Welt-Aids-Tag

COVID stoppt in Afrika die AIDS-Prophylaxe

COVID-19 treibt die Infektionszahlen einer anderen Pandemie in die Höhe. In Afrika bahnt sich eine humanitäre Katastrophe an.

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HIV-positive Mutter mit Kind bei der Ausgabe von Medikamenten in einer Ambulanz in Quelimane, Mosambik (Archivbild). Wegen des Corona-Lockdowns sind derzeit viele Behandlungsstellen in afrikanischen Ländern geschlossen.

HIV-positive Mutter mit Kind bei der Ausgabe von Medikamenten in einer Ambulanz in Quelimane, Mosambik (Archivbild). Wegen des Corona-Lockdowns sind derzeit viele Behandlungsstellen in afrikanischen Ländern geschlossen.

© Ulrich Doering / imageBROKER / picture alliance

Berlin. Die Corona-Pandemie birgt hohe Risiken für HIV-Infizierte in armen Ländern. Die zum Teil harten Lockdowns in den Ländern südlich der Sahara behindern die Gaben antiretroviraler Therapien an HIV-Infizierte und von Prä-Expositions-Prophylaktika (PrEP).

Dies geschieht, weil Behandlungs- und Beratungsstellen entweder geschlossen haben, oder weil die Menschen aus Angst vor COVID-19 die Stellen meiden. Darauf hat Winnie Byanyima, die Leiterin des Aids-Hilfe-Programms der Vereinten Nationen (UNAIDS) in einem Pressegespräch verwiesen. UNAIDS versuche derzeit, die Regierungen dazu zu bewegen, mehrere Monate anhaltende Prophylaktika anzuschaffen, um vor allem junge Frauen wenigstens vor HIV-Infektionen zu schützen. Sie seien aufgrund der Pandemie zudem zunehmend sexueller Gewalt ausgesetzt.

COVID treibt HIV-Infektionen

COVID-19 werde die Neuinfektionen mit HIV im Jahr 2020 voraussichtlich um 293.000 weltweit ansteigen lassen, sagte Byanyima. UNAIDS rechnet zudem mit 148.000 Aidstoten aufgrund der schlechteren Versorgungslage. Das Ziel, AIDS bis 2030 zu eliminieren sei in Gefahr.

Tatsächlich ist der Abbruch oder die Unterbrechung der antiretroviralen Behandlungen sogar noch weitaus tödlicher, als es die rein auf Aids gerechneten Zahlen aussagen. Darüber hinaus gehende Modelle gehen davon aus, dass das Unterbrechen dieser Therapien und die fehlende Prophylaxe aufgrund von COVID-19 mehr als 500.000 zusätzliche Todesfälle in afrikanischen Ländern südlich der Sahara auslösen könnte. Dies vor allem deshalb, weil die Patienten dann stärker anfällig für Tuberkulose und Malaria seien.

Junge Frauen stark betroffen

Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der weltweit jährlich rund 700.000 Neuinfektionen mit HIV finden in den Ländern südlich der Sahara statt. Besonders stark betroffen sind junge Frauen zwischen 15 und 24 Jahren.

COVID-19 wirkt wie ein Verstärker für diese Trends. Die internationale Hilfsorganisation ONE rechnet mit 40 Millionen Menschen in der Region, die 2020 die Grenze zur absoluten Armut unterschreiten und von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag leben müssen. Gleichzeitig sänken die für den Kampf gegen HIV zur Verfügung stehenden Hilfsgelder dramatisch. Von den 2020 weltweit benötigten 26 Milliarden US-Dollar stünden lediglich zwei Drittel zur Verfügung. (af)
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