Neue EU-Behörde HERA
EU geht mit Geld und Ideenpaket in die Corona-Offensive
Die EU-Kommission will nicht länger Prügelknabe sein: Präsidentin Ursula von der Leyen ruft eine neue Phase im Kampf gegen COVID-19 aus. Die neue EU-Behörde HERA soll dabei helfen. Das sind ihre fünf Schwerpunkte.
Veröffentlicht:Brüssel. Die Europäische Kommission schlägt Alarm. „Je mehr Ansteckungen es gibt, umso größer wird die Zahl potenzieller Varianten des ursprünglichen Coronavirus“, stellte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Brüssel fest. Mit anderen Worten: „Wir stehen am Beginn einer neuen Etappe im Kampf gegen das Virus, die eine bedeutende Änderung unserer Strategie erfordert.“
Wochenlang hat die Brüsseler Verwaltung viel Prügel für Versäumnisse und Pannen bei der Bestellung und Beschaffung von Impfstoffen bekommen. Nun will die Behörde die Initiative zurückgewinnen und alles besser machen. Dazu passte am Mittwoch dann auch diese Ankündigung: Mit dem US-Hersteller Moderna wurde ein Vertrag über die Lieferung von weiteren 300 Millionen Impfdosen abgeschlossen. Wann diese bereitstehen, wurde nicht gesagt.
33 Millionen Dosen wurden ausgeliefert
Die bisherige Bilanz, so von der Leyen, könne „sich sehen lassen“: 33 Millionen Dosen der drei zugelassenen Vakzine wurden an die 27 Mitgliedstaaten bisher ausgeliefert. 22 Millionen Menschen konnten geimpft werden, von denen sieben Million bereits die zweite Impfung bekommen haben. Nicht viel, aber eben doch weitaus besser, als dies in den zurückliegenden Wochen oft behauptet wurde.
Doch nun kommt „HERA Inkubator“, ein mit Initiativen prall bestücktes Programm, die von einer neu zu gründenden Behörde mit dem Namen „Health Emergency Response Authority“ (HERA) initiiert werden sollen. Es geht im Wesentlichen um fünf Schwerpunkte:
- So unterstützt Brüssel mit 75 Millionen Euro die konsequente Sequenzierung, also die weitergehende Auswertung der Tests, um herauszufinden, wo bereits welche Mutanten verbreitet sind.
- 150 Millionen Euro sollen die Impfstoff-Hersteller bekommen, um ihre bisherigen Vakzine schneller an die neuen Mutanten anzupassen. Ein neues Projekt unter dem Namen „Vaccelerate Covid-19“ wird als Netzwerk für klinische Forschung gegründet, an dem 180 Kliniken und Mediziner aus 16 EU-Mitgliedstaaten sowie der Schweiz und Israel beteiligt sind. Es soll die Forschung beschleunigen, um schnell weitere Vakzine für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und auf künftige Mutationen des Virus vorbereitet zu sein.
- Die Marktzulassung angepasster Vakzine durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in Amsterdam wird beschleunigt. Wie schon bei Grippe-Impfstoffen müssen neue Produkte nicht noch einmal die komplette Testreihe durchlaufen.
- Außerdem will die Kommission auch die Zertifizierung neuer oder umgebauter Produktionsanlagen zügiger durchziehen. Damit nicht genug: Die EU plant ein dichtes Netz von Produktionsstätten innerhalb der Union aufzubauen, um schneller auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Neben der Installation geeigneter „Fabriken“ gehört dazu auch die Schulung speziell ausgebildeten Personals. „Es wird Brücken zwischen Forschung, Industrie und Behörden geben, um die Prozesse zu beschleunigen“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
Regierungschefs sollen HERA rasch absegnen
Bereits in der kommenden Woche will von der Leyen ihren Plan „HERA Inkubator“ von den Staats- und Regierungschefs der EU absegnen lassen. Unterm Strich zeigte man sich in Brüssel überzeugt davon, dass dies eine zupackende Initiative sein wird, mit der man aus den negativen Schlagzeilen herauskommen und in den kommenden Wochen die bisherigen Engpässe bei Impfstofflieferungen beseitigen könne.
Das erscheint nicht einmal unwahrscheinlich, denn inzwischen hat auch der US-Konzern Johnson&Johnson sein Vakzin für die EU-Zulassung bei der EMA angemeldet. An diesen Impfstoff knüpft Brüssel große Hoffnungen. Denn er soll mit nur einem Piks den gleichen Schutz garantieren wie andere mit zweien.