Interview
"Die Studie spiegelt die Situation aller Ärzte wider"
Ärzte leben gesünder und treiben mehr Sport als ihre Patienten? Nein - und das ist keine gute Vorbildfunktion, sagt Professor Klaus Scheuch, Leiter der Ärzte-Studie.
Veröffentlicht:Ärzte Zeitung: Professor Scheuch, Sie haben eine sächsische Ärztestudie vorgelegt. Beschreiben Sie nur eine regionale Situation?
Professor Scheuch: Der Einwand kam. Es hieß dann, der positive Grundtenor spreche für eine besonders gute Situation im Freistaat. Das stimmt aber nicht, die Studie lässt sich übertragen. Die Studie hebt sich von anderen ab, da sie sich auf die reale Situation im Arztberuf, aber auch auf mögliche Ressourcen orientiert. Wir wollten weg von dem üblichen Katastrophieren. Zum Beispiel, indem wir zeigen, dass zwar viele Ärzte aufgrund erheblicher Belastung oft erschöpft sind, aber deswegen noch lange nicht an Burn-Out leiden. Die Quote der Ärzte, die berufsunfähig werden, ist im Vergleich zu anderen Berufsgruppen verschwindend gering. Die Bedingungen in Sachsen sind sicher nicht besser als anderswo in Deutschland.
Ärzte Zeitung: Was hat Sie bei der Analyse besonders überrascht?
Scheuch: Wie schon gesagt, der geringe Burn-Out-Anteil. Negativ ist mir aufgefallen, dass bei angestellten Ärzten das Gefühl ausgeprägt ist, dass der Aufwand nicht dem Nutzen entspricht. Das ist ausgesprochen ungünstig für die Gesundheit. Außerdem hätte ich mehr Unterschiede bei Frauen und Männern erwartet, die sind aber eher selten. Es gibt sie häufiger im sozialen als im beruflichen Bereich. So sind bei älteren Ärzten die weiblichen wesentlich häufiger allein lebend oder geschieden als bei den männlichen. Im Privatleben scheint die Situation bei den Ärztinnen komplizierter zu sein als bei den Ärzten.
Ärzte Zeitung: Trotz des Stresses rauchen und trinken Ärzte nicht häufiger als andere Menschen. Freut Sie das?
Scheuch: So richtig erfreuen kann einen das nicht. Denn eigentlich kann man von Ärzten bessere Ergebnisse erwarten. Sie sind bestens informiert, was für Folgen Tabak, Alkohol und andere Drogen haben können, konsumieren aber trotzdem. Auch beim Sport liegen sie nur im Durchschnitt. Das hat ja nicht nur was mit der Gesundheit der Ärzte zu tun, sondern auch mit ihrer Vorbildfunktion. Im Durchschnitt zu liegen ist also zu wenig.
Die Fragen stellte Thomas Trappe
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