EU debattiert über Nährwert-Ampel auf Lebensmitteln
Sollen Verbraucher Nährwertangaben auf Verpackungen mit der Lupe suchen müssen oder sich an einer Ampel orientieren? Darüber stimmt das EU-Parlament ab.
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Geht es nach dem Willen vieler Europaparlamentarier, sollen Verpackungen mit einer Nährwertampel ähnlich wie dieser versehen werden.
© Jensen / dpa
BRÜSSEL. Gehört beim Einkaufen im Supermarkt neben dem Barcodescanner künftig auch eine Lupe am Einkaufswagen zur Standardausrüstung oder werden die Verbraucher mit Ampelsignalfarben vor hohem Fett-, Zucker- oder Energiegehalt in Lebensmitteln gewarnt? Das Europäische Parlament (EP) stimmt am Mittwoch über die Vorschläge ab.
Geht es nachdem Willen der EU-Kommission, sollen Nährwertangaben bald auf allen Lebensmittelverpackungen zu finden sein. Mit der neuen Verordnung zur Lebensmittelkennzeichnung sollen im Hauptblickfeld der Verpackung in einer Schriftgröße von drei Millimetern entsprechende Informationen aufgedruckt werden. Zu winzig, um ohne Lupe auszukommen, sagen Kritiker. Der Ministerrat berät parallel zum Parlament, will aber mindestens 1,2 cm große Buchstaben durchsetzen.
Aus dem EU-Parlament stammt dagegen die Idee eines Ampel-Systems. Ein Vorschlag zur Einführung eines solchen Systems ist im EP-Umweltausschuss kürzlich knapp gescheitert. Das Ampel-System sieht vor, grüne, gelbe und rote Symbole entsprechend der relativen Mengen von Energie, Fett und Zucker in Lebensmittel anzugeben.
Viele Verbraucher wünschen sich aber auch Informationen über die CO2-Bilanz bei der Herstellung des Produktes. Die Abgeordneten fordern daher, dass beim Verkauf von Fleisch, Geflügel, Fisch, Molkereiprodukten, frischem Obst und Gemüse auch das Herkunftsland angegeben werden soll. Gleiches soll für Fleisch, Geflügel und Fisch gelten, wenn diese sich als Zutat in verarbeiteten Lebensmitteln befinden. Die EU-Parlamentarier wollen zudem auch Regeln zur Kennzeichnung von Allergiestoffen festschreiben. Diese müssten dann auch von Restaurants beachtet werden.
"Wir haben eine vernünftige Blaupause erstellt, die den Interessen der Verbraucher und der Hersteller gleichermaßen entgegenkommt", sagt die CDU-Europaabgeordnete und EP-Berichterstatterin Renate Sommer. Sie ist gegen eine Ampel, weil diese beispielsweise natursüße Fruchtsäfte schlechter stellen würde als ein Colagetränk. Der Arzt und gesundheitspolitische Sprecher der Christdemokraten im EU-Parlament, Dr. Peter Liese, weist darauf hin, dass der Energiegehalt weiterhin in Kilokalorien und nicht wie von der EU-Kommission vorgesehen, in Kilojoule angegeben werden soll. Für deutsche Verbraucher ist das sicher besser, da sie an Kilokalorien als Bezugsgröße gewöhnt sind.