Nationaler Plan nötig

Diabetologen drängen auf Verabschiedung der Diabetes-Strategie

Am Donnerstag will der Bundestag über einen Antrag der Koalition für eine nationale Diabetes-Strategie beraten. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft formuliert klare Erwartungen.

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DDG-Präsidentin Professor Monika Kellerer kritisiert, dass es in Deutschland immer noch keine nationale Diabetesstrategie gibt.

DDG-Präsidentin Professor Monika Kellerer kritisiert, dass es in Deutschland immer noch keine nationale Diabetesstrategie gibt.

© Dirk Michael Deckbar

Berlin. Diabetologen haben die Koalition davor gewarnt, die für Donnerstagabend anberaumte Beratung einer nationalen Diabetes-Strategie im Bundestag erneut platzen zu lassen.

„Während Länder wie Großbritannien, Finnland und Österreich bereits eigene nationale Strategien beschlossen und umgesetzt haben, existiert in Deutschland immer noch kein Konzept, wie wir steigende Erkrankungszahlen und die zunehmend schlechte Versorgungssituation eindämmen können“, sagte die Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Professor Monika Kellerer, am Montag.

Zweithäufigste Diabetesrate

Deutschland habe mit rund sieben Millionen Betroffenen die zweithäufigste Diabetesrate in Europa, sagte Kellerer. Jedes Jahr erkranke über eine halbe Millionen Menschen neu daran. Für 2040 gingen Schätzungen von rund zwölf Millionen Betroffenen aus. „Das hängt auch damit zusammen, dass wir bis heute keinen politischen Rahmenplan gegen diese Volkskrankheit haben“, so Kellerer. Sie hoffe daher, dass die Koalition das Thema nun endlich „konsequent“ angehe.

Die Diabetes-Strategie stand bereits zwei Mal kurz vor dem Abschluss, wurde dann aber wegen koalitionsinternem Streit wieder vertagt. Am Donnerstag wollen Union und SPD einen dritten Anlauf wagen und einen entsprechenden Antrag zum Start eines bundesweiten Rahmenplans in den Bundestag einbringen.

Der Antrag sieht zahlreiche Prüfanträge an die Bundesregierung vor, mit der die Versorgung, aber auch Prävention und Erforschung des Diabetes mellitus verbessert werden soll.

Forderung nach Gesamtkonzept

„Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Konzept, das von Prävention über Forschung und Früherkennung bis hin zu fächer- und sektorenübergreifenden Versorgungskonzepten reicht“, sagte DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. Es wäre fahrlässig, konkrete Maßnahmenpakete aus politischen Erwägungen heraus zu streichen und damit die Gesundheit künftiger Generationen aufs Spiel zu setzten, warnte Bitzer.

DDG-Präsidentin Kellerer rief die Koalitionäre dazu auf, auch die Zahl der Krankenhausbetten mit Schwerpunkt „Endokrinologie und Diabetologie“ in den Blick zu nehmen. Diese hätten sich im Gegensatz zu fast allen anderen internistischen Schwerpunkten in den vergangenen zwei Jahrzehnten „dramatisch“ reduziert. Auch die Zahl der klinischen Lehrstühle für Diabetologie nehme rasant ab.

DDG: Zu wenig Lehrstühle

An den 37 staatlichen medizinischen Fakultäten sei das Fach nur noch mit acht bettenführenden Lehrstühlen vertreten, kritisierte Kellerer. Medizinstudierende und Auszubildende in anderen medizinischen Fachberufen kämen deshalb zu wenig mit dem Fachgebiet Diabetes in Kontakt.

Ebenso müsse der Ausbau der digitalen Versorgungsangebote insbesondere in den strukturschwachen Regionen vorangetrieben werden. All das fehle im Antrag der Koalition. (hom)

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