Informationslücken schließen

Corona-Expertenrat empfiehlt Neustart der Risikokommunikation

Die Corona-Pandemie deckt Schwächen in der Risiko- und Gesundheitskommunikation der Bundesregierung auf: Der Corona-Expertenrat fordert nun neue Institutionen und zielgruppengenaue Informationen.

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Geben sich wöchentlich alle Mühe, die Pandemielage zu erklären. Trotzdem gibt es in der Bevölkerung große Informationslücken. Deshalb empfiehlt der Expertenrat der Bundesregierung eine neue Form der Risikokommunikation.

Geben sich wöchentlich alle Mühe, die Pandemielage zu erklären. Trotzdem gibt es in der Bevölkerung große Informationslücken. Deshalb empfiehlt der Expertenrat der Bundesregierung eine neue Form der Risikokommunikation.

© Wolfgang Kumm/dpa

Berlin. Die Pandemie hat Schwächen in der Gesundheitskommunikation der Regierung aufgezeigt und eine Reaktion des Expertenrates ausgelöst. Trotz annähernd wöchentlicher öffentlicher Briefings der beiden bislang in der Pandemie amtierenden Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Professor Karl Lauterbach (SPD) mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts Professor Lothar Wieler und weiteren Experten zeigen sich Informationslücken in der Bevölkerung, zum Beispiel in der Frage von Nebenwirkungen der Impfungen.

Auf Mängel in der Risiko- und Gesundheitskommunikation hat nun der beim Kanzleramt angesiedelte Expertenrat der Bundesregierung hingewiesen. „Um das Individuum und die Gesellschaft in ihrer Selbstwirksamkeit und risikokompetentem Verhalten zu unterstützen, ist eine reaktionsschnelle, evidenzbasierte, zielgruppen- und nutzerspezifische Risiko- und Gesundheitskommunikation unabdingbar“, heißt es in der fünften Stellungnahme des 19-köpfigen Gremiums. Eine koordinierte Risiko- und Gesundheitskommunikation sei in Deutschland bislang nicht institutionalisiert.

Mehrere Stellen sind zuständig

Das RKI ist nach eigenen Angaben eher zuständig für Information und Beratung der Fachöffentlichkeit. Die Information der Bürger, um „eigenverantwortliches Gesundheitshandeln zu ermöglichen“, hingegen liegt ausweislich deren Internetauftritt bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

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Mit der Gesundheitsstudie „Nationale Kohorte“ gibt es zudem ein Forschungsnetzwerk, dass 18 Forschungszentren umfasst und Daten gewinnen kann. Es untersucht mit rund 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern infektionsepidemiologische Fragen zum Gesundheitszustand, zum Infektionsstatus und zu Verhaltensänderungen aufgrund der Pandemie.

Drei Punkte zum Beackern

Die Experten haben drei Arbeitsfelder identifiziert, die an dieser Stelle beackert werden sollten.

  • Zunächst sollten Strukturen geschaffen werden, die das Zusammenführen medizinischer und epidemiologischer Informationen ermöglichen, die Akzeptanz von Maßnahmen sowie die Impfbereitschaft abfragen sowie Trends und Falschinformationen identifizieren können.
  • In einem weiteren Schritt sollten dann alle relevanten Daten, Statistiken und Kennzahlen in nutzerzentrierte und zielgruppenspezifische Informationsformate übersetzt werden. Dabei sollten die Bildungsvoraussetzungen sowie kulturelle, sprachliche und altersabhängige Unterschiede berücksichtigt werden. Die Verbreitung dieser Informationen sollte die „multiplen Kanäle einer modernen Informationsgesellschaft“ nutzen und dabei auch Multiplikatoren wie Ärzte und Pflegepersonal, Sozialarbeiter und Lehrer sowie zum Beispiel auch religiöse Funktionsträger einsetzen, schlagen die Experten vor. Dafür benötigten diese Gruppen entsprechende Aufträge.
  • Die eingesetzten Mittel sollten früh und dauerhaft evaluiert werden, zum Beispiel durch das Einbeziehen von Angehörigen der Zielgruppen. So sollen unbeabsichtigte Effekte vermieden werden.

Der Rat empfiehlt in seiner Stellungnahme, die Infrastruktur für Risiko- und Gesundheitskommunikation schnell auszubauen. Die beteiligten Stellen sollten fachlich unabhängig arbeiten können. (af)

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