Bremer Klinikum Mitte gesteht Desinfektionsproblem

Das Robert Koch-Institut hat die Umstände des Tods von drei Frühchen im Bremer Klinikum Mitte untersucht - doch der Zwischenbericht lässt viele Fragen offen. Ein Rätsel ist, warum ein Mitarbeiter aus der Umgebung der Neonatologie den Keim hatte, das Stationsteam aber nicht.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Das Bremer Klinikum Mitte räumt Hygienemängel in der Neonatologie ein.

Das Bremer Klinikum Mitte räumt Hygienemängel in der Neonatologie ein.

© dpa

BREMEN. Infektionsquelle unbekannt, Übertragungsweg unbekannt - aber immerhin gilt der Ausbruch von Klebsiellen in der Neonatologie des Bremer Klinikums Mitte (KBM), der drei Frühchen das Leben gekostet hat, als unterbrochen. Das geht aus einem Zwischenbericht des Robert Koch-Institutes hervor.

Das RKI gibt inzwischen die Zahl der Kinder, die mit dem Keim in Berührung gekommen waren, mit 25 an - bisher waren 23 bekannt geworden. Zudem geht das RKI von neun Infektionen aus.

"Wir müssen einräumen, dass wir wahrscheinlich ein Desinfektionsproblem haben", sagte eine Sprecherin der Unternehmensleitung der "Ärzte Zeitung". Die hygienischen Umstände in der Neonatologie "sind offenbar nicht so gewesen, wie sie sein sollten".

Keime auf der Hand eines Mitarbeiters

Tatsächlich hatten Abstriche ergeben, dass die Hand eines Mitarbeiters aus der Umgebung der Station besiedelt war. Unter den Mitarbeitern der Neonatologie selber gab es keinen positiven Befund auf Klebsiellen, teilte die Klinikleitung mit.

Allerdings hält das RKI es für unwahrscheinlich, dass nur ein Mensch die Quelle des Keims ist. Auch den Übertragungsweg der Keime konnte das RKI-Team nicht nachweisen.

Anfang November prüfte ein dreiköpfiges RKI-Team die Umstände um die gestorbenen Frühchen im KBM. Der endgültige Bericht des RKI steht noch aus.

Hygienefachkraft eingestellt

Als Konsequenz aus den Vorfällen soll eine Hygienefachkraft eingestellt werden. Außerdem beschäftigt die Klinikleitung in der Neonatologie zwei neue Pflegekräfte sowie zwei Aushilfen als Extra-Wachen. Zudem sei ein Rufdienst eingerichtet, erklärte die GeNo-Sprecherin.

Damit reagierte Hansen auf die 17 Überlastungsanzeigen, die von Mitarbeitern der Neonatologie die in diesem Jahr der Klinikleitung gegeben wurden.

Früher manchmal nur zwei Pflegekräfte im Dienst

Tatsächlich hatten in manchen Nachtschichten nur zwei Pflegekräfte in der Neonatologie die Frühchen versorgt, hieß es.

"Das hat für uns aber nichts mit dem fatalen Ausbruch der Klebsiellen zu tun", so die Sprecherin. Allerdings sei wie vorgeschrieben immer ein ärztlicher Dienst verfügbar gewesen.

Neonatologie wird vor Weihnachten wieder eröffnet

Unterdessen sind die Entbindungszahlen in der Kinderklinik des KBM dramatisch eingebrochen. "Früher hatten wir vier bis fünf Geburten täglich, jetzt haben wir - wenn überhaupt - eine am Tag", hieß es.

Hochrisikoschwangere werden derzeit in einer wiedereröffneten Station im Klinikum Links der Weser (LDW) versorgt.

Die Neonatologie im KBM soll noch vor Weihnachten wieder eröffnet werden. Zurzeit wird sie desinfiziert.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

238 Abgeordneten legen Gesetzentwurf vor

Gesetzesvorstoß zum Schwangerschaftsabbruch empört Union

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen

Im Schnitt kamen Vertragsarztpraxen im dritten Quartal 2023 auf 60.168 Euro Honorarumsatz aus vertragsärztlicher Tätigkeit.

© PhotographyByMK / stock.adobe.com

Honorarbericht der KBV

Praxen erzielten im dritten Quartal 2023 mehr Umsatz