Ältere Patienten

Barmer kritisiert Reha-Praxis in Kliniken

Immer mehr ältere Patienten bekommen im Krankenhaus frühe Rehabilitationshilfen. Diese Praxis prangert die Barmer in ihrem aktuellen Krankenhaus-Report an.

Veröffentlicht:
Immer mehr ältere Patienten bekommen im Krankenhaus frühe Rehabilitationshilfen.

Immer mehr ältere Patienten bekommen im Krankenhaus frühe Rehabilitationshilfen.

© Photographee.eu / Fotolia

BERLIN . Für Behandlung und frühe Rehabilitation von betagten Patienten zum Beispiel mit Oberschenkelhalsbruch nehmen sich die Ärzte in Krankenhäusern in drei Vierteln der Fälle mindestens 14 Tage Zeit. Das liest die Barmer aus ihren Daten heraus und unterstellt finanzielle Beweggründe für die ihrer Ansicht nach auffällig synchrone Taktung der stationären Behandlungen eines Großteils geriatrischer Patienten.

"Aus rein medizinscher Sicht darf man ein großes Fragezeichen hinter diese Praxis setzen", sagte Barmer-Chef Professor Christoph Straub am Mittwoch in Berlin. Vorgestellt wurde der Barmer Krankenhausreport. Schwerpunktthema sind die Krankenhausbehandlungen multimorbider älterer Menschen. Von 2006 bis 2015 seien stationäre Aufenthalte dieser Altersgruppe um 80 Prozent von 1,1 auf zwei Millionen gestiegen, heißt es im Report.

Im gleichen Zeitraum setzten die Ärzte bei immer mehr älteren Patienten Rehabilitationsmaßnahmen ein, die als geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung (GFKB) abgerechnet werden können. Wurde die GFKB 2006 noch bei nur knapp 80000 Patienten angewendet, waren es 2015 bereits knapp 223000. "Die massiven Steigerungsraten bei der GFKB sind nicht durch den demografischen Wandel erklärbar, sagte Report-Autor Dr. Boris Augurzky am Mittwoch. Hintergrund könnte die Vergütung sein, die die Kliniken erhalten, wenn der Patient mindestens 14 Tage auf diese Weise behandelt wird.

Die Krankenversicherung rechnet vor, dass die GFKB bei 14 Behandlungstagen um 950 Euro teurer komme als die klassische Rehabilitation, die bei einem Oberschenkelhalsbruch im Schnitt mit 3100 Euro zu Buche schlage. Die Erfolge einer Rehabilitation im Krankenhaus und in der Rehaklinik fallen ausweislich des Reports zudem unterschiedlich aus. Nach einer GFKB würden 47 Prozent der Patienten zu Pflegefällen, nach klassischer Reha nur 40 Prozent.

Wo ältere Patienten mit Rehabilitationsbedarf letztendlich behandelt werden, ist regional unterschiedlich. In den Stadtstaaten werden nach einer Operation deutlich mehr Patienten in der GFKB betreut als in Flächenstaaten. Die Spanne reicht von knapp 25 Prozent in Hamburg bis 4,3 Prozent in Bayern. (af)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Interview zum Krankenhaus-Report 2025

Hochaltrige Patienten: Ambulante Versorgung spielt zentrale Rolle

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

WIdO-Krankenhaus-Report 2025

Neue Strategien in der Versorgung Hochaltriger gefragt

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Von Gelbfieber bis Tollwut

Diese Besonderheiten bei Reiseimpfungen sollten Sie kennen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie steht es um den Datenschutz bei der ePA, Frau Specht-Riemenschneider?

Stoffwechselerkrankungen

Was Diabetes mit der Schilddrüse zu tun hat

Lesetipps
Eine Fraktur wird fixiert.

© Radiographs / stock.adobe.com

Hyperglykämische Stoffwechsellage

Diabetes: Die wenig beachteten Folgen

Einer Person wird Blut abgenommen.

© luaeva / stock.adobe.com

Hohe Sterblichkeit

Diese vier Killer bei Thrombozytopenie nicht übersehen!

Herzinfarkte treffen nicht nur Männer, auch junge Frauen können betroffen sein. Geschlechtersensible beziehungsweise geschlechterspezifische Medizin will Bewusstsein für Geschlechterunterschiede bei Erkrankungen schaffen.

© eternalcreative / Getty Images / iStock

Interview

Gender-Gesundheit: Das Y-Chromosom birgt Risiken