalbiologe Mark Benecke, der Ulmer Psychiatrie-Professor Volker Faust, der Umweltmediziner Professor Jürgen Größer aus Birkenheide und der Ernährungswissenschaftler Professor Felix Krusen aus Bonn. "Wir haben auch einige Zauberkünstler unter den Mitgliedern", sagt GWUP-Geschäftsführer Dr. Martin Mahner. Sie seien für den Verein wichtig, da sie sich gut mit "Täuschung und Selbsttäuschung" auskennen.
Klinische Studien, etwa zur Überprüfung von heilerischen Fähigkeiten, sind den Skeptikern nicht möglich. "Dazu müssten wir medizinische Studien machen, das ist aufwendig und teuer", sagt Mahner. Möglich sei hingegen zu überprüfen, ob jemand durch das Betrachten eines Fotos erkennen kann, ob jemand herzkrank oder am Blinddarm operiert ist. "Das lässt sich mit einem Ja oder Nein entscheiden."
Holger R. erzielte nur einen Treffer
Wenn ein Wünschelrutengänger seine Kunst, Wasser aufzuspüren, überprüfen lassen möchte, dann wird er mit dem "1-aus-10-Verfahren" getestet. Im vergangenen Jahr musste dazu Holger R. das Wasser in einem von zehn abgedeckten Behältern finden - in einem war Wasser, die übrigen waren leer.
Um den Test zu bestehen, waren bei 13 Durchgängen jeweils sieben Treffer gefordert. Holger R. erzielte einen Treffer - die Zufallserwartung lag bei 1,3. "Das sind alles keine Betrüger", sagt Mahner, sondern Menschen, die fest von ihren Kräften überzeugt seien. Beispielsweise habe nach seinen Erfahrungen jeder einzelne Wünschelrutengänger seine eigene, private Theorie dazu aufgestellt. Miteinander kompatibel seien diese Theorien nicht. "Schon daran kann man erkennen, dass etwas nicht stimmt."
Kornkreise, Mondglaube, Ufos, Gedankenlesen, Kreationismus, Astrologie - es sind nicht nur solche Themen, mit denen sich die Skeptiker beschäftigen. Das hat auch mit der ersten Präsidentin des Vereins zu tun: Irmgard Oepen, bis 1994 Professorin für Hämatologie am Institut für Rechtsmedizin in Marburg, stand der Alternativmedizin kritisch gegenüber.
Nach dem Grundsatz: "Wo keine Wirkung, da keine Nebenwirkung" demonstrierten die Skeptiker Anfang Februar europaweit in mehreren Städten gegen die Homöopathie - und schluckten eine Überdosis an Globuli. Dies habe bei keinem Teilnehmer zu körperlichen Problemen geführt. Einen wissenschaftlichen Beweis wollten die Skeptiker damit nach eigenen Angaben nicht führen.
Dänikens Theorien kritisch analysiert
Einer der Gründungsmitglieder des Vereins ist der Elektrotechniker Amardeo Sarma. Die ersten Treffen fanden damals in Darmstadt in seiner Wohnung statt, erzählt er. Bereits als Kind habe ihn wissenschaftliches interessiert, "vor allem die Astronomie und die Entstehung des Lebens".
Unter anderem las er auch mit Begeisterung die Bücher des Schweizer Schriftstellers Erich von Däniken über angebliche Besuche von Außerirdischen - und merkte bald, dass da viel Humbug dabei war. Nach und nach suchte er sich die kritischen Schriften, die es dazu gab, zusammen. Bis heute ist es sein Anliegen, möglichst viele sachliche Informationen zu parawissenschaftlichen Themen zu veröffentlichen.
Viermal im Jahr gibt die GWUP dazu etwa das Magazin "Skeptiker" heraus. Einmal im Jahr gibt es eine Tagung. Vorschriften, Empfehlungen oder Ratschläge gibt der Verein ganz bewusst nicht. "Bei uns finden Sie nur eine Anleitung zum kritischen Denken."