EU analysiert Risiko durch endokrine Stoffe

Inwieweit können endokrin wirksame Substanzen Gesundheitsrisiken bedeuten? Dieser Frage geht nun die EU-Kommission nach.

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BRÜSSEL. Viele Auswirkungen von chemischen Stoffen auf die Gesundheit und die Umwelt stellen Wissenschaft und Gesundheitssysteme vor große Rätsel.

In einer Studie will die EU-Kommission bis 2016 deshalb herausfinden, inwieweit endokrin aktive Substanzen (EAS) Hormonaktivitäten im Körper von Mensch und Tier beeinflussen können.

Auf der Suche nach einer Definition für endokrine Disruptoren hatte die EU-Kommission zunächst eine Online-Konsultation gestartet.

Die im Zeitraum von fünf Monaten von Ärzten, Wissenschaftlern, öffentlichen Gesundheitsstellen und Ministerien sowie betroffenen Patienten übermittelten über 27.000 Beiträge bilden für die Generaldirektion Gesundheit der EU-Kommission und der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (Efsa) die Grundlage für eine systematische Datenanalyse.

Menschen und Tiere können demnach sowohl durch die Ernährung als auch über andere Quellen einer Vielzahl von endokrin wirksamen Stoffen ausgesetzt sein. "Diese können natürlich vorkommen - wie Phytoöstrogene in Soja - oder künstlich hergestellt worden sein.

Beispiele für endokrin aktive Substanzen, die mitunter in Lebens- und Futtermitteln nachgewiesen werden, umfassen Pestizide, Dioxine und PCB sowie eine Reihe von in Lebensmittelkontaktmaterialien enthaltene Substanzen wie Bisphenol A (BPA)", zählt Efsa auf.

Drei Wege in den Organismus einzugreifen

Einige endokrin wirksame Substanzen werden aufgrund ihrer Eigenschaften gezielt in der Medizin eingesetzt - etwa in Antibaby-Pillen oder Schilddrüsen-Präparaten.

Ob eine endokrin wirksame Substanz jedoch eine Gefahr darstellt, sprich ob sie als potenzieller endokriner Disruptor betrachtet werden kann, hängt mit ihrer Fähigkeit zusammen, das endokrine System zu stören und infolgedessen eine Beeinträchtigung hervorzurufen.

Nach Ansicht der EU-Kommision stehen die Disruptoren in Verdacht, in wenigstens drei Wegen störend in den Organismus einzugreifen:

- Erstens imitieren sie die Aktivität von natürlich produzierten Hormonen wie Östrogen oder Testosteron und lösen damit ähnliche chemische Reaktionen im Körper hervor (Hormon-Agonisten).

- Weiterhin blockieren sie die Hormonrezeptoren in Zellen und verhindern so die Wirkung von normalen Hormonen (Hormon-Antagonisten).

- Sie beeinflussen darüber hinaus die Synthese, den Transport, den Metabolismus und die Ausscheidung von Hormonen und ändern hierdurch die Homöostase von natürlichen Hormonen im Organismus.

Das Ziel der nun von der EU-Kommission angestrengten Risikobewertung besteht darin, die Frage zu beantworten, inwieweit eine endokrin wirksame Substanz bei einer gegebenen oder zu erwartenden Exposition gesundheitliche Schäden verursacht und wo die Grenzen für eine unbedenkliche Exposition zu ziehen sind.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt mit dem Schwerpunktprogramm "THYROID TRANS ACT" die Forschungsarbeiten auf europäischer Ebene. (taf)

Weitere Informationen gibt es unter www.thyroidtransact.de.

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