Aufregung in der Nationalversammlung
Frankreich: Premierministerin mit E-Zigarette sorgt für ordentlich Dampf im Parlament
Frankreich verschärft die Maßnahmen gegen das Rauchen. Dass die Premierministerin davon nahezu unbeeindruckt selbst in der Nationalversammlung an ihrer E-Zigarette zieht, findet die Opposition unerhört.
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Selten ohne E-Zigarette zu sehen, selbst im Parlament: Frankreichs Premierministerin Elisabeth Borne.
© Xose Bouzas/Hans Lucas/picture alliance
Paris. Einen Tag nach der Ankündigung von neuen Maßnahmen gegen das Rauchen, die sich vor allem an die französische Jugend richten, wurde Premierministerin Elisabeth Borne beim Dampfen im Plenarsaal der Nationalversammlung erwischt. Der Vorfall amüsiert die Opposition, aber nicht die Regierung.
Am 28. November stellte Gesundheitsminister Aurélien Rousseau einen neuen Plan gegen das Rauchen vor. Neben erheblichen Preiserhöhungen werden alle Strände, öffentlichen Parkanlagen sowie das Umfeld von Schulen zu Nichtraucherzonen erklärt. Verboten werden auch Einwegdampfzigaretten, die sogenannten „Puffs“, die bei der Jugend besonders beliebt sind, sowie andere Formen von rauchfreien Nikotinprodukten.
Dies reicht aber nicht, um die langjährige Raucherin Elisabeth Borne, seit Mai vergangenen Jahres Frankreichs Premierministerin, endlich zur Nichtraucherin zu machen. Schon mehrmals hatten einige Politiker, vor allem aus der Opposition, die Neigung der Premierministerin, auch in den Sitzungssälen des Parlamentes rasch und diskret zu dampfen, beobachtet und kritisiert. Vergangenen Mittwoch wurde es aber der linken Abgeordneten Caroline Fiat zu viel. Als sie im Plenarsaal der Nationalversammlung in Anwesenheit von Borne das Wort hatte, unterbrach sie ihre Rede um diese zu bitten, nicht während ihrer Ansprache zu dampfen. Fiat warf Borne totale Missachtung des Parlaments vor. „ Auch Regierungsmitglieder müssen sich an die Gesetze halten, die hier beschlossen werden“, empörte sich die gelernte Krankenpflegerin Fiat.
Da Plenarsitzungen auch im TV und online übertragen werden, verbreiteten sich Bornes Dampfwolken sehr rasch in allen Medien, obwohl die Premierministerin selbst nicht beim Dampfen gefilmt wurde. Sicher ist aber eines: das alte Prinzip „tue, was ich sage, aber nicht was ich mache“, passt nicht mehr in das heutige politische Klima. Theoretisch droht Borne jetzt eine Strafe in Höhe von 150 Euro, weil das Rauchen in öffentlichen Gebäuden seit 2007 streng verboten ist. Ob sie jetzt eine Mahnung bekommen wird, ist jedoch mehr als unsicher. (DDB)