In der Schule
Hausärzte machen Lust auf ihren Beruf
Hausärzte in Sachsen-Anhalt versuchen, schon im Gymnasium Interesse an ihrem Beruf zu wecken. Die authentischen Berichte aus ihrem Berufsalltag kommen bei den Schülern gut an.
Veröffentlicht:HALBERSTADT. Medizin nur was für Einser? Hausarzt ein Job für Dich? Sachsen-Anhalts Hausärzte wollten Gymnasiasten aus dem Harzkreis Lust auf den Beruf machen und luden zu einem gemeinsamen Nachmittag ins Käthe-Kollwitz-Gymnasium Halberstadt ein.
Henrik Straub, Allgemeinmediziner aus Derenburg, brachte Fotos einer typischen Harzer Familie mit. Die über 90-jährige Urgroßmutter war zu sehen, deren Kinder sowie die Nachgeborenen der jüngeren Generationen, von denen einige gerade im Kita-Alter sind.
Der Hausarzt kennt sie alle, weiß, dass er bei einem etwas stämmigen Mittfünfziger kontinuierlich Werte kontrollieren, ihn zu gesundem Essen, mehr Bewegung animieren muss, weil auch Vater und Großvater einen Schlaganfall hatten.
Beide Male hat der Arzt schnell reagiert, sodass schwere bleibende Schäden verhindert werden konnten. "Das macht unseren Beruf aus."
Für die Menschen da und ihr Vertrauter zu sein, helfen zu können und Dankbarkeit zu erleben. "Ich habe eine ganze Sammlung von Bildern, die Kinder für mich gemalt haben."
Keine lähmenden Routinen
Ein Alltag mit immer wieder neuen Facetten, der nicht lähmt durch Routine - das sind auch die Erfahrungen der Hausärztin Doreen Steinke aus Oschersleben und von Thomas Dörrer aus Teutschental. Professor Andreas Klement waren diese Erfahrungen eine zeitlang verloren gegangen.
"Was mich in die Medizin getrieben hatte, war die Nähe zu Menschen und ein ehrliches Feedback." Das aber fehlte ihm bei der Arbeit als Chirurg. Klement sattelte um, wurde Allgemeinmediziner, praktiziert heute als Hausarzt in Dresden und ist Sektionsleiter Allgemeinmedizin an der Uni Halle.
Zum Medizinstudium war er auf dem zweiten Bildungsweg gekommen. "Wer wirklich Arzt werden will, schafft das auch. Das sehen sie an mir", machte er den Gymnasiasten Mut, die der Numerus clausus (in Sachsen-Anhalt 1,0) abschreckt.
Viele Förderungsmöglichkeiten
Klement zeigte Alternativen auf: Wartesemester, Studium über die Bundeswehr, an privaten Universitäten oder im Ausland. Da Hausärzte in Sachsen-Anhalt - aufgrund überdurchschnittlich vieler Behandlungsfälle - ein zufriedenstellendes Einkommen erreichen können, konnte Klement den Gymnasiasten Angst vor möglichen Studiengebühren und Ausbildungskrediten nehmen.
Weitere Argumente für die Entscheidung pro Allgemeinmedizin lieferte Conny Zimmermann von der KV, die über die vielfältigen Förderungen im Studium, in der Weiterbildungszeit und bei der Übernahme oder Neugründung einer Praxis informierte.
Wilhelm Steinke aus Oschersleben zeigte sich jedenfalls sicher: "Ich werde Arzt, sicher auch Hausarzt." Da er kein 1,0-Abitur erreichen wird, hat er sich zum Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Krankenhaus angemeldet und könnte sich auch vorstellen, einen Pflegeberuf zu erlernen.
"Dann klappt es auch bestimmt." Insgesamt war diese Art der Nachwuchswerbung neu - und gelungen.